Bad Meinberg privatisiert Kurortmanagement

am . Veröffentlicht in Gesundheitstourismus & Medical Wellness

In Bad Meinberg in NRW soll der Kurbetrieb komplett privatisiert werden. Die Entwicklung und das Management des Kurortes soll nach dem Wunsch des bisherigen Trägers und der Stadt Horn-Bad Meinberg künftig ein privates Unternehmen in eigener Regie übernehmen. Welche Folgen das für die Mitarbeiter haben soll, ist  bislang nicht bekannt.

Der bisherige Träger – der Landesverband Lippe – habe dazu in Abstimmung mit der Stadt Horn-Bad Meinberg den Betrieb des Staatsbades Meinberg europaweit ausgeschrieben. Die Ausschreibungsfrist für den Teilnahmewettbewerb endet am 18. August 2014. Nach Bieterauswahl schließe sich die indikative Angebotsphase an. Das Vergabeverfahren soll bis zum 31. Dezember 2014 abgeschlossen sein. Übernimmt ein privates Unternehmen den Staatsbadbetrieb ab dem 1. Januar 2015, wäre dies bundesweit ein Novum: ein Kurort aus privater Hand.

Der künftige, privatwirtschaftliche Betreiber soll nach den Vorstellungen von Landesverband und Stadt privatwirtschaftliche wie auch öffentliche Aufgaben übernehmen. Für die Erfüllung der öffentlichen Aufgaben würden beide Partner Zuschüsse geben –  im Wesentlichen die Kurtaxeinnahmen, die aktuell 400.000 € jährlich betrügen.

Das Aufgabenspektrum umfasse die Entwicklung und Vermarktung attraktiver, marktfähiger Produkte und Dienstleistungen gemeinsam mit den lokalen Partnern vor Ort, Marketing und Markenentwicklung, Qualitätsmanagement, die Bereitstellung grundlegender Services und Angebote eines Kurortes, die Bereitschaft, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort Impulsgeber, Netzwerkmanager und Projektsteuerer zu sein, die Übernahme von Schlüsselimmobilien und die Nutzung und Weiterentwicklung der Infrastruktur des Kurortes.

Der künftige private Betreiber könne und soll somit das herkömmliche Kurortkonzept auf den Kopf stellen und zeigen, dass sich mit privatwirtschaftlichem Engagement ein Kurort am Markt erfolgreich behaupten könne.

Der Landesverband Lippe als bisheriger Träger habe sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre und der aktuellen Situation des Staatsbades Meinberg zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Seine Staatsbad Meinberg GmbH schreibe Verluste, weil jährlich nur noch rund 800 Kurgäste nach Bad Meinberg kämen, deren Aufenthalt ein Sozialversicherungsträger finanziere.

Der Landesverband Lippe führe deshalb seit 2012 Gespräche mit der Standortkommune, der Stadt Horn-Bad Meinberg, über die Zukunft des Staatsbades Meinberg. Beide Partner hätten die Unternehmensberatung Project M im Frühjahr 2014 beauftragt, einen Masterplan für Bad Meinberg zu erstellen. Im aktuell laufenden Prozess zu Erstellung dieses Masterplans hätten erste Zwischenergebnisse gezeigt, dass der Kurort Bad Meinberg Potenziale und somit eine Zukunft habe.

Aufgabe sei es, diese Potenziale zu heben und Bad Meinberg erfolgreich im Markt für Tourismus mit gesundheitlichem Mehrwert, im Markt für zunehmend privat bezahlte Gesundheitsprävention sowie im Markt für die Behandlung von spezifischen gesundheitlichen Indikationen zu etablieren. Dies sei nach Auffassung des Landesverbandes Lippe und der Stadt Horn-Bad Meinberg eine unternehmerische Aufgabe, die Kreativität, professionelles Management und wirtschaftliche Kompetenz und Leistungsfähigkeit erfordere und von einem privaten Unternehmen deutlich besser erfüllt werden könne als von einem öffentlichen Träger.

Welche Auswirkungen die Privatisierung auf das Personal und die zahl der Arbeitsplätze haben könnte, ist derzeit nicht bekannt. Insgesamt wird dem potenziellen Investor freie Hand bei der Ausgestaltung seiner Aufgaben gegeben.

Die Ausschreibung sieht folgende Aufgaben vor:
"Übernahme der kompletten Aufgaben zur Entwicklung und zum Betrieb des Staatsbades Meinberg auf eigene Rechnung. Dazu gehören insbesondere der Betrieb und das Management von Kur-, Wellness- und Serviceeinrichtungen, die Kurgastbetreuung, die Bereitstellung und Abgabe der Kurmittel, das Marketing für den Kurort, die Vernetzung der lokalen Akteure, die Entwicklung und Vermarktung zukunftsfähiger Produkte und Dienstleistungen des Kurortes auf eigene Rechnung gemeinsam mit lokalen Partnern, der Betrieb der Vermarktungsplattform des Kurortes, die Abrechnung der Kurleistungen gegenüber den Kostenträgern und die Einziehung des Kurbeitrages unter Beachtung der hierfür geltenden Bestimmungen. Für einige von den vorgenannten Aufgaben wird von den öffentlichen Trägern ein Budget (Zuschuss) zur Verfügung gestellt. Hierzu erwirbt der private Vertragspartner die für den Betrieb des Staatsbades zurzeit relevanten Immobilien: „Stern-Gesundheitskomplex“, „Ballhaus“ „Länderwaldpark Silvaticum“, „Rose Badehaus“, „Badehaus“, „Kurgastzentrum“, „Historischer Kurpark“, „Seekurpark“, „Bergkurpark“ und „Moorstich“. Er kann diese im Rahmen der bau- und förderrechtlichen Bestimmungen frei entwickeln. Das zukünftige Nutzungskonzept – insbesondere für die Immobilien – ist Gegenstand des Verhandlungsverfahrens. Es ist nicht beabsichtigt, dem Investor Vorgaben für die künftige Nutzung der Immobilien im Einzelnen zu machen."

http://www.landesverband-lippe.de

Tags: Bundesland: Nordrhein-Westfalen
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