Hotelmarkt Berlin: Hauptstadt der kleinen Preise
Eine neue Deloitte-Hotelstudie für Berlin prognostiziert einen weiteren Nachfrageboom und einen Preiskampf durch die City Tax.
Im Jahr 2000 wurde in Berlin erstmals die Rekordmarke von 10 Mio. Übernachtungen geknackt. Zehn Jahre später sollte die 15-Mio.-Grenze erreicht werden, stattdessen waren es mehr als 20 Mio. - es wäre nicht verwunderlich, wenn sich auch die anvisierten 30 Mio. Übernachtungen schon eher als in 2020 einstellen würden.
In 2012 registrierte die Spreemetropole mit rund 24,9 Mio. Übernachtungen mehr als doppelt so viele wie München. Damit baue Berlin seinen Vorsprung als beliebteste deutsche Städtedestination deutlich aus. Auch international gesehen lasse sie die Konkurrenz mit einem Übernachtungszuwachs von 11,4 Prozent (2011 auf 2012) weit hinter sich. Das erste Quartal 2013 habe die Vorjahreswerte bereits übertroffen - überdies konnte die Hotellerie ihre Performance insgesamt ebenfalls verbessern. Über alle Sterne-Kategorien gelang es, die Auslastung in den drei traditionell eher schwächeren Monaten weiter zu steigern. Allerdings musste das hart umkämpfte mittlere Segment leichte Einbußen beim durchschnittlichen Zimmerpreis hinnehmen.
"Berlin wird als dynamische, aufgeschlossene Stadt wahrgenommen, die immer wieder einen Besuch wert ist", so Kay Strobl, Manager Hospitality bei Deloitte. "Zur Beliebtheit tragen auch die kleinen Preise bei, die durch die vom Senat beschlossene City Tax weiter unter Druck geraten könnten."
Accor bleibe mit rund 13 Prozent der markengebundenen Zimmer unangefochten an der Spitze. Auf dem zweiten Platz folgten die Grand-City-Hotels, die dieses Jahr eine strategische Partnerschaft mit Wyndham eingegangen seien. Zu den Top-5-Hotelgesellschaften zählten weiterhin IHG, Carlson Rezidor und Motel One.
Nachfrageboom und Preiskampf
Dank der höheren jährlichen Zuwachsraten bei Übernachtungen und Betten konnte die Bettenauslastung seit der Wirtschafts- und Finanzkrise kontinuierlich gesteigert werden, sodass letztes Jahr mit 53,2 Prozent ein neuer Rekord verbucht worden sei. Dieser Wert bleibe jedoch ebenso wie die Zimmerauslastung von 61,4 Prozent weit hinter anderen Großstädten zurück, da das Angebot im Verhältnis zu groß sei und ständig ausgebaut werde, um in der Hauptstadt Flagge zu zeigen.
"Im Kampf um den Gast leiden die Preise", unterstreicht Kay Strobl. "Die vom Senat beschlossene City Tax bedeutet, weiteres Öl ins Feuer zu gießen." Diese soll ab Herbst 2013 eingeführt werden und 5 Prozent des Übernachtungspreises bei privat veranlassten Reisen betragen. So wolle das Land vom Nachfrageboom profitieren und rechnet mit Einnahmen von rund 25 Millionen Euro jährlich.
Wie in zahlreichen anderen deutschen Städten sei sie sehr umstritten und der DEHOGA plane, dagegen juristisch vorzugehen. Denn neben der rechtlichen Unsicherheit und dem Mehraufwand für die Hoteliers stelle die City Tax für Berlin als Hauptstadt der kleinen Preise insbesondere ein Wettbewerbsproblem dar. "Sollten letztlich die Gastgeber durch die Steuer belastet werden, könnte sich die Struktur des Hotelmarktes künftig noch weiter zugunsten der markengebundenen Hotels verschieben. Folglich würde ein weiterer Preisverfall viele private Häuser, insbesondere diejenigen mit Renovierungsrückstau, an den Rand ihrer Existenz drängen", erläutert Kay Strobl.