DTV will nachhaltiges und gut finanziertes Destinationsmanagement

am . Veröffentlicht in Statistik & Benchmarks

Im Vorfeld der Internationalen Tourismus-Börse ITB 2012 in Berlin forderte Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes e.V. (DTV), auf einer Pressekonferenz die Branche auf, neben dem Hauptthema Tourismusfinanzierung sich auch die zentralen Herausforderungen wie dem Klimawandel und der demografischen Entwicklung zu stellen.

„Der Tourismus gehört zu den Top Ten der Wirtschaftszweige in Deutschland“, sagte Reinhard Meyer. Er sei mit 100 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung und 2,9 Millionen Beschäftigten ein ökonomisches Schwergewicht und starker Jobmotor, so auch das Ergebnis einer aktuellen Studie von Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft.

Besonders die veränderte Altersstruktur der deutschen Bevölkerung stelle den Tourismus vor neue Herausforderungen: Der Anteil älterer Urlaubsgäste mit besonderen Bedürfnissen bei Ausstattung und Service-Angeboten und hohen Qualitätsansprüchen steige. Gleichzeitig führe der demografische Wandel zu einem Fachkräftemangel. „Hoch qualifizierte Arbeitskräfte sind das A und O, um die zunehmend älteren, aber auch reiseerfahrenen und gut informierten Gäste zufrieden zu stellen“, sagte Reinhard Meyer.
 
Besonders der ländliche Raum leide unter Abwanderungstendenzen gut ausgebildeter Fachkräfte, die auf bessere Job-Perspektiven in den urbanen Zentren hofften. Der Tourismus mit seiner vorwiegend klein- und mittelständischen sowie dezentralen Arbeitgeber-Struktur müsse sich der Fachkräfteproblematik stellen. „Im Jahr 2012 wird der touristische Arbeitsmarkt ganz oben auf der Themenagenda des DTV stehen“, sagte Reinhard Meyer.

Der Trend zu umwelt- und sozialverantwortlichen Reisen wachse. „In der Natur sein“ sei nach einer Umfrage des Qualitätsmonitors Deutschlandtourismus nach wie vor für rund die Hälfte der Deutschen ein besonders wichtiges Reisemotiv. Zugleich könne der Tourismus Verursacher ökologischer Belastungen sein. „Der moderne Gast schätzt Transparenz und möchte seinen Urlaub ohne schlechtes Gewissen genießen“, so Reinhard Meyer. Das mache sich zum Beispiel in einer verstärkten Nachfrage nach regional erzeugten Lebensmitteln bemerkbar, die für kurze Transportwege, aber auch Arbeitsplatzsicherung in der Region und Authentizität stünden. „Um die natürlichen Ressourcen zu bewahren, sind Angebote und Strategien gefragt, die Nachhaltigkeit in die Praxis umsetzen“, sagte der DTV-Präsident.

Der Deutsche Tourismusverband führt in diesem Jahr den Bundeswettbewerb „Nachhaltige und naturverträgliche Tourismusregionen in Deutschland 2012“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Bundesamt für Naturschutz durch. Ausgezeichnet würden Tourismusregionen in Deutschland, die sich bei der Entwicklung eines umwelt- und naturverträglichen Tourismus vorbildlich engagierten.

Finanzierung im Tourismus braucht neue Kooperationsmodelle

Das große Sorgenkind des DTV sei die Finanzierung von touristischer Infrastruktur, touristischem Marketing und Investitionen in Produkte und Angebote. „Tourismusförderung ist Mittelstands- und Strukturförderung“, sagte der DTV-Präsident und appellierte damit in erster Linie an die Kommunen und Länder, den Tourismus weiter zu finanzieren.

„Die mancherorts eingeführte Bettensteuer, bewirkt eine einseitige Belastung der Hoteliers, die diese an ihre Gäste weitergeben“, glaubt Reinhard Meyer. „Wir fordern eine transparente Zweckbindung der vereinnahmten Mittel und warnen davor, kommunale Haushaltslöcher auf Kosten der Gäste zu stopfen.“ Der Deutsche Tourismusverband fordert in Kenntnis der schwierigen Haushaltslagen mit Nachdruck eine freiwillige nicht-steuerliche Lösung in Absprache mit allen Beteiligten. Nicht nur die öffentliche Hand sei gefordert, so Reinhard Meyer: „Infrastrukturmaßnahmen und ein erfolgreiches Tourismusmarketing können nur dann wirken, wenn alle, die vom Tourismus profitieren, die Branche unterstützen“, so der DTV-Präsident.

Höchstes Übernachtungsaufkommen in Europa

Mit über 394 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und im Touristikcamping belege Deutschland in 2011 nach Angaben der dwif-Consulting GmbH zum vierten Mal in Folge Platz eins im europäischen Vergleich. „Deutschland führt damit vor Spanien und Italien das Ranking der Übernachtungen an“, so Reinhard Meyer. „Wir freuen uns, dass Deutschland sich auf dem internationalen Tourismusmarkt weiter behauptet hat.“

Schon im Krisenjahr 2009 konnte Deutschland sein hohes Niveau halten und in den beiden Folgejahren seinen Vorsprung behaupten. „Deutschland entwickelt sich damit deutlich positiver als viele europäische Mitbewerber“, erläuterte Mathias Feige, Geschäftsführer des dwif. Sowohl kurz- als auch mittelfristig prognostizierten dwif und DTV ein weiteres Wachstum des Deutschlandtourismus. Der DTV erwartet, dass in 2012 erstmals die „magische“ Grenze von 400 Millionen gewerblichen Übernachtungen in Deutschland überschritten wird. Reinhard Meyer appellierte an die Touristiker, weiter mit gezieltem Marketing die Zahl der ausländischen und inländischen Gäste zu steigern.

Die Staatsschuldenkrise im Euroraum wirke sich bislang auf den Deutschlandtourismus nicht aus. Die Übernachtungen der ausländischen Gäste stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 5,7 Prozent, die der inländischen Gäste um 3,2 Prozent. Rund 84 Prozent aller Übernachtungen in Deutschland würden von den Deutschen getätigt, damit hat die Bundesrepublik den größten Inlandsreiseanteil in Europa. Dies wirke sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabilisierend aus.

Nach dramatischen Einbußen in 2009 habe sich auch der internationale Geschäftsreisetourismus wieder deutlich erholt; so konnte sich Deutschland als Top-Messe- und Tagungsort im internationalen Vergleich weiter behaupten. Laut einer aktuellen Studie von Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft entfallen vom touristischen Gesamtkonsum in Höhe von 278,3 Milliarden Euro jährlich 21 Prozent, das sind 57,2 Milliarden Euro, auf die Geschäftsreisenden (Tagesgeschäftsreisende sowie Geschäftsreisende mit Übernachtung).

Städte weiter Motor des Deutschlandtourismus

Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort: Immer mehr Urlauber zieht es in die deutschen Metropolen. Berlin hatte im letzten Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wieder die höchsten Zuwächse von plus 7,5 Prozent in gewerblichen Betrieben und im Touristik-Camping, gefolgt von Bremen und Hamburg mit jeweils 6,5 Prozent. Damit folge Deutschland einer Entwicklung, die sich europaweit abzeichne. In den deutschen Großstädten wurden laut dwif im Vergleich von 2010 zu 2005 Zuwächse von plus 25 Prozent erzielt, während in Europa die Dynamik mit plus 15 Prozent hinterher hinke. Beliebt seien auch Urlaube an der deutschen Küste mit plus 9 Prozent (im Vergleich 2010 zu 2005) oder an Seen mit plus 14 Prozent. Gleichbleibende Tendenzen gebe es in den deutschen Mittelgebirgen. In den deutschen Hochgebirgsregionen sinke die Zahl der Urlauber im Mittelfristvergleich mit minus 3 Prozent leicht.

Deutschland ist kein teures Reiseland

Eine Hotelübernachtung in Deutschland sei im europäischen Vergleich mit durchschnittlich 88 Euro pro Zimmer und Nacht laut hotels.com eher günstig. Mehr zahlen die Gäste in Griechenland mit 89 Euro, Österreich mit 99 Euro, Italien mit 105 Euro, Großbritannien mit 115 Euro und Dänemark mit 121 Euro. Spitzenreiter in Europa sei die Schweiz mit 151 Euro pro Hotelzimmer und Nacht.

Ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis sei der Schlüssel zum Erfolg. Diese klare Positionierung präge das Image des Reiselandes Deutschland. Laut einer bundesweiten Gästebefragung im Rahmen des Qualitätsmonitors Deutschland würden die Gästezufriedenheit und das gebotene Preis-Leistungs-Verhältnis von in- und ausländischen Gästen als gut bis sehr gut bewertet. Dies sei ein wichtiger Wegweiser in die Zukunft, betonte DTV-Präsident Meyer. So planten 92 Prozent der deutschen und 74 Prozent der ausländischen Gäste in den kommenden zwei bis drei Jahren einen weiteren Urlaub in Deutschland.

www.deutschertourismusverband.de

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