Trostpflaster Tourismus
Damit Guido Wolf auch ein wenig Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg sein darf, wird ihm der Tourismus ans Justizministerium angehängt.
Diese Konstellation dürfte weltweit selten bis einzigartig sein: Der Justizminister in Baden-Württemberg ist künftig auch für den Tourismus zuständig. Bereits mit der Regierungsübernahme durch die Grünen nach der vorletzten Landtagswahl wurde das Ressort vom Wirtschaftsministerium ins Ministerium für Ländlichen Raum verlegt. Dies war vor der angestrebten Profilierung des Landes mit dem Thema Nachhaltigkeit noch nachvollziehbar. Auch die Einbindung in die Förderstrukturen des ländlichen Raums brachte Synergien. Die Städtetouristiker waren damals schon weniger glücklich mit der Entscheidung.
Jetzt also Justiz - der Tourismus als Trostpflaster. Selten hat man dem Tourismus so wenig Wertschätzung entgegen gebracht: Verschiebemasse, Anhängsel, ein kleines Geschenk. Wie man es auch betrachtet, es hinterlässt kein gutes Gefühl. Zwar kann man Guido Wolf nicht das Engagement für den Tourismus absprechen, die er schon als Aufsichtsratsmitglied der Schwarzwald Tourismus an den Tag gelegt hat, aber aus fachlicher Sicht hat das Ressort bei der Justiz doch eher wenig zu suchen.
Die Akteure in BW halten sich mit ihren Kommentaren zwar vornehm zurück, vielleicht weil sie es wie kaum ein anderer gewohnt sind mit politik-tektonischen Verschiebungen umzugehen. Doch die Frage, ob fachliche Gesichtspunkte bei der Vergabe von Ressorts überhaupt noch eine Rolle spielen, bleibt. Ein kleiner, aber feiner Beitrag zur Politikverdrossenheit.
Foto: Sven Teschke /, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26194485