Saarland muss sich mehr auf demographischen Wandel einstellen

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Das neue Sparkassen-Tourismusbarometer für das Saarland sieht für das land probleme aus dem demographischen Wandel erwachsen. In diesem Jahr gehen die Übernachtungen gegen den Bundestrend kräftig nach unten.

Franz Josef Schumann, Präsident des Sparkassenverbandes Saar und Gastgeber der Veranstaltung erklärte vor fast 200 interessierten Besuchern: „Der demografische Wandel hat das Saarland bereits getroffen, die Auswirkungen werden immer deutlicher sichtbar. Hierauf müssen sich alle einrichten – Sparkassen genauso wie Tourismusbetriebe.“  

Die Mitgliedsinstitute der Sparkassen-Finanzgruppe Saar sähen in der anstehenden Entwicklung durchaus auch Chancen. So sollten es auch die Touristiker auffassen, denn eine starke Tourismusbranche sei elementar wichtig für das Saarland, so Schumann weiter.

Auch Wirtschaftsminister Heiko Maas betonte in seiner Ansprache die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für das Saarland. Die bereits heute erzielten Bruttoumsätze von 1,3 Mrd. € sollen durch künftige Zuschüsse des Wirtschaftsministeriums in öffentliche touristische Infrastrukturen sowie private Investitionen und ein professionelles Marketing weiter erhöht werden.

So betrage der Mittelansatz für das Jahr 2013 rd. 13 Mio. €. Weitere Schwerpunkte setze das Land in Sachen „Qualität“, z.B. beim Einsatz von Tourismuslotsen zur Beratung von Betrieben im Gastgewerbe und bei der finanziellen Unterstützung der Qualitäts- und Schulungsmaßnahme „ServiceQualität Deutschland im Saarland“. Minister Maas konnte das Qualitätszertifikat im Rahmen der Barometer-Präsentation an 22 Betriebe aushändigen: Maas freute sich auch über den jüngsten Erfolg der Tourismus Zentrale Saarland: „Zur Kundenzufriedenheit wird auch der „Mängeldetektiv“ beitragen, eine App, die es dem Wanderer oder Radfahrer ermöglicht, Mängel an den Rad- oder Wanderwegen direkt an die Tourismus Zentrale Saarland zu melden. Mit  diesem innovativen Projekt gewann die TZS den Deutschen Tourismuspreis 2012“.

Als erfolgreiche Analyse aus dem Barometer sei für das Saarland zu werten, dass im Jahr 2011 mit 2,33 Mio. Gästen und einem Plus von 4,6 % gegenüber dem Vorjahr so viele Übernachtungsgäste gezählt wurden, wie nie zuvor.  Die positiven Zahlen der Jahre 2010 und 2011, die in der Entwicklung über dem Bundestrend lagen, würden von Januar bis September 2012 jedoch wieder etwas relativiert: Hier liege die Differenz mit einem Minus von 1,9 % bei den Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum unter dem Bundesdurchschnitt.

Erfreulich zu sehen sei die Kapazitätsentwicklung im Beherbergungsgewerbe, vor allem in Hotels, auf Campingplätzen sowie in Vorsorge- und Rehakliniken. Auch die Auslastung entwickele sich mit der wieder anziehenden Nachfrage seit 2009 positiv.

Weniger erfreuliche Zahlen könnten die Freizeiteinrichtungen, die sogenannten „Wetterstationen“ vorweisen. Ein niedrigeres Besucherniveau wurde vor allem in den Sommermonaten Mai bis August deutlich, da viele Outdoor-Angebote mit den schlechten Witterungsbedingungen in dieser Zeit zu kämpfen und folglich keine Chance hatten, das Besucherniveau zu halten.

Das saarländische Gaststättengewerbe konnte die Umsätze steigern, hingegen musste das Beherbergungsgewerbe nach einem deutlichen Plus im Jahr 2010 nun leichte Umsatzrückgänge hinnehmen. In beiden  Bereichen stieg allerdings die Beschäftigtenzahl, insgesamt um 2 %.

Demographischer Wandel

Als jährliches Branchenthema wurde die „Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Saarlandtourismus in Zeiten des demografischen Wendels“ beleuchtet. Danach verliere das Saarland bis 2025 jeden zehnten Einwohner. Gleichzeitig steige die Einwohnerzahl in den wichtigsten ausländischen Quellmärkten für das Saarland, den BeNeLux-Staaten, an.  Ältere Gäste und Arbeitnehmer bestimmten zunehmend das Bild.

Die Ausgangslage im Hinblick auf das Arbeitskräftepotenzial sei für das Saarland ernüchternd: Alle Kommunalverbände sollen bis 2025 mit zweistelligen Rückgängen der Erwerbsfähigen zu kämpfen haben. Das Durchschnittsalter der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im saarländischen Gastgewerbe steige deutlich an. Zusätzliche Stellen entstünden vor allem für geringfügig entlohnte Beschäftigte. Die Qualitätssicherung der Dienstleistungen habe somit besondere Bedeutung, zumal der „weiche“ Faktor Personal maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit des Reiselandes Saarland beitrage. Neue Anreizsysteme bei Weiterbildung, Arbeitszeitregelung, Gehalt und Kinderbetreuung müssten entwickelt werden. Investitionen in das Personalmanagement und ein Paradigmenwechsel hin zu einer ganzheitlichen Personalpolitik seien erforderlich.

Rückläufige Schülerzahlen würden dafür sorgen, dass die Azubizahlen sinken werden und immer weniger Bewerber der steigenden Zahl an Ausbildungsstellen im Tourismus gegenüber stünden. Übergreifende und zeitgemäße Imagekampagnen sowie innovative einzelbetriebliche Maßnahmen seien im Kampf um Nachwuchskräfte zukünftig erfolgsentscheidend.

In der touristischen Angebotsgestaltung und Vermarktung seien zukünftig kleinere Haushalte und weniger Familien mit mehr als einem Kind zu berücksichtigen. Da die Einkommensunterschiede in der Bevölkerung weiter zunähmen, sei eine stärkere Differenzierung der touristischen Angebote erforderlich.

An Bedeutung zunehmen würden die Tagesgäste. Eine Modellrechnung auf Basis des demografischen Wandels ergebe für das Saarland ein Potenzial von 26,2 Millionen Tagesausflügen im Jahr 2025, was einem Zuwachs von 4,8 % gegenüber 2006 entspreche. Motoren der zukünftigen Dynamik sollen ausschließlich die Altersgruppen ab 55 Jahren sein. Der steigenden Bedeutung der Tagesausflüge für das Saarland solle mit aktiver Vermarktung Rechnung getragen werden.

Die touristischen Akteure im Saarland dürften den demografischen Wandel nicht ignorieren. Im Mittelpunkt sämtlicher Handlungsfelder und Maßnahmen müsse die Auseinandersetzung mit den Konsequenzen stehen. Die übergeordneten Ziele für das Saarland lauteten daher:

  • Potenziale aus der Nachfrageentwicklung nutzen und touristisches Angebot an Veränderungen anpassen.
  • Risiken bei den Auswirkungen auf den touristischen Arbeitsmarkt  minimieren.
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