DZG warnt vor wirtschaftsferner Politik

am . Veröffentlicht in Politik & Recht

 

Denkfabrik

 

Zu Beginn der neuen Legislaturperiode verzeichnet der Bundestag eine historisch niedrige Unternehmerquote. Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) fordert daher eine parteiübergreifende Initiative zur Stärkung unternehmerischer Perspektiven im Parlament. Vor allem für große Wirtschaftssektoren wie Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeit sei politische Repräsentanz entscheidend, so die Organisation.

„Wenn unternehmerische Perspektiven im Bundestag immer mehr fehlen, wird Politik schnell wirklichkeitsfern und wirtschaftsfeindlich. Die Begrenzung von Amtszeiten und mehr Durchlässigkeit könnten effektiv helfen, wieder mehr Experten aus der Wirtschaft für die Politik zu gewinnen“, sagte Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der Denkfabrik.

Nach einer Auswertung der „Stiftung Familienunternehmen und Politik“ verfügen nur noch 37 Abgeordnete im Bundestag über unternehmerischen Hintergrund – 14 weniger als im letzten Parlament und 41 weniger als 2017. Für Klinge sei dies ein deutliches Warnsignal: „Ein Land, das auf den Mittelstand und Familienunternehmen baut, braucht wirtschaftlichen Sachverstand auch in der Gesetzgebung und in der Regierung.“

Die Mittelstandsperspektive fehle im 21. Bundestag fast vollständig – mit potenziell erheblichen negativen Folgen für den unternehmerischen Alltag. Die Denkfabrik rege deshalb eine partei- und branchenübergreifende Initiative der demokratischen Mitte an, um gezielt mehr Unternehmerinnen und Unternehmer für eine Kandidatur zur Bundestagswahl 2029 zu gewinnen. Es müsse zum Konsens in der politischen Mitte werden, dass unternehmerische Erfahrung ein absoluter Gewinn für die Demokratie ist – und Politik den Blick aus der Praxis dringender denn je benötige. Die DZG sehe die Ursachen für den Rückgang unternehmerischer Repräsentanz in der schwierigen Vereinbarkeit von Unternehmertum und Mandat. Der Wechsel zwischen Wirtschaft und Politik sei strukturell kaum vorgesehen, ebenso wenig eine spätere Rückkehr ins Berufsleben nach einer politischen Karriere.

„Wer 20 Jahre in der Politik war, hat es schwer, beruflich wieder Fuß zu fassen. Gleichzeitig schrecken viele Unternehmerinnen und Unternehmer die mangelnde Planbarkeit und die jahrelange ‚Ochsentour‘ durch den Parteienapparat ab“, so Klinge.

Die Denkfabrik spreche sich für eine Begrenzung der Amtszeiten – insbesondere in Regierungsfunktionen – auf zwei Wahlperioden aus. Das würde sowohl politische Erneuerung erleichtern als auch den beruflichen Wiedereinstieg planbarer machen. Dieses Prinzip setze die DZG bereits in ihren eigenen Strukturen um: Seit Ende 2024 gelten Amtszeitbegrenzungen für alle DZG-Wahlämter. „Was wir selbst leben, sollte auch im politischen System möglich sein“, betonte Klinge.

Der Appell der DZG: Deutschland brauche in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten mehr Menschen mit praktischer Erfahrung, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – und dafür die nötigen Rahmenbedingungen vorfinden. Der Bundestag müsse wieder offener für unternehmerische Biografien werden, um politische Entscheidungen realitätsnäher zu gestalten.

 

Weitere Informationen: Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Bild: © DZG

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