Ferienwelt Winterberg: Die Niederländer bleiben aus

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Ein Übernachtungsrückgang von rund vier Prozent steht unterm Strich der Jahresbilanz 2013 der Ferienwelt Winterberg. Ein Grund: Die Niederländer sparen offenbar am Urlaub.

Die niederländischen Gäste als wichtigste Auslandsklientel der Ferienwelt Winterberg zeigten sich in Sachen Urlaub im vergangenen Jahr sehr zurückhaltend. Satte zwölf Prozent beträgt das Minus bei den niederländischen Übernachtungen, acht Prozent bei den Ankünften. Die Niederländer machten also weniger und kürzer Urlaub. Bei einem Anteil von über 30 Prozent an den gesamten Übernachtungen konnten das die anderen Auslandsmärkte bei Weitem nicht auffangen. Zehn Prozent weniger Übernachtungen und sieben Prozent weniger Ankünfte weist das Konto der belgischen Gäste. Auch hier machen sich Auswirkungen einer wirtschaftlich schwierigen Situation bemerkbar.

Anders sieht es bei den Dänen aus. 27 Prozent mehr Übernachtungen und 20 Prozent mehr Ankünfte weist die Statistik aus. Zurückzuführen ist das auf eine Kooperation mit einem dänischen Reiseveranstalter und der Deutschen Zentrale für Tourismus. Dennoch liegt das Übernachtungsminus im Gesamtauslandsmarkt bei über zehn Prozent.
 
Die dort herrschende Wirtschaftskrise habe das Reiseverhalten der Niederländer stark beeinflusst. Schon im ersten Halbjahr lag das Übernachtungsdefizit bei sieben Prozent. Trotz Prognosen, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der westlichen Nachbarn auf niedrigem Niveau stabilisieren sollten, stieg das Minus im zweiten Halbjahr sogar weiter an. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung des Winterurlaubs im Sauerland bei den Niederländern.
 
Wirtschaftsexperten prophezeien dem Tourismus auch 2014 keine entscheidende Wende. Stattdessen soll sich die Situation weiter fortsetzen. Das erwartete geringe Wirtschaftswachstum wirke sich auf das Ausgabeverhalten aus. Die niederländischen Gäste werdenwohl  weiter kommen, planen aber kürzere Urlaube und suchen preiswertere Angebote. Für das laufende Jahr erwartet die Ferienwelt Winterberg, dass die Übernachtungszahlen der Niederländer auf dem vergleichsweise niedrigen Niveau stagnieren.
 
Leichtes Plus im deutschen Markt

Während die Niederländer Zurückhaltung zeigten, reisten wieder mehr Deutsche in die Region. Die Ferienwelt Winterberg verzeichnet knapp zwei Prozent mehr Übernachtungen unter den Bundesbürgern. Diese Entwicklung bestätigt den bundesweiten Trend, nach dem die Reiselust im Innland im vergangenen Jahr leicht gestiegen ist und der auch 2014 weiter anhalten soll. Hier spielt die gute wirtschaftliche Gesamtentwicklung eine wichtige Rolle. Allerdings werden die Urlaube der Deutschen immer kürzer. Stattdessen starten sie lieber öfter und sehr spontan einen Kurztrip. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines deutschen Gastes liegt in der Ferienwelt Winterberg zurzeit bei 3,1 Tagen und hat sich im vergangenen Jahr leicht erhöht.
 
Entwicklung vom Wetter abhängig

Mit einem Polster von 6,4 Prozent mehr Übernachtungen ist die Ferienwelt Winterberg aus der zurückliegenden Wintersaison herausgegangen. Doch bereits der winterliche April ließ diesen Vorsprung fast bis auf null schrumpfen. Daraufhin folgten lange Regenphasen im Mai und ein wechselhafter Juni, sodass das erste Halbjahr bereits ein Defizit von 0,5 Prozent auswies. Trotz vergleichsweise guten Wetters im Spätsommer und im Herbst sank das Defizit aufgrund der ausbleibenden niederländischen Gäste weiter bis auf vier Prozent. Im Dezember war es der nicht einsetzen wollende Winter, der die Kurve weiter nach unten steuerte.

Die Gastgeber im kooperativ verbundenen  Hallenberg verzeichneten eine Auslastung von 42,3 Prozent und ein leichtes Plus bei den Übernachtungen. Im Gegensatz zu Winterberg habe Hallenberg einen deutlich geringeren Anteil an niederländischen Gästen, so dass die dort herrschende wirtschaftliche Situation nicht so stark zu Buche schlug. Parallel zur Entwicklung in Winterberg verzeichnet auch Hallenberg ein Plus bei den dänischen Gästen. Außerdem hat Hallenberg durch die drei dort ansässigen großen Firmen eine stetige Grundauslastung an Geschäftstouristen. Geschäftstourismus und sozialfinanzierter Tourismus in Form von Kuraufenthalten sind in Winterberg, anders wie im Übrigen Sauerland, kaum vorhanden.
 
Weniger Tagesgäste

Rund 50 Prozent der Einnahmen generiert die Ferienwelt Winterberg über Tagestouristen. Auch im Tagestourismus machte sich das schlechte Wetter im ersten Halbjahr negativ bemerkbar. Mai und April gaben wenig Anreize für einen Ausflug in die Ferienwelt. Erfolgreich sei hingegen das iXS Dirt Masters Festival gewesen, das trotz wechselhaften Wetters 35.000 Zuschauer in die Region lockte. Ab Juli erreichte der Strom an Ausflüglern wieder das gewohnte Niveau. Doch konnten auch der vergleichsweise gute Spätsommer und Herbst nicht die Defizite auffangen. Einer der Höhepunkte war das Hochsauerland Wanderfestival in Hallenberg, das deutliche überregionale Ausstrahlungseffekte hatte und die Ferienregion Hochsauerland als hochwertige Wanderregion positionieren soll.
 
Freizeitbetriebe, Gastronomie, Einzelhandel

Bedingt durch Urlauberrückgang und weniger Tagesgäste verzeichneten die Freizeitbetriebe, Gastronomen und Einzelhändler Umsatzeinbußen. Nach dem langen Winter konnten Freizeitgeschäfte erst spät öffnen und in die „Grüne Saison“ starten. Bei Einzelhändlern blieb aufgrund des schlechten Wetters die Sommerware liegen. Und Gastronomen verzeichneten kaum Umsatz im Terrassen- und Biergartengeschäft. Ab Juli stieg aufgrund der wetterbedingt wachsenden Gästezahlen der Umsatz wieder an.
 
Dem verhältnismäßig guten Herbst wollte kein rechter Winterbeginn folgen. Zwischen ein und fünf Lifte liefen in den Weihnachtsferien. Ein Angebot, das so gut wie kaum Tagesgäste in die Region lockte. 50.000 weniger Tagesgäste und Umsatzverluste in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro beziffert die Ferienwelt Winterberg alleine für die Weihnachtsferien. Aufgrund des ausbleibenden Winters blieb auch die Winterware in den Geschäften liegen. In Skihütten und bei Liftbetreibern fiel das Geschäft im Dezember fast komplett aus.
 
WinterbergCard plus als wichtiges Marketing-Element

Mehr als 70 Gastgeber und rund 40 Angebote, die bei einer vierköpfigen Familie einen Wert von bis zu 1.000 Euro haben können, sind die schlagenden Argumente der WinterbergCard plus. 40.000 Karten haben die Touristiker von Mai bis Oktober herausgegeben. Die All-inclusive-Card sei damit zu einem der wichtigsten Verkaufsargumente in der grünen Saison geworden. Ohne diese attraktive Karte wäre die Bilanz womöglich schlechter ausgefallen.

Die meisten Ziele erreicht

Zufrieden sind die Verantwortlichen  nicht mit dem Ergebnis. Dennoch habe die Ferienwelt Winterberg viele von den für 2013 selbst gesetzten Zielen erreicht. Nach wie vor sei die Region mit mehr als einer Million Übernachtungen Spitzenreiter unter den Orten des Sauerlandes. Vor der wachsenden Bedeutung von Onlinebuchungen sei die Ferienwelt Winterberg rechtzeitig auf diesen Zug aufgesprungen. Trotz der niederländischen Wirtschaftskrise stieg die Zahl der über das Portal www.winterberg.de getätigten Buchungen von 2.500 auf 3.200 und wuchs damit über die zunächst gestellten Erwartungen von 3.000 Buchungen hinaus. Der dadurch getätigte Umsatz überstieg die Grenze von 500.000 Euro.
 
Ausblick auf 2014

Immer wichtiger werde für die Ferienwelt Winterberg die sogenannte „Grüne  Saison“. In der Zeit von April bis November generierten die Winterberger Gastgeber rund 60 Prozent ihrer Übernachtungen. Trotz der Entwicklungen im Wintersport sei dieser Anteil seit 2004 um fünf Prozent gestiegen. Dem entsprechend investierten die Touristiker viel Kraft in die Entwicklung attraktiver Outdoor-Aktivangebote.
 
Die Entwicklung der Ferienwelt Winterberg als sportliche Radregion soll der neue Trailpark vorantreiben. Vom Bremberg bis hinüber zum Landal Ferienpark, durch das gesamte Skiliftkarussell sollen sich rund 60 Kilometer Strecken und Singletrails ziehen. Im Konzept stehe das Streckennetz bereits. Direkt nach dem Winter gehe es an den Ausbau und die Beschilderung. Fertigstellung sei für September geplant. Das Gesamtfinanzierungsvolumen liege bei rund 270.000 Euro brutto, 170.000 Euro seien Ziel2-Fördermittel.
 
Auch das Projekt „Natürliches HochGefühl - Landschaftstherapie in der Hochheide“ stehe kurz vor dem Abschluss. Es will Gästen das Erleben von Natur und die von ihr ausgehende gesundheitsfördernde Wirkung eröffnen. Mit ausgewiesenen Wegen und besonderen Achtsamkeitsstationen will die Ferienwelt Winterberg nicht nur Gästen die Möglichkeiten näher bringen, sondern auch Besucherströme gezielt durch die Heide lenken, um Vegetation und Tierwelt zu schützen. Auf Wunsch begleiten künftig ausgebildete Landschaftstherapeuten die Gäste. Die endgültige Fertigstellung ist Ende Juli geplant. Zum Projektvolumen von 125.000 Euro steuern das Land NRW und die Europäische Union 100.000 Euro bei.
 
Eine weitere Idee soll sportlich orientierte Gäste nach Winterberg locken. Erlebnisreiche Wanderwege und Singletails wollen die Touristiker zu einer Lauf-Arena bündeln und Trailrunning als neues Produkt vermarkten. Damit will die Region Menschen der umliegenden Ballungsräume ansprechen, die regelmäßig Lauftraining betreiben.

Ein Schwerpunkt in 2014 sei auch die Anwerbung Auszubildender für die Hotellerie und Gastronomie aus Kroatien. Die ersten kroatischen Jugendlichen sollen bereits im April Betriebspraktika in Winterberg absolvieren.
 
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit im laufenden Jahr sei die Vorbereitung auf die Bob und Skeleton Weltmeisterschaft. In Zusammenarbeit mit der Bobbahngesellschaft und dem Sauerland Tourismus arbeite die Ferienwelt Winterberg an der Umsetzung des Marketingkonzeptes.

www.winterberg.de
Bild: Ferienwelt Winterberg

Tags: Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Destinationen: Mittelgebirge, Sauerland
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