Schleswig-Holstein-Tourismus: Solider Start ins Jahr 2024
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete die Tourismusbranche in Schleswig-Holstein eine stabile Entwicklung, obwohl die Buchungslage verhalten blieb. Unbeständiges Wetter und die Fußball-Europameisterschaft UEFA EURO 2024 führten zu Veränderungen im Reiseverhalten: Inländische Gäste entschieden sich häufig, zu Hause zu bleiben, während ausländische Besucher vermehrt nach Deutschland kamen. Zudem zeigte sich eine Verschiebung und Verkürzung der Aufenthalte. Das Tagungsgeschäft entwickelte sich insbesondere in den Städten positiv.
Das erste Halbjahr ist in der Gesamtbetrachtung stabil
Das erste Halbjahr 2024 war von unterschiedlichen Monatsergebnissen geprägt, wobei der Juni aufgrund eines Rückgangs bei den inländischen Gästen besonders schwach ausfiel. Insgesamt blieben die Übernachtungszahlen in den klassischen Urlaubsdestinationen Ostsee und Nordsee mit 12,9 Millionen Übernachtungen stabil, jedoch ohne Zuwächse. Der Campingtourismus litt unter dem unbeständigen Wetter und verzeichnete einen Rückgang der Übernachtungen um 6 %, insbesondere im Juni, der ein Minus von 9,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum aufwies. Im Gegensatz dazu blieb der Städtetourismus stabil, mit einem Zuwachs im Tagungsbereich. Deutlich gestiegen sind die Übernachtungszahlen in Vorsorge- und Reha-Kliniken.
Tourismusminister Claus Ruhe Madsen kommentierte die aktuellen touristischen Halbjahreszahlen 2024 wie folgt: „Es ist in diesen Zeiten bereits ein wichtiger Erfolg, Übernachtungszahlen und touristische Wertschöpfung auf hohem Niveau zu halten. Angesichts vieler Unsicherheiten überlegen die Menschen verständlicherweise, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen. Und siehe da: Sie sparen nicht am Urlaub in Schleswig-Holstein, sie kommen weiterhin zu uns. Und das aus gutem Grund, weil wir naturnahen, erholsamen, vielfältigen Urlaub bieten können – an unseren Küsten, im Binnenland oder in unseren Städten.“
„Unsere Tourismusstrategie Schleswig-Holstein 2030 setzt konsequent auf die Leitmaxime der Nachhaltigkeit. Deshalb ist für uns ein einfaches ,Schneller – Höher – Weiter‘ bei den Zahlen auch gar nicht das alleinige Kriterium für Erfolg, dazu gehört viel mehr. Wir unterstützen die Tourismusbranche an vielen Stellen: Von Investitionen in die Infrastruktur, Förderprojekten für touristische Maßnahmen über die Radstrategie 2030 bis hin zum Leitfaden zur besseren Tourismus-Akzeptanz drehen wir an vielen Stellschrauben zugleich. Und all das zahlt letztlich auf die Urlaubs- und Lebensqualität bei uns im Land ein.", so Madsen.
Dr. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TA.SH) sagte: „Schleswig-Holstein ist trotz aller Wetterkapriolen ein attraktiver Urlaubs- und Tagungsstandort, das ist auf den ersten Blick beruhigend. Und es bleibt zu hoffen, dass sich das Gesamtjahr 2024 am Ende zufriedenstellend für die Tourismuswirtschaft in Schleswig-Holstein erweist. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass zum Beispiel der dänische Auslandsquellmarkt weiter schwächelt oder dass der Campingboom im ersten Halbjahr einen erheblichen Dämpfer erlebt hat."
„Für die Zukunft müssen sich Touristikerinnen und Touristiker im echten Norden auf neue und wechselnde Rahmenbedingungen einstellen. Das bedeutet beispielsweise, dass auch in der Hochsaison Freizeitangebote für All-Wetter-Tage vorhanden sein müssen, so dass Gäste trotz Wetterkapriolen einen erlebnisreichen Urlaub genießen können. Im Marketing wird die Aussage, dass Urlauber bei jedem Wetter hier viel erleben können, zukünftig wichtiger werden, damit schon bei der Buchungsentscheidung Schleswig-Holstein weiter als attraktiv wahrgenommen wird“, so Bunge.
Beherbergungskategorien und Auslandsmarkt
Während Hotels laut der aktuellen Zaheln leicht zulegten (+1 %), musste der Campingtourismus im ersten Halbjahr 2024 einen deutlichen Rückgang verzeichnen. Die Übernachtungen auf Campingplätzen sanken um 6 %, bei Ferienzentren sogar um 7 %. Ferienwohnungen und -häuser verzeichneten hingegen ein leichtes Plus von 2 %. Vorsorge- und Reha-Kliniken konnten ihre Übernachtungszahlen um 5 % steigern.
Der Anteil ausländischer Gäste blieb laut Statistik mit 5,4 % weiterhin gering. Während der dänische Markt schwächelte, gab es Zuwächse bei Gästen aus der Schweiz, den Niederlanden und Polen, die jedoch nicht das Niveau der dänischen Übernachtungen erreichten.
Bundesländervergleich
Schleswig-Holstein liegt laut der aktuellen Zahlen weiterhin auf Platz 6 der Übernachtungen im Vergleich der 16 Bundesländer (Vergleich zu Jan. bis Juni 2023). Vor dem Norden sind Bayern (1), Baden-Württemberg (2), Nordrhein-Westfalen (3), Niedersachsen (4) und Hessen (5) platziert. Während in Bayern 45,7 Mio. Übernachtungen im ersten Halbjahr 2024 gezählt wurden, waren es in Schleswig-Holstein 15,7 Mio. Nachdem das Land im ersten Halbjahr 2023 einen Platz im bundesweiten Ranking eingebüßt hatte, konnte es sich nun behaupten.
Langfristige Prognose: Klimawandel und „Coolcation“
Langfristig könnten Extremwetterlagen, Meeresspiegelanstieg und veränderte Naturräume die Reiseströme beeinflussen. Ein Trend gehe in Richtung „Coolcation“, bei dem kühlere, gemäßigte Urlaubsziele wie Norddeutschland an Bedeutung gewinnen könnten. Diese Entwicklung könnte nachhaltigen und verantwortungsbewussten Tourismus fördern. (Quelle: EU-Studie: Regional Impact of Climate Change on European Tourism Demand 2023)
Weitere Informationen: https://www.sh-business.de/
Bild: © sh-tourismus.de, Dr. Bettina Bunge und Claus Ruhe Madsen