MV: Eine Branche, die Struktur braucht, bekommt Politik

Geschrieben von Matthias Burzinski am . Veröffentlicht in Lernkurve (Zukunftsblog)

umgestürzter Strandkorb

 

Ein beispielloser Vorgang: Ein neuer Minister kommt und zerstört die Strukturen einer Leitbranche seines eigenen Bundeslandes.

Natürlich darf man Förder- und Finanzierungsprozesse innerhalb eines Verbandes kritisieren und auch prüfen lassen. Und natürlich müssen mögliche Rechtsverstöße aufgeklärt werden. Das jedoch zu nutzen, um eine einzelne Person zu diskreditieren, bevor alle Vorgänge geklärt sind, ist schon befremdlich und wirft natürlich Fragen auf. Warum muss das so stillos und würdelos ablaufen? Und das sind vielleicht noch die harmloseren Fragen. Einen Untersuchungsausschuss wird es vorerst nicht geben. Jedoch: Was bleibt, ist ein Scherbenhaufen.

Es geht um das Wie

Eine Branche, die Struktur braucht, bekommt Politik. Mit dem Amtsantritt von Wirtschaftsminister Blank wurde offenbar eine Entwertung professioneller Strukturen und jahrelanger Aufbauarbeit in Kauf genommen. Dass es nun ausgerechnet  Tobias Woitendorf trifft – einen der profiliertesten Tourismusexperten Deutschlands – spricht Bände. Natürlich schützt das nicht vor Kritik oder Kontrolle, jedoch ist jede Vorgehensweise immer eine Frage nach dem Wie.

Der Schaden für das touristische Ökosystem MV ist immens. Ein Verband, der einst als Vorbild für strategische Tourismusentwicklung galt, steht heute ohne klare Perspektive da. Die Zerschlagung der Strukturen, das mangelhafte Krisenmanagement rund um den Haushaltsstopp und das Ausbleiben einer schlüssigen Neuausrichtung: All das hat vermutlich das Vertrauen vieler Akteur:innen untergraben.

Wer Tourismus als Wertschöpfungsfaktor ernst nimmt, sollte dringend innehalten und sich klar werden über:

  • Eine transparente Neuordnung der Tourismusförderung in MV
  • Die Wiedereinsetzung professioneller, strategiefähiger Strukturen
  • Eine Stärkung des Vertrauensverhältnisses zwischen Politik und Branche


Was jetzt ansteht, ist nicht weniger als ein Neuanfang – mit Beteiligung derjenigen, die den Tourismus in MV seit Jahren mit Substanz und Herzblut vorangebracht haben. Sonst droht mehr als ein personeller Wechsel: Es droht der Verlust einer Vision.

Kommentiert von Matthias Burzinski

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