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Thesenpapier für die Schweiz: Tourismus ist "too big to fail"

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

Alpiner Tourismus Header


Die positive Entwicklung der letzten Wintersaison kann  in der Schweiz nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Tourismus in den Berggebieten seit Jahren in einer tiefgreifenden Krise befindet. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) und der Schweizer Tourismus-Verband (STV) haben deswegen ein Thesenpapier erarbeitet.

Es soll der Branche und der Politik konkrete Lösungsansätze und Maßnahmen aufzeigen. In jüngster Zeit war wiederholt von einer Trendwende im Schweizer Tourismus die Rede. Die kurzfristige Aufhellung ändert allerdings aus Sicht der Verbände nichts an den Herausforderungen, mit denen der Tourismus in den Berggebieten konfrontiert sei. Zwischen der Wintersaison 2007/08 und 2016/17 brach die Zahl der Skifahrertage im Schweizer Alpenraum um 26% ein. Im gleichen Zeitraum sei in den wichtigsten alpinen Tourismusregionen ein Rückgang der Hotellogiernächte im zweistelligen Prozentbereich eingetreten. Infolge der Eurokrise verloren die alpinen Destinationen zudem innerhalb weniger Jahre rund 40% ihrer europäischen Gäste. Dazu kämen langfristige Entwicklungen wie die Klimaveränderung und der demografische Wandel, die sich auf die Bedingungen und die Wertschöpfungskette des Bergtourismus besonders stark auswirkten.

Der Bergtourismus ist «too big to fail»

Der Tourismus stellt für die Berggebiete einen strategischen Wirtschaftssektor dar und sei deswegen «too big to fail». Die fortdauernde strukturelle Krise führe dazu, dass eine wichtige wirtschaftliche Basis der Berggebiete wegbreche und damit auch die Existenzgrundlage der Bevölkerung gefährdet sei. Vor diesem Hintergrund begrüßen die SAB und der STV, dass der Bundesrat im November 2017 eine neue Tourismusstrategie vorgelegt hat, die in ihrer Prioritätensetzung auf wichtige Herausforderungen der Branche eingeht.

Allerdings trage die Strategie der Sonderstellung des Bergtourismus nur ungenügend Rechnung. Wegen des wenig diversifizierten Angebots und der hohen Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen und Witterungsbedingungen unterscheide sich dieser grundlegend vom städtischen Tourismus. Die Tourismuspolitik könne nur erfolgreich sein, wenn sie diese spezifischen Rahmenbedingungen berücksichtige und einen entsprechend differenzierten Ansatz verfolge. Das Thesenpapier, das die SAB und der STV gemeinsam erarbeitet haben, nehme auf dieses Anliegen Bezug und identifiziert die Maßnahmen, die für die Zukunft des Bergtourismus am wichtigsten sind.

Im Vordergrund stünden vermehrte Kooperationen zwischen den Tourismusdestinationen, ein ganzjähriges Angebot sowie eine stärkere Ausrichtung der Förderinstrumente auf die Produktgestaltung. Als Voraussetzung für die öffentliche Unterstützung der Erneuerung von touristischen Kerninfrastrukturen sollen in Zukunft übergeordnete Entwicklungsstrategien erarbeitet werden.

Stärkung der Governance im Tourismussystem

In den letzten Jahren scheiterten Veränderungsprozesse im Bergtourismus oft an der Komplexität der Strukturen und den unklaren und zersplitterten Verantwortlichkeiten. Die Trendwende könne nur gelingen, wenn die Governance und die Zusammenarbeit im Tourismussystem gestärkt würden. Gefordert seien neben der Branche die politischen Akteure auf allen Stufen, die direkt betroffene Bevölkerung in den Berggebieten sowie die Forschung und Wissenschaft. Auf Bundesebene muss als Task Force eine neue Koordinationsstelle für den Tourismus geschaffen werden, in der sowohl die Branche wie auch Vertreter von Bund und Kantonen vertreten seien. Diese müsse die spezifischen Anliegen des Bergtourismus prioritär berücksichtigen.

Die Lösungsansätze für die Neupositionierung des Bergtourismus lägen auf dem Tisch. Es liege nun an allen Akteuren, die vorhandenen Potenziale im Interesse eines prosperierenden Alpenraums und Jurabogens zu nutzen, strukturelle Verbesserungen vorzunehmen und die nötigen Innovationen zu generieren. Die SAB und der STV wollen weiterhin Anstrengungen unternehmen, um die Akteure der Branche zu sensibilisieren und die vorgeschlagenen Lösungsansätze in den politischen Prozess einfliessen zu lassen.

https://www.stv-fst.ch
https://www.stv-fst.ch/de/media/2486

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