Yannick Jaeckert (Zeller Land Tourismus GmbH): „Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell auch Krisenmanager sein zu müssen.“

Geschrieben von Yannick Jaeckert und Matthias Burzinski am . Veröffentlicht in Lernkurve (Zukunftsblog)

Yannick Jaeckert

 

Matthias Burzinski im Gespräch mit Yannick Jaeckert  -  Zeller Land Tourismus

Stellen Sie sich vor, Sie treten einen neuen Job als Geschäftsführer an, am 01. März 2020, und dann kommt ein kleines Virus und erreicht in seinen Auswirkungen auch die Mosel. So ist es Yannick Jaeckert ergangen, der Anfang März seine neue Stelle im Zeller Land angetreten hat. Wie geht man mit so einer Situation um? Wir haben ihn gefragt.

 

Wie geht es Ihnen und Ihren Mitarbeitern? Sind alle gesund?

Yannick Jaeckert: Alle Mitarbeiterinnen und ich sind gesund, das ist momentan natürlich das Wichtigste.

 

Sie haben Anfang März Ihre neue Geschäftsführerstelle angetreten, genau zu dem Zeitpunkt, als die Pandemie den Tourismus vollständig zum Erliegen brachte. Wie haben Sie die Situation erlebt?

Yannick Jaeckert: Es handelt sich um eine nie dagewesene Lage, die uns alle vor neue Herausforderungen stellt. Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell auch Krisenmanager sein zu müssen. Machen wir uns nichts vor: Es war – wie für uns alle – eine gänzlich neue Situation. Ein Sprung ins kalte Wasser. Einzelne konkrete, externe als auch interne Vorhaben mussten hintenangestellt werden. Die Weiterführung der Vor-Ort-Analyse und das ganz wichtige persönliche Kennenlernen vieler Akteure ist ebenfalls verschoben. Das Team hat nahezu komplett auf Home-Office umgestellt. Zudem musste die Tourist Information für den Publikumsverkehr vor Ort geschlossen und vertriebsorientierte Werbemaßnahmen eingestellt werden. Das habe ich mir natürlich alles anders vorgestellt. Wir haben aber trotzdem viel zu tun. Der Informationsservice geht weiter und wir sind Schnitt- und Anlaufstelle für alle möglichen Fragen rund um Corona.

 

In welcher Krisenphase sehen Sie sich und die touristischen Leistungsträger im Zeller Land? Wie stark sind die Auswirkungen vor Ort?

Yannick Jaeckert: Massive und teilweise existenzbedrohende wirtschaftliche Einbußen betreffen Hotels, gastronomische Einrichtungen, Ferienwohnungen, Campingplätze, Weingüter, Geschäfte und Angebote wie z.B. Stadtführungen – gerade weil wir stark von der Saison abhängig sind. Und diese startet normalerweise genau jetzt. Das Ostergeschäft fand aber nicht statt, und beobachtet man beispielsweise die Fußgängerzone in Zell (Mosel), sieht man wenige bis keine Menschen, jedenfalls keine Touristen.

Ich erlebe aber auch, dass die Menschen zusammenrücken. Solidarität wird gelebt und die Bevölkerung unterstützt die Betriebe und Geschäfte, wo sie nur können. Es ist ganz wichtig, dass alle die Krisenzeit überstehen, denn ohne unsere Betriebe gibt es schlichtweg keinen Tourismus. Hingegen mussten stark frequentierte Sehenswürdigkeiten, wie die Hängeseilbrücke Geierlay oder der Prinzenkopfturm, schließen, um die Einhaltung der Kontaktsperre zu gewährleisten. Wirklich eine außergewöhnliche und traurige Situation, in der sich nun alle Fragen: „Wann geht es wieder los?“.

 

Sie sind mit einer klaren Strategie der Erneuerung in die neue Aufgabe gestartet. Nun fängt man bei null an. Kann das, bei aller Sorge um die Existenz vieler Leistungsträger, auch ein Vorteil sein und Prozesse beschleunigen?

Yannick Jaeckert: Das kann es. Wir sehen die Zwangspause als Chance. So sehen das übrigens auch einige Leistungsträger, die die Zeit nutzen um Projekte, Ideen und teilweise auch Investitionen anzugehen. Darüber hinaus zeigt zudem die Corona-Krise, wie wichtig Zusammenarbeit und Vernetzung auf allen Ebenen sind. Und auch wir machen natürlich strategisch mittel- und langfristig weiter. Sei es bei der Analyse von touristischen Potenzialen in der Region, der Fortschreibung des Tourismuskonzeptes oder bei der Digitalisierung. Dafür ist nun zumindest ein wenig mehr Luft. Derweil inspirieren wir auch schon jetzt im Marketing verstärkt potenzielle Besucher auf unseren digitalen Kanälen, bauen einen Instagram-Kanal auf und setzten kreative Ideen um. Auf Facebook stellt beispielsweise unser Wein- und Kulturbotschafter Lieblingsplätze vor und inspiriert virtuell und digital zuhause gebliebene potenzielle Besucher. Alles schon jetzt für die Zeit nach Corona.

 

Was ist Ihre Post-Corona-Vision für den Tourismus im Zeller Land?

Yannick Jaeckert: Was wir gerade erleben, ist ein temporäres Phänomen. Ich bin davon überzeugt, dass sich an der grundlegenden Nachfrage nichts ändert. Durch den Inlandstourismus – der als erstes den Tourismus prägen und von deutschen Urlaubern bevorzugt wird – verstärkt sich die Nachfrage wahrscheinlich sogar. Da sind wir im Zeller Land mit unserem Angebot ganz sicher vorne mit dabei. Der Blick ist also optimistisch in die Zukunft gerichtet.

 

Yannick Jaeckert ist Geschäftsführer der Zeller Land Tourismus GmbH.

 

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