Sparkassen-Tourismusbarometer: Niedersachsen braucht Strategie im Tourismus

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„Mehr Bewusstsein und Kultur für Innovationen zu schaffen, ist das Gebot der Stunde.“ Mit diesen Worten hat Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, das Hauptthema des neuesten Sparkassen-Tourismusbarometers für das Bundesland umrissen.

„Innovationen sind mehr als nur eine gute Idee“, betonte Mang bei der Vorstellung der umfassenden Analyse, die vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr in München (dwif) im Auftrag des Sparkassenverbandes angefertigt wird. Ziel des Tourismusbarometers  sei die kontinuierliche, problemorientierte Beobachtung der Tourismusentwicklung in Niedersachsen und seinen Reisegebieten. Darauf aufbauend würden konkrete Vorschläge erarbeitet.

Niedersachsen mit Steigerungspotenzial

Der neueste tourismuspolitische Bericht der Bundesregierung stelle eine hervorragende Entwicklung im Deutschlandtourismus fest. Das Reiseland Deutschland baute seine Spitzenposition in Europa weiter aus. In Niedersachsen sei die Aussicht jedoch durchwachsen. Dazu wurde vom dwif erstmals ein Tourismusklimaindex errechnet. Auf der Skala von null bis 200 liege er bei 119,9.

Die Gründe: Tagesreisen stagnierten, die Besucherzahlen der knapp 200 touristischen „Wetterstationen“ seien um 1,7 Prozent rückläufig und einige Regionen müssten ihre Angebote zeitgemäßer gestalten. „Vor allem die niedersächsischen Städte konnten bislang vom bundesweit zu beobachtenden Nachfrageboom noch nicht so richtig profitieren – hier schlummern große Potenziale“ merkt Dr. Manfred Zeiner, Geschäftsführer des dwif, an. Dennoch legten die Übernachtungszahlen in Niedersachsen leicht zu (plus 1,7 Prozent) und liegen 2012 erstmals über 40 Millionen Übernachtungen.

Prozess für Neuerungen starten und begleiten

Das Land brauche daher eine eigenständige touristische Innovationsstrategie. „Die Akteure der einzelnen Orte und Regionen benötigen einen Kompass“, stellte Mang fest. Die touristischen Akteure forderten auch mehr finanziellen, personellen und strukturellen Spielraum, um überhaupt Neues schaffen zu können.

Mang richtete aber den Blick auch auf die vielen guten Ansätze, die es bereits gebe. Dabei nannte er die Inseln Juist, die sich als klimaneutrale Insel etabliere, Borkum als erste allergikerfreundliche Insel Europas und Langeoog, Deutschlands erste Fair-Trade-Insel mit zudem herausragender Servicequalität. Doch mit Stückwerk könne niemand mehr im globalen Wettbewerb punkten. Gesellschaftlicher Wandel, Individualisierung und erschreckend kurze Lebenszyklen für touristische Produkte seien auch für die Niedersachsen die Vorgaben für neue Innovationen. Für das Land heiße das: Es müsse ein Prozess gestartet und ein Klima geschaffen werden, das die ständige Geburt neuer Ideen begünstige - Ideen und Alleinstellungsmerkmale müssten verbunden werden.

Niederlande und Polen als Wachstumsbringer

Folgerichtig forderten viele Touristiker ein stärkeres Außenmarketing Niedersachsens, wie die Erhebung des Sparkassen-Tourismusbarometers feststelle. Vor allem Gäste aus dem Ausland (Übernachtungsplus von 4,4 Prozent) seien der dringend benötigte Wachstumsmotor. Als wichtige Quellmärkte für Urlauber, die nach Niedersachsen kommen, nenne das Barometer, die Niederlande und Polen sowie Schweden und Dänemark.

Investitionen steigen, Gastgewerbe als positive Ausnahme

Die Investitionen im Tourismus stiegen in Niedersachsen. Die Investitionsquote stieg demnach im Jahr 2012 um 0,8 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent und liege damit leicht über dem Bundesniveau. Hemmfaktor sei die häufig zu geringe Eigenkapitalausstattung der Betriebe. Mit 4,7 Prozent sei auch die Abschreibungsquote recht hoch. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Tourismus sei gestiegen (plus 2,3 Prozent), die Zahl der Abmeldungen gefallen (minus 3,4 Prozent). Das Gastgewerbe sei damit eine positive Ausnahme der niedersächsischen Wirtschaft.

Vom Rennrad bis „Sightjogging“

Bei der Servicequalität und zertifizierten Angeboten erreichten einzelne Regionen Bestmarken wie etwa die Nordseeküste oder die Lüneburger Heide. Bei eingeführten Labeln im Rad- und Campingtourismus sei Niedersachsen ebenfalls stark. Auch die Zusammenarbeit der TourismusMarketing Niedersachsen mit dem ADFC bei „Bett + Bike Sport“ im Harz für Radrennfahrer und Mountainbiker sei innovativ. „Sightjogging“ werde im Tourismusbarometer als gute Idee für eine neue Art der Stadtführung gelobt. Dabei jogge der Urlauber unter Anleitung zu den Sehenswürdigkeiten und erhalte dabei Erläuterungen. Auch zum Erkunden der Stadt mit Kutsche oder Fahrrad gebe es neue Angebote, ebenso zum Gesundheitswandern. Der Bericht hebe hervor, dass sich Ostfriesland an 54 Orten mit 100 Partnern und einem bunten Veranstaltungsmix als „Land der Entdeckungen“ präsentiere, und damit ebenfalls die Strahlkraft erhöhe.

www.svn.de
www.reiseland-niedersachsen.de/

Tags: Bundesland: Niedersachsen
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