Mausoleum oder Museum? Bauhaus-Museum in Weimar feiert Eröffnung

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Bauhaus Museum, weimar

 

Mit einem großen Festwochenende am 6. und 7. April 2019 feiert Weimar die Eröffnung des Bauhaus-Museums. Am Gründungsort des Staatlichen Bauhauses soll das Museum als offener Ort der Diskussion, der Auseinandersetzung und der sinnlichen Erfahrung an die frühe Phase der bedeutendsten Design- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts erinnern und die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung erstmals umfassend inszenieren. In der ersten Wahrnehmung wird nicht an Kritik gespart - vor allem an der Architektur.

In einem minimalistischen, nachts leuchtenden Kubus der Architektin Heike Hanada soll es auf fünf Raumebenen und 2.000 qm Ausstellungsfläche die Relevanz des Bauhauses für die Gegenwart aufzeigen. Ausgehend von der auf Walter Gropius zurückgehenden Frage „Wie wollen wir zusammenleben?“ verknüpfe es dabei Bauhaus-Geschichte mit Fragen zur Lebensgestaltung von Heute und Morgen.

„Wenn das Bauhaus-Museum an diesem Wochenende in die Museumslandschaft der Stadt eintritt, blickt die Welt auf Weimar. Wir stoßen ein neues Fenster auf – für die Vermittlung des Bauhauses, seiner Vorgeschichte in Weimar und seiner enormen Wirkung nach der Vertreibung aus Weimar", meint Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar. "Im Mittelpunkt unseres Konzeptes steht der Versuch, die Moderne als Kampf widerstreitender Ideen in den Exponaten sichtbar werden zu lassen. Der Aufbruch des Bauhauses vor 100 Jahren erinnert uns daran, dass auch wir Gestalter unserer Welt sind und bleiben müssen“. Kulturstaatsministerin Monika Grütters äußert sich ähnlich: „Das neue Bauhaus-Museum wird Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Schülerinnen und Schüler, Bauhaus-Fans und Bauhaus-Entdecker inspirieren und faszinieren.“

Im Jahr 2012 beauftragte die Klassik Stiftung Heike Hanada als leitende Architektin. Sie betont: „Nach vielen Jahren des Planens und Bauens ist es endlich soweit: Ein Gebäude mit einer markanten stadträumlichen Präsenz ist entstanden. Das Museum ist reduziert auf einen geometrisch klaren Körper. Die Hülle aus hellgrauem Beton verleiht der Kubatur Festigkeit und plastische Massivität. Besonders am Herzen lag mir die Vernetzung zwischen Stadt und Park, denn das Museum ist definiert über seine Funktion für den öffentlichen Raum. Dies spiegelt sich auch in der Innenraumkonzeption mit doppelgeschossigen Lufträumen und Kaskadentreppen wider, die zum Flanieren und Verweilen einladen.“ Diese positive Ausstrahlung scheinen nicht viele zu verspüren. In den Feuilletons wurde das Museum teilweise zum "Mausoleum" und wegen seiner abweisenden Architektur bereits heftig kritisiert.

Die Baukosten beliefen sich auf rund 27 Millionen Euro und erhöhten sich im Laufe der Umsetzung von ursprünglich 22,6 Millionen. Bund und Land teilen sich die Kosten.

Die zeitgleich eröffnende Ausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“ im unmittelbar benachbarten Neuen Museum Weimar korrespondiere mit der Präsentation im Bauhaus-Museum. Hier stehe die Vorgeschichte des Bauhauses mit herausragenden Werken des Realismus, Impressionismus und Jugendstils im Zentrum. Die Exponate vermittelten eine gleichermaßen glanzvolle wie widersprüchliche Epoche mit vielen Bezügen zur Gegenwart. Ab dem 18. Mai 2019 soll eine neue Ausstellung im Haus Am Horn einzelne Aspekte der Ausstellung im Bauhaus-Museum aufgreifen. Als einzige Bauhaus-Architektur in Weimar und Teil des UNESCO-Welterbes soll das Haus Am Horn die Idee des modernen Wohnens erfahrbar machen. Im Zusammenspiel mit einem innovativen Vermittlungsprogramm wie der App Bauhaus+ mit begleitenden multimedialen Informationen und Audiotouren sollen die neuen Ausstellungen zeitgenössische Perspektiven auf die Wirkungsgeschichte der Moderne bieten und Weimar dabei als einen Ort dieser Moderne ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

„Das Bauhaus-Museum wird das Herzstück des neu entstehenden Quartiers der Moderne in Weimar sein“, betont Oberbürgermeister Peter Kleine. „In städtebaulich und historisch markanter Lage wird es das Areal zwischen Theaterplatz und Goetheplatz, Nordvorstadt und Bahnhofsviertel lebendig verbinden. Der kulturelle Bogen vom ausgehenden 19. Jahrhundert über die ambivalente Moderne bis hin zur Gegenwart wird damit in ganzer Fülle auf engem Raum erlebbar. Das Quartier soll für Weimar eine neue Dimension in seinem kulturellen Selbstverständnis, aber auch in wirtschaftlicher Perspektive erschließen. Wir freuen uns daher besonders auf die vielen Gäste, die in den kommenden Jahrzehnten zusätzlich unsere Stadt besuchen.“

Der Anspruch der Klassik Stiftung Weimar sei es, mit dem neuen Bauhaus-Museum den Aufbruchsgeist der frühen Jahre des Bauhauses erlebbar zu machen, die Ideen, Experimente und Methoden in ihrer vielschichtigen Wirkung zu vergegenwärtigen und dadurch das Bauhaus im 21. Jahrhundert zu verorten. Für den Tourismus nach Weimar dürfte das neue Museum allemal ein Gewinn sein, da man von den meisten Besuchern weniger architektonische Reflektion erwarten wird. In den Feuilletons muss sich das neue Museum noch behaupten.

www.klassik-stiftung.de
https://www.bauhausmuseumweimar.de/

Bilder: Klassik Stiftung

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