Masterplanprozess für das Welterbe Oberes Mittelrheintal abgeschlossen
„Die Zukunft im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal beginnt heute“, resümierte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke zum öffentlichen Abschluss des Masterplan-Prozesses im Rahmen einer „Zukunftskonferenz“ in der Rheinfelshalle in St. Goar.
„Wir haben zahlreiche Vorschläge, Ideen, Anregungen erhalten. Die Unterstützung ist groß und die Wünsche für das Welterbe sind es auch. Jetzt geht es darum, Wege zu finden, um aus Ideen viele gemeinsame Visionen zu formulieren, die wir auch umsetzen können“, meinte Ministerin Lemke. Als wichtigen Punkt nannte sie die Forderung, mehr Ruhe im Welterbegebiet zu schaffen. „Die Lebensqualität im Tal hängt davon stark ab, für die Einheimischen ebenso wie für Gäste und Besucher. Wir brauchen und wollen Tourismus hier, deshalb benötigen wir Verbesserungen.“ Rheinland-Pfalz werde - in Abstimmung mit Hessen - dem Welterbekomitee der UNESCO zum Jahreswechsel einen Bericht zur Weiterentwicklung der Lebens- und Wirtschaftsbedingungen im Welterbegebiet vorlegen.
Im Mai und Juni fanden sechs öffentliche Workshops zu verschiedenen Kernthemen statt: Tourismus; Mobilität, Verkehr, Lärm; Wirtschaft und Energie; Entwicklung von Kommunen; Kulturlandschaften, Baukultur, Kulturgeschichte und Regionale Identität. „Bei diesen Treffen wurde engagiert diskutiert. Eine Vielzahl von wertvollen Beiträgen für den Masterplan entstand. Jetzt gilt es, Ziele kurz-, mittel- und langfristig zu benennen und in die Umsetzung zu gehen“, sagt Staatssekretär Uwe Hüser, der den Prozess moderiert hatte.
„Der Masterplan wird auch vor dem Hintergrund neu hinzugekommener Herausforderungen eine Vision aufzeigen, wie die Zukunft für das Obere Mittelrheintal unter Bewahrungdes den Welterbestatus begründenden außergewöhnlichen universellen Wertes aussehen kann“, so der Beauftragte für das Welterbe in Rheinland-Pfalz, Kulturstaatssekretär Walter Schumacher. „Da diese Vision nur von den Menschen im Tal gelebt und umgesetzt werden kann, bin ich sehr froh, dass die Erstellung des Masterplans unter einer sehr intensiven und engagierten Beteiligung der Öffentlichkeit gestaltet wurde.“
Der Welterbebeauftragte des Landes Hessen Staatssekretär Steffen Saebisch bedankt sich beim rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz für die Organisation des Masterplanprozesses und die Zusammenarbeit. „Es kommt jetzt darauf an, die Ergebnisse des Masterplanprozesses und des Handlungsprogramms des Zweckverbandes konsequent umzusetzen durch entschlossene politische Forderungen der beiden Länder an den Bund und die DB AG, durch eine noch weiter verbesserte Koordination der Verwaltungsebenen und Teilräume bei der Investitions- und Förderpolitik und durch die Intensivierung der interkommunalen Abstimmung in Planungsfragen. „Das Land Hessen ist gerne bereit, daran mitzuwirken“, ließ Staatssekretär Steffen Saebisch durch Martin Orth vom hessischen Welterbesekretariat für das Obere Mittelrheintal mitteilen.
„Um diese Herausforderungen und weitere wie den demografischen Wandel oder auch die Frage einer großen Mobilität bewältigen zu können, braucht es gezielte Projekte, leistungsfähige Strukturen und einen langen Atem“, ist sich Landrat Günter Kern, Vorstand des Zweckverbands, sicher und fordert alle Verantwortlichen zu großem Engagement auf.
Landrat Bertram Fleck, zweiter Vorsitzender des Zweckverbands, knüpft an die Worte seines Vorstandskollegen Kern an und fordert als leistungsfähige Struktur die in allen Workshops geforderte Stärkung des Zweckverbandes Welterbe Oberes Mittelrheintal. „Die vielfältigen Aufgaben aus dem Masterplanprozess, die eine zukunftsorientierte Entwicklung der Region sichern sollen, können nur durch eine entsprechende Sicherung oder gar Aufstockung des Zweckverbands-Personals angegangen und zum Erfolg geführt werden“, so Fleck. „Zu einer solchen Entwicklung gehört auch die Umsetzung von viel diskutierten Projekten, wie der welterbeverträglichen Einbindung regenerativer Energien sowie der Mittelrheinbrücke“, so Fleck weiter.
Bei der Zukunftskonferenz waren unterschiedliche Blickwinkel auf das Mittelrheintal zu erleben - von Schülerinnen und Schüler der UNESCO Realschule bis zur Gastrednerin Jeanette Huber vom renommierten Zukunftsinstitut, die künftige Megatrends präsentierte. Die mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren aufgefordert, ihre persönlichen Perspektiven für Leben und Arbeiten im Welterbe zu diskutieren.
„Wir haben einen Prozess erlebt, der von den Menschen der Region geprägt war und dennoch die notwendigen frischen Impulse erhielt. So entstand eine gute Mischung aus Bodenständigkeit und Vision“, glaubt David Langner, Vizepräsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord.