ITB Berlin ermöglicht Reiseverkauf: DRV protestiert
Während der Publikumstage dürfen die Aussteller auf der ITB Berlin künftig Reisen verkaufen. Der Deutsche ReiseVerband (DRV) protestiert.
Der Vertrieb im DRV reagierte in einer Stellungnahme mit Unverständnis auf die Entscheidung der Messe Berlin. „Über dieses Votum haben wir aus der Presse erfahren. Weder der ITB-Fachbeirat noch der DRV wurden über diesen Beschluss offiziell informiert“, wundert sich Otto Schweisgut, der Sprecher des Vertriebs im führenden Branchenverband der Touristik. Der Vertrieb im DRV habe bereits mehrfach – zuletzt im Oktober 2012 – vehement gegen das Vorhaben der Messe protestiert.
„Wir sind strikt dagegen und haben unseren Standpunkt auch in zahlreichen Gesprächen mit der Messe Berlin erläutert. Der Verkauf von Reisen auf einer Fachmesse ist für die gesamte Branche von Nachteil – besonders für die Reisebüros“, wiederholt DRV-Vizepräsident Otto Schweisgut.
Der Vertrieb befürchte aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit der Messe eine deutschlandweite Diskussion über Rabatte in der Reisebranche, die den Kampf des DRV gegen Rückvergütungen konterkariere. Aggressiven Messerabatten für die Kunden werde damit Tür und Tor geöffnet. Zudem würden Marktteilnehmer vom Wettbewerb ausgeschlossen. Dazu zählten zum Beispiel alle Nicht-Berliner Reisebüros, für die der Aufwand einer Beteiligung viel zu groß sei, und Reisebüros, für die am Ende kein Standplatz mehr zur Verfügung stehe.
„Der Messeausrichter schadet damit einem Großteil des Reisevertriebs“, glaubt Schweisgut. Über das weitere Vorgehen des Vertriebs im DRV werde nun beraten. „Die ITB ist in erster Linie eine Fachmesse, die dem Austausch, der Kontaktpflege und dem Anbahnen von Geschäften dient. Sie bietet hervorragende Möglichkeiten zur Diskussion über neueste Entwicklungen und aktuelle Themen und setzt alljährlich neue Trends in der Touristik – das ist die Aufgabe einer Fachmesse“, hebt der DRV-Vizepräsident zum wiederholten Male hervor.
Die Publikumstage am Wochenende hingegen sollen Lust auf Urlaub machen. Eine fundierte Fachberatung wie sie im Reisebüro üblich sei, könne im Messetreiben nicht realisiert werden. Kunden werde suggeriert, dass der Reisepreis verhandelbar wäre. Sie hätten kein Verständnis dafür, dass auf einer Messe ein Rabatt gewährt werde, den es im Reisebüro nicht gebe, glaubt Schweisgut und traut den Kunden offenbar keine große Differenzierungsleistung zu
ITB reagiert mit Statement
Bezug nehmend auf die Pressemeldung des Deutschen ReiseVerbands (DRV) sah sich die Messe ihrerseits zu einer Stellungnahme animiert. Anliegen sei es, die Attraktivität der ITB Berlin für Privatbesucher und Aussteller am Wochenende weiter zu steigern. Zu den zielführendsten Maßnahmen zähle der Verkauf von Reisen an die Privatbesucher. Von dieser Maßnahme profitierten nicht nur Privatbesucher, sondern auch unsere Aussteller sowie Reisebüros in ganz Deutschland.
Laut einer Umfrage unter den Ausstellern der ITB Berlin 2012 sprächen sich über 50 Prozent der Befragten für einen Verkauf am Wochenende aus. Darüber hinaus wünschten sich viele Fremdenverkehrsämter, zahlreiche deutsche Landesmarketingorganisationen sowie das Corps Touristique, am ITB-Wochenende Reisen an Privatbesucher verkaufen zu dürfen. Auch Aussteller der ITB Berlin, die als mittelständische Reiseveranstalter im DRV organisiert seien, befürworteten den Verkauf.
Mit Blick auf andere Reisemessen wie die CMT, Hamburg Reisen, f.r.e.e. München werde deutlich, dass der Verkauf von Reisen den Abverkauf des stationären Vertriebs deutlich stärke. Die Erfahrungen anderer Tourismusmessen im In- und Ausland zeigten, dass regionale Reisebüros durch den Messeverkauf eine zusätzliche und wichtige Erlösquelle erhielten, die gerade in Zeiten von Konkurrenz durch Internetbuchungen immer wichtiger werde.
Reisebüros werde mit dem Messeverkauf eine zusätzliche Option eingeräumt, sich einem breiten Publikum zu präsentieren und Reisen direkt zu verkaufen. Dass der Reiseverkauf auf der Messe für den stationären Vertrieb ein vielversprechendes Geschäft sei, verspreche auch die breite Zustimmung der Privatbesucher zu den Plänen. Über 60 Prozent sprächen sich laut einer Besucherumfrage für den Reiseverkauf auf der Messe aus.
Angesichts dieser Tatsachen plädiert die ITB Berlin dafür, die Interessen der Aussteller und Besucher stärker in die Abwägung einzubeziehen, als dass der Vertrieb im DRV bisher getan habe. Die ITB Berlin müsse für Aussteller, Fach- und Privatbesucher gleichermaßen attraktiv bleiben, um für die Herausforderungen der Branche in Zukunft gerüstet zu sein. Mit dem Vorstoß, Reiseverkauf auf der ITB Berlin anzubieten, bilde die ITB Berlin belegbar die Bedürfnisse des Marktes ab.
