Tourismus in ländlichen Räumen: Kirchturmdenken als Hemmnis
Auf bundesweit vier Regionalkonferenzen wurde jetzt ein erster Werkstattbericht des vom Deutschen ReiseVerband (DRV) verantworteten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderten Projektes zur "Förderung des Tourismus in ländlichen Räumen" präsentiert. Die Erkenntnisse sind nicht neu.
Die mit insgesamt rund 230 Vertretern aus Bundes- und Landespolitik, Unternehmen, Tourismusmarketing und Wissenschaft besuchten Veranstaltungen in Lauenburg, Suhl, Geisingen und Wald (Ostallgäu) bestätigten den vielerorts akuten Handlungsbedarf, zum Beispiel bei der Überwindung hemmender Strukturen vor allem in Bezug auf die öffentlichen Tourismusorganisationen.
Der berühmte "Kirchturm" und die Bereitschaft zu dessen Überwindung erweise sich besonders in wenig entwickelten Regionen als Problem. Auch die Fehlverteilung begrenzter Fördergelder und Streuverluste im Marketing behinderten die Chancen für eine erfolgreiche Tourismusentwicklung, so die Meinung der Teilnehmer. Aber auch die Bedeutung des Tourismus für den Erhalt der öffentlichen Infrastruktur in ländlichen Räumen zur Steigerung der Lebensqualität der Einheimischen bis hin zum Entgegenwirken der Landflucht wurde diskutiert.
Als eine bereits vielfach praktizierte Lösungsmöglichkeit wurde hierbei genannt, dass sich touristische Regionen, die sich über Landes- oder Stadtgrenzen hinaus auf mehrere Bundesländer oder Gemeinden erstreckten, auch von diesen gemeinsam vermarktet würden. Im Fokus touristischer Organisationsstrukturen stehe damit künftig die Frage, wer bzw. welche Ebene mit welchen personellen und finanziellen Ressourcen welche Aufgabe bestmöglich leisten könne. Kommunale Strukturen könnten entsprechend verschlankt oder erweitert werden – je nach Bedarf.
Die gerade beendeten Regionalkonferenzen – an zwei Terminen nahm auch DRV-Präsident Jürgen Büchy teil – sollen die Schlussphase des im Oktober 2011 begonnenen Projektes einläuten. Alle Handlungsfelder würden in Form von Fallstudien aufgearbeitet und daraus praxisnahe Handlungsempfehlungen abgeleitet. Am 21. Januar 2013 präsentiere der Abschlusskongress im Rahmen der Grünen Woche in Berlin die Ergebnisse der interessierten Fachöffentlichkeit.