Tourismusbranche MV: Probleme könnten den positiven Ausblick noch trüben

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Stand up paddler, Ostsee

 

Saisonauftakt der Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern: Rund 220 Touristiker trafen sich im Schloss Fleesensee. Thematische Schwerpunkte waren die Umsetzung der Landestourismuskonzeption und sich daraus ergebende Anforderungen in den Bereichen Fachkräftegewinnung und -sicherung, Qualitätssteigerung sowie Internationalisierung.

Die Branche startet offenbar zuversichtlich in das Reisejahr 2019. Einer Umfrage des Landestourismusverbandes unter rund 220 Touristikern zufolge erwarten drei von vier Befragten ein Ergebnis auf Vorjahresniveau. Nur bei 13 Prozent fiel der Ausblick verhaltener aus. Dazu Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Die Gastgeber im Land wollen an die Ergebnisse aus dem letzten Jahr anknüpfen. Die Signale in der Branche, beispielsweise von namhaften Reiseveranstaltern wie der TUI, oder auch die maßgeblichen Analysen zum Reiseverhalten der Deutschen sprechen dafür, dass wir auf ein Tourismusjahr auf hohem Niveau blicken, wenngleich die Herausforderungen nicht kleiner werden.“

Zahlreiche Neuerungen, darunter neue Erlebnisrouten, Hotels und Kulturveranstaltungen sollen Gäste 2019 nach Mecklenburg-Vorpommern locken. So lädt etwa die Route „ManufakTour“ in 20 Orte in Westmecklenburg ein, in denen traditionelles Handwerk und Design entsteht. Die Schweriner Schau „Das Unmögliche sehen“, die Visionäres des international anerkannten Konzeptkünstlers Marcel Duchamp (1887-1968) zeigt, soll nationales und internationales Klientel in den Nordosten locken, und die Insel Rügen stellt im Rahmen der Kampagne Inselbaukunst architektonische Besonderheit auf Deutschlands größtem Eiland in den Fokus.

Drei Großveranstaltungen sollen Mecklenburg-Vorpommern in diesem und den kommenden Jahren ins nationale und internationale Blickfeld rücken: Zum einen wird der Deutsche Tourismustag vom 20. bis 21. November dieses Jahres in Rostock veranstaltet. Zum anderen setzt Mecklenburg-Vorpommern mit der Ausrichtung des Germany Travel Mart (Mai 2020) und der Präsentation bei der MV-Länderwoche auf dem Campus Germany zum Thema Nachhaltigkeit während der Expo in Dubai (20.10.2020 bis 10.4.2021) die stetigen Bemühungen um mehr internationale Gäste fort.

Rüdiger Born, Präsident des Golfverbandes in Mecklenburg-Vorpommern, sieht vor allem das Golfangebot im Land als ein gutes Angebot für internationale Gäste: „Schon jetzt ist der Anteil ausländischer Besucher auf den 17 Golfanlagen im Land höher als in anderen touristischen Bereichen. 25 Prozent aller gespielten Runden erfolgen durch internationale Gäste.“

Manche Herausforderungen bleiben, neue kommen hinzu

Neben dem Ziel, mehr internationale Gäste ins Land zu holen, warten zahlreiche Herausforderungen auf die Branche: Die Neufassung der Bäderregelung etwa, die am 15. April in Kraft trat und den Verkaufszeitraum zeitlich und örtlich beschränkt, stellt viele Akteure nicht zufrieden. Eine Umfrage des Landestourismusverbandes ergab, dass knapp 40 Prozent der befragten Branchenvertreter negative Auswirkungen für die Vor- und Nachsaison erwarten.

Darüber hinaus wird die Umsetzung der Ende 2018 vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit veröffentlichten Landestourismuskonzeption, die für die strategische Ausrichtung des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern und die Orientierung der Branche maßgeblich ist, durch das so genannte Umsetzungsmanagement erwartet. „Die Umsetzung muss schnell ins Rollen kommen. Nur mit den richtigen Weichenstellungen können wir uns in der Spitzengruppe des Deutschlandtourismus behaupten“, sagte Waldmüller.

Problematisch blieben zudem Verkehrsfragen. „Das A20-Loch wird die Branche noch eine Weile beschäftigen, wenngleich der Verkehr – die Feiertage ausgenommen – flüssiger läuft, seitdem die Behelfsbrücke offen ist“, so Wolfgang Waldmüller. Mit einiger Sorge werden auch die Entwicklungen im Flugreisemarkt betrachtet, die auch vor Regionalflughäfen wie dem in Rostock-Laage keinen Halt machen. Dieses erschwere ein strategisches Marketing gerade im Hinblick auf das Werben um internationale Gäste.

Nicht zuletzt hat die voraussichtlich bis August 2019 anhaltende Sperrung der Schleuse Zaaren an der Oberen Havel-Wasserstraße Auswirkungen auf die Anreise von Wassersportlern aus Berlin-Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern, genauer gesagt in die Mecklenburgische Seenplatte. „Zwar ist der Bootsverkehr ab und in der Mecklenburgischen Seenplatte uneingeschränkt möglich, aber der deutschlandweite Investitionsstau an den Schleusen bereitet uns Kopfzerbrechen und ist eine drohende Gefahr nicht nur für den Wassertourismus“, schätzte TMV-Präsident Waldmüller ein.

Auch der Zustand des Radwegenetzes – Mecklenburg-Vorpommern rangiert nach Angaben der ADFC-Radreiseanalyse erstmals seit Jahren nicht mehr unter dem Top 10 der beliebtesten Radreiseregionen Deutschlands – ist weiterhin nicht zufriedenstellend. Ein wichtiger Schritt zur besseren Einschätzung der Situation ist kürzlich mit einer durch den Landestourismusverband beauftragten Radverkehrsuntersuchung gemacht worden. Die Arbeit soll in den kommenden Jahren unter anderem Aussagen zu Radlern auf Rund- und Fernwegen, deren Herkunft sowie Informations- und Konsumverhalten liefern. Ziel ist es, daraus Handlungsempfehlungen für notwendige Infrastrukturmaßnahmen sowie für das touristische Marketing abzuleiten.

www.auf-nach-mv.de

 Foto: TMV/Krauss