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Sparkassen-Tourismusbarometer: Tourismus stärkt die Regionen und verbessert das Angebot auch für die Einheimischen

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Der Tourismus ist zurück in Ostdeutschland. Die Deutschen reisen wieder, übernachten und unternehmen Tagesausflüge. Vereinzelt wird bereits das Vor-Corona Niveau erreicht. Noch zurückhaltend waren 2022 Städtereisende und Besucher aus dem Ausland. Tagesausflüge sind auch für Urlaubsregionen wichtig. Dies geht aus dem neuen Sparkassen-Tourismusbarometer hervor, das der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) am Dienstag in Potsdam auf seinem Pre-Opening der ITB vorgestellt hat.

Der Geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp betonte: „Drei Corona-Jahre haben die Menschen und Unternehmen in unseren ostdeutschen Urlaubsregionen sehr herausgefordert, aber auch gestärkt. Sie haben sich auf die Wünsche und Erwartungen der Gäste sowie die schwierigen Rahmenbedingungen eingestellt und Lösungen entwickelt. Unsere Sparkassen haben sie dabei unterstützt und auch so dazu beigetragen, dass unsere Städte, Gemeinden und Landkreise attraktiv und lebenswert sind.“

Tourismusregionen erholen sich

Die ostdeutschen Tourismusregionen zählten 2022 rund 80,2 Millionen Übernachtungen und erreichten so das Niveau von 2017. Allerdings lag der Wert 8,7 Prozent (-7,6 Millionen Übernachtungen) unter dem des Jahres 2019. Wasserdestinationen waren stärker nachgefragt als städtische Ziele (Rückgang um 13,3 Prozent im Vergleich zu 2019).

Gewinner in Ostdeutschland war Brandenburg. Es belegt Platz zwei im Bundesländerranking (Übernachtungen -3,2 Prozent im vgl. zu 2019). Mecklenburg-Vorpommern musste in diesem Zeitraum einen Rückgang um 6,9 Prozent hinnehmen, Sachsen-Anhalt um 8,5 Prozent und Sachsen um 13,7 Prozent. Die Zahlen sind deutlich besser als Anfang 2022 befürchtet.

Freizeitwirtschaft erholt sich nur langsam

Die ostdeutsche Freizeitwirtschaft hatte 2022 nach wie vor zu kämpfen, auch wenn die Besucherzahlen 2022 um 56,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Vor allem die „Opfer“ der Corona-Krise, Museen/Ausstellungen (+ 91,3 Prozent) und Spaßbäder/Thermen (+ 91,5 Prozent) profitierten vom Nachholeffekt. Zoos/Tierparks (+24,9 Prozent) und Freilichtmuseen (+ 41,4 Prozent) liegen schon wieder über dem Ausgangsniveau von 2019. Allerdings liegen die Besucherzahlen ostdeutschlandweit immer noch mehr als 16,0 Prozent unter dem Niveau von 2019 und damit auch unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Vor allem Sachsen und Brandenburg registrierten 2022 einen Anstieg der Besucherzahlen. Im Vergleich zu 2019 verzeichnet Sachsen-Anhalt mit 11,2 Prozent die geringsten Rückgänge, während die Freizeitwirtschaft in Thüringen am stärksten betroffen ist (-23,2 Prozent).

Hohe Kosten führen zu steigenden Preisen

Sorgen bereiten vielen Einrichtungen die hohen Energie- und Rohstoffpreise, was sich in den Preisen niederschlug. Sind in „normalen“ Jahren die Eintrittspreise jeweils um 0,8 bis 3,9 Prozent pro Jahr gestiegen, zogen sie 2022 auf 2023 um 8,2 Prozent an und lagen in etwa auf dem Niveau der Inflationsrate. Vor allem die Erlebnisbäder/Thermen musste ihre Preise um fast 16,0 Prozent erhöhen, womit in aller Regel die gestiegenen Kosten dennoch nicht gedeckt sind.

Tagestourismus wächst wieder

Tagesausflügler garantieren eine ganzjährige Grundauslastung in den Destinationen. Rund 460 Millionen Tagesreisende besuchten 2022 Ostdeutschland und somit rund 9,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon profitierten die Regionen.

Gastronomie, Einzelhandels- und Dienstleistungsbereich erwirtschafteten mehr als 11 Milliarden Euro Umsatz und damit eine ähnliche Größenordnung wie aus dem Übernachtungstourismus. Vor allem in den Sommermonaten waren die Menschen überdurchschnittlich mobil. Ab September, mit Beginn der Diskussion um die Energiepreise, verzichteten die Menschen eher auf Ausflüge.

Touristiker blicken optimistisch auf 2023

60 Prozent der Touristiker in Ostdeutschland sind mit der Buchungslage für März und April zufrieden oder sehr zufrieden, über 80 Prozent erwarten sogar eine Sommersaison 2023, die auf dem Niveau von 2019 oder darüber liegt.

Gästezufriedenheit verbessert sich leicht

Nach zwei Jahren mit einer sinkenden Gästezufriedenheit hat sich diese 2022 wieder leicht verbessert. Der Trustscore von 86,0 Punkten für Ostdeutschland ist aber noch niedriger als der Vor-Pandemiewert und unter dem Bundeswert (86,8 Punkte). Sachsen darf sich über besonders gute Werte freuen (87,2).

Arbeitskräfte kehren zurück

Das ostdeutsche Beherbergungsgewerbe zählte 2022 nur noch 4,4 Prozent weniger sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte als 2017, in der Gastronomie lag die Zahl 2022 sogar um 2,8 Prozent über dem Ausgangswert. Allerdings fehlen nach wie vor gut ausgebildete Fachkräfte.

Seit 2017 ist die Zahl der Ausbildungsstellen im Gastgewerbe um 25 Prozent zurückgegangen und dennoch blieb 2022 jede fünfte Ausbildungsstelle unbesetzt. Zudem scheiden die Babyboomer aus dem Arbeitsleben aus.

Das Barometer empfiehlt, die Mitarbeiterbindung zu stärken, z.B. über New Work, neue Arbeitszeitmodelle, Mitarbeiterwohnen oder Weiterbildung, und Prozesse zu optimieren. Dies gilt sowohl intern als auch bei touristischen Dienstleistungen mit weniger Personalaufwand.

Schwerpunktthema: Tagestourismus braucht Wertschätzung

Das Tourismusbarometer beschreibt den Tagestourismus als Milliardengeschäft für Ostdeutschland. Während die Bevölkerung aus dem ländlichen Raum vor allem zum Shopping, aber auch für Veranstaltungen und Restaurantbesuche in die Stadt fährt, suchen urbane Tagesausflügler auf dem Land vor allem bewegungsorientierte Aktivitäten im Freien wie Naturattraktionen, Wandern, Radfahren oder Spazierfahrten. So entstehen vielfältige Stadt-Umland-Verflechtungen.

Die Bevölkerung im ländlichen Raum erkennt noch nicht ausreichend die Chancen durch den Tagestourismus. Nur gut jeder zweite auf dem Lande lebende Ostdeutsche ist davon überzeugt, dass die eigene Region vom Tagestourismus profitiert. In Großstädten sind es dagegen acht von zehn Befragten. Viele übersehen, dass das regionale Ausflugs- und Freizeitangebot häufig auch den eigenen Einwohnern zugutekommt.

Zugleich geben drei Viertel der Befragten an, dass Tagesausflüge eine (eher) hohe Bedeutung für die Bekanntheit und das Image als attraktive Region haben. Erfreulich ist zudem, dass nur rund 15 Prozent der Bevölkerung in ihrer Region (in Städten etwas häufiger als im ländlichen Raum) Beeinträchtigungen durch Tagesausflügler wahrnehmen.

Tagesgästen sind Ruhe und geringe Besuchsfrequenzen, die Verkehrsanbindung und damit (v. a. in Großstädten) eine gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, Parkraum sowie Gastronomie und Versorgung besonders wichtig. In den ländlichen Regionen bewerten die Bewohner viele dieser Aspekte bereits positiv, insbesondere Natur und Landschaft, gute Luft, Ruhe, Erholungsmöglichkeiten sowie Rad- und Wanderwege. Beide, Gäste und Einheimische, wünschen sich jedoch eine bessere öffentliche Anbindung, mehr Veranstaltungen, Freizeiteinrichtungen und Barrierefreiheit.

Erfolgsfaktoren für Tagestourismus

Das Tourismusbarometer empfiehlt den Tagestourismus gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort weiterzuentwickeln.

Unter anderem müssen Produkte und Erlebnisse entwickelt und Angebote zielgruppengenau aufbereitet werden, sodass beispielsweise für die städtische und ländliche Bevölkerung Mobilitätskonzepte erarbeitet werden. Benötigt wird ein Besuchermanagement. Alle zusammen müssen die Wertschätzung für dieses wichtige Marktsegment erhöhen, denn der Tagestourismus stärkt die Infrastrukturausstattung, wie wir sie kennen und vielerorts schätzen. Er beeinflusst die Lebens-, Freizeit- und Erholungsqualität der Bevölkerung vor Ort positiv. Er steigert Bekanntheit, Image und Attraktivität, um Arbeitskräfte in der Region zu halten. Und er erhöht die Anziehungskraft für die Übernachtungsgäste.

https://osv-online.de/

Grafik: OSV

 

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