Die Lehre aus Corona: Resilienz ist gefragt
Das soeben erschienene Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) bewertet 2020 als schwieriges Jahr. Es gibt in Ostdeutschland keine Krisengewinner, aber unterschiedlich stark von Nachfrageverlusten betroffene Destinationen. Vielfältige Probleme tun sich auf.
Zwei Lockdowns und Einschränkungen bei den Öffnungen verursachten Nachfragerückgänge sowie Umsatz- und Gewinneinbußen. Allein im Zeitraum von März bis Dezember 2020 kam es demnach zu Umsatzeinbußen von rund 6,7 Milliarden Euro in den ostdeutschen Destinationen, 3,8 Milliarden Euro im Übernachtungstourismus, 2,9 Milliarden Euro im Tagestourismus.
2020 sanken die Übernachtungen im Vorjahresvergleich um 27 Prozent auf 64,1 Millionen, die Besucherzahlen in Kultur- und Freizeiteinrichtungen um 37,5 Prozent auf rund 19 Millionen.
Im Gastgewerbe betrug der Umsatzrückgang in Mecklenburg-Vorpommern 23 Prozent, in den anderen ostdeutschen Ländern 30 Prozent, bundesweit lag er bei 39 Prozent. Als Ursache nennt das Tourismusbarometer die gesunkene Auslastung. Während bundesweit die Durchschnittspreise um 14 Prozent sanken, setzten die Betriebe in Ostdeutschland um sechs Prozent höhere Preise durch. Der Osten litt strukturell bedingt weniger unter dem Wegfall von Geschäftsreisen.
91 Prozent der für das Tourismusbarometer befragten Betriebe des Gastgewerbes haben Soforthilfen von Bund und Länden angenommen.
Die Branche leidet jedoch unter der Abwanderung von Arbeitskräften. Jeder zweite Betrieb hat Arbeitskräfte verloren, 48 Prozent wollen nicht mehr ausbilden. Der Jobmotor Tourismus stottert. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahresvergleich um 6,7 Prozent zurückgegangen.
Gäste kritischer
Die Gäste seien sehr anspruchsvoll. Sie erwarten Hygienemaßnahmen und transparente, aktuelle digitale Informationen auch bereits vor Reiseantritt. Flexible Buchungsmöglichkeiten seien gefragt. Die Forderungen nach Qualitätsmanagement der Betriebe sei wichtiger denn je. Die Corona-Pandemie habe Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Gäste. In Ostdeutschland liegt der Trust-Score Wert bei 84,9; das ist ein Minus von 0,8 Punkten gegenüber 2019. Auch deutschlandweit ging die Zufriedenheit zurück. Spitzenreiter in Ostdeutschland und auch bundesweit in Sachen Qualität ganz vorne ist Sachsen. Die anderen ostdeutschen Bundesländer platzieren sich im Bundesländerranking im Mittelfeld. Den stärksten Rückgang bei der Gästezufriedenheit verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern mit -1,5 Punkten (2020: 84,0 Punkte).
Blick in die Zukunft - aus Corona lernen, mehr Resilienz erreichen
Das Sparkassen-Tourismusbarometer richtet den Focus auf die Marktfähigkeit und stellt die Frage nach der dauerhaften Handlungsfähigkeit der Branche auch in Krisensituationen. Das Ziel sei Widerstandsfähigkeit als Basis für Überlebensfähigkeit, mit einem Wort: Resilienz. Als Voraussetzung dafür nennt das Tourismusbarometer Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft der Menschen, Betriebe und Tourismusorganisationen bei der Krisenbewältigung.
Das Tourismusbarometer sieht die ostdeutsche Tourismuswirtschaft auf dem richtigen Weg. Die guten Netzwerke aller Player böten ein stabiles Fundament. Mehr miteinander als gegeneinander zu arbeiten sei demnach gerade in herausfordernden Situationen ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Die Betriebe hätten die erzwungene Arbeitspause genutzt, um bisherige Arbeitsweisen und Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Sie hätten gelernt, auch künftig Dinge anders zu machen oder etwas Neues zu entwickeln. Sie hätten einen großen Schritt bei der Digitalisierung geschafft.
Hier gelte es anzusetzen, soll eine dauerhafte Resilienz erreicht werden, also die Fähigkeit, in der Krise handlungsfähig zu sein. Das Tourismusbarometer nennt folgende Erfolgsfaktoren: Optimismus, Kennzahlenkenntnis, Veränderungsprozesse, Mitarbeiterbindung, Vernetzung und gute Rahmenbedingungen der Politik.
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