Mecklenburg-Vorpommern: Stabile Hauptsaison – Sorgen bleiben trotz positiver Tendenzen

Mecklenburg-Vorpommern hat zur Hauptsaison 2025 eine gemischte touristische Bilanz gezogen. Laut einer aktuellen Umfrage des Landestourismusverbandes unter rund 250 Betrieben zeigten sich 53 Prozent der teilnehmenden Unternehmen mit dem Saisonverlauf (sehr) zufrieden. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 37 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil unzufriedener Betriebe von 42 auf 24 Prozent.
Trotz guter Stimmung – wirtschaftliche Kennzahlen rückläufig
Die Zufriedenheit der Betriebe habe sich nicht in den wirtschaftlichen Ergebnissen widergespiegelt. Umsatz und Ertrag sollen sich in der Hauptsaison rückläufig entwickelt haben. Die Mehrheit der Betriebe habe von einem Nachfragerückgang berichtet, vor allem durch gestiegene Preissensibilität (77 Prozent), wechselhaftes Wetter (59 Prozent) und kürzere Aufenthaltsdauern (53 Prozent).
Halbjahreszahlen stabil – MV über Bundesniveau
Nach Angaben des Statistischen Amtes seien bis Juni 3,5 Millionen Ankünfte (+2,6 Prozent) und 13,2 Millionen Übernachtungen (+0,9 Prozent) registriert worden. Damit liege das Land über dem Bundesdurchschnitt.
Minister Blank betont Bedeutung des Tourismus für das Land
Dr. Wolfgang Blank, Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV, sagte: „Mecklenburg-Vorpommern gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen in Deutschland – das zeigen die steigenden Ankünfte, Übernachtungen und die längere Aufenthaltsdauer unserer Gäste eindrucksvoll. Der Tourismus ist Schaufenster unseres Bundeslandes und zugleich ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor: Er schafft Arbeitsplätze, stärkt die Regionen und ermöglicht Investitionen, von denen die Menschen im Land direkt profitieren. Gleichzeitig dürfen wir uns auf Erfolgen nicht ausruhen. Entscheidend für die Zukunft wird sein, neue Zielgruppen im Ausland zu gewinnen, Fachkräfte dauerhaft zu binden und die Akzeptanz für den Tourismus weiter zu stärken. So stellen wir sicher, dass Mecklenburg-Vorpommern auch künftig 365 Tage im Jahr attraktiv bleibt.“
Kulturelle Highlights und neue Formate prägen Sommer
Birgit Hesse, Präsidentin des Tourismusverbandes MV, verwies auf zahlreiche kulturelle Höhepunkte: „Dieser Sommer war gefüllt mit zahlreichen Höhepunkten im Kultur- und Aktivbereich, viel Sonne im Juni, sehr wechselhaftem Wetter im Juli und längeren Sonnenschein-Perioden im Spätsommer. Mehr als vier Millionen Übernachtungsgäste haben ihren Urlaub zwischen Ostseeküste und Seenplatte verbracht. Der erste SailGP in Sassnitz, das sanierte Großherzogliche Palais in Neustrelitz, das modernisierte Meeresmuseum in Stralsund, aber auch neue Kulturformate wie das erste Literaturfestival in Graal-Müritz setzten dabei neue Akzente. Die Wiedereröffnung des Staatlichen Museums in der UNESCO-Welterbestadt Schwerin sowie die Eröffnung der Kranichwelten auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bergen darüber hinaus Chancen, dass auch im Herbst viele Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern reisen werden. Dazu soll auch eine Herbstkampagne (https://urlaubsnachrichten.de/artikel/tourismusmusverband-mecklenburg-vorpommern-wirbt-fuer-herbsturlaub-im-urlaubsland) des Landestourismusverbandes beitragen.“
Wirtschaftliche Lage: Leichte Verbesserung, aber hohe Belastungen
Lars Schwarz, Präsident des Dehoga MV, fügte hinzu: „Übernachtungszahlen und Ankünfte sind eine Seite der Medaille, die zwar einen Überblick ermöglichen, aber keinen realitätsnahen Einblick in die Betriebe zulassen. Betrachtet man mit der wirtschaftlichen Situation die Kehrseite der Medaille, belegen unsere Umfrage-Ergebnisse die dramatische Entwicklung der Branche: Der sinkende Umsatz (-4,8 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr muss bei der gesamtheitlichen Einordnung der Statistiken ebenso berücksichtigt werden wie der Fakt, dass ein Drittel der Betriebe befürchtet, in diesem Jahr in die Verlustzone zu geraten und zwei Drittel der Betriebe in den letzten Jahren notwendige Investitionen nicht durchführen konnten. Sinkende Umsätze, steigende Kosten in allen Bereichen (Personal, Lebensmittel, Energie) und eine angespannte Buchungslage setzen die Betriebe wirtschaftlich massiv unter Druck. Die geplante Mehrwertsteuersenkung ist bitter notwendig, um die öffentlichen Wohnzimmer der Gesellschaft zu erhalten.“
Gästezufriedenheit steigt, Ausgaben sinken
82 Prozent der Betriebe sollen die Gästezufriedenheit als (sehr) hoch bewertet haben, 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig sollen Gäste laut Umfrage weniger ausgegeben haben – insbesondere bei Verpflegung (77 Prozent), Aufenthaltsdauer (70 Prozent) und Freizeitaktivitäten (44 Prozent).
Herbstbuchungen leicht rückläufig
Die Betriebe sollen für den September eine Auslastung von 67 Prozent erwarten (2024: 64 Prozent). Für Oktober (51 Prozent, 2024: 52 Prozent) und November (25 Prozent, 2024: 27 Prozent) werde ein leichter Rückgang prognostiziert. Zum Tag der Deutschen Einheit werde eine Auslastung von 64 Prozent erwartet.
Fachkräftemangel bleibt Herausforderung
31 Prozent der Betriebe seien vom Arbeitskräftemangel betroffen – ein Rückgang gegenüber 2024 (42 Prozent). Besonders sollen Auszubildende (68 Prozent), Aushilfen (44 Prozent) und Teilzeitkräfte (36 Prozent) fehlen. In den betroffenen Betrieben sollen Mitarbeitende vorrangig in Küche, Service und Rezeption fehlen. „Die Unternehmen haben sich auf den Arbeitskräftemangel eingestellt, zum Beispiel, indem sie das Angebot oder die Öffnungszeiten angepasst oder Automatisierungsprozesse vorangetrieben haben. Einige Unternehmen haben ihr Geschäft auch aufgeben müssen. Insofern bleibt das Thema als eine der größten Herausforderungen auch im Tourismus bestehen“, sagte Hesse.
Internationalisierung: Strategien und Maßnahmen greifen
44 Prozent der Unternehmen sollen spezielle Angebote für internationale Gäste bereitgehalten haben. Dazu sollen vorrangig digitale Zahlungsoptionen und mehrsprachige Informationsangebote zählen. Der Tourismusverband habe seit Juni vier Marktpools für gemeinsame Marketingaktivitäten in wichtigen Auslandsmärkten koordiniert. Zudem sei die internationale Webseite visit-mv.com neu aufgesetzt worden. Eurotours habe die Flugverbindung Wien–Rostock-Laage bis 2026 verlängert.
UNESCO-Welterbe Schwerin zeigt Wirkung
Seit der Aufnahme des Schweriner Residenzensembles in die UNESCO-Welterbeliste habe die Stadt steigende Besucherzahlen verzeichnet. Das Schlossmuseum soll bis Ende Juli 142.000 Gäste (+10 Prozent) gezählt haben. Die Tourist-Information sollen rund 60.000 Menschen (+8 Prozent) besucht haben, Führungen von über 22.000 Personen (+18 Prozent) gebucht worden sein.
Barrierefreiheit als Standortfaktor
Koserow auf Usedom strebe die Auszeichnung „Tourismusort Barrierefreiheit geprüft“ an. Der Ort wäre damit der dritte im Land mit diesem Zertifikat. Ziel sei es, mehr barrierefreie Angebote sichtbar zu machen und neue Gästegruppen zu erreichen.
Veranstaltungen ziehen hohe Besucherzahlen
Die Hanse Sail 2025 habe erneut 500.000 Gäste verzeichnet. Auch das Umweltfotofestival in Fischland-Darß-Zingst (25.000 Besucher), das SEA&SAND-Festival in Kühlungsborn (erstmals ausverkauft), der Seaside Ride mit André Greipel (2.000 Schaulustige) und der SailGP in Sassnitz (13.000 Gäste) sollen das Potenzial neuer und etablierter Veranstaltungsformate unterstrichen haben.
Halbjahresbilanz: Entwicklung nach Betriebsarten und Regionen
Zuwächse bei Übernachtungen habe es bei Hotels garnis (+4,9 Prozent), Ferienwohnungen/-häusern (+4,4 Prozent), Hotels (+3,5 Prozent) und Rehakliniken (+1,3 Prozent) gegeben. Rückgänge sollen Ferienzentren (-13,2 Prozent), Jugendherbergen (-10,9 Prozent) und Campingplätze (-3,3 Prozent) verzeichnet haben.
Regional sollen Westmecklenburg (+3,7 Prozent) und die Mecklenburgische Ostseeküste (+3,4 Prozent) am besten abgeschnitten haben.
Internationale Gäste: Rückgang setzt sich fort – Polen wichtigster Markt
Von Januar bis Juni 2025 seien rund 125.000 internationale Ankünfte (-11,5 Prozent) und 352.000 Übernachtungen (-2,5 Prozent) gezählt worden. Polen sei mit 48.000 Übernachtungen (+16,7 Prozent) vor den Niederlanden gelegen, deren Zahlen stark rückläufig gewesen seien (-21,9 Prozent). Auch aus der Schweiz und Schweden habe es Rückgänge gegeben, während Österreich ein Plus von 7,7 Prozent verzeichnet haben soll.
Städtetourismus uneinheitlich
Die Städte Wismar (+11,4 Prozent), Schwerin (+7,0 Prozent), Rostock (+6,4 Prozent) und Neubrandenburg (+2,9 Prozent) sollen bei Übernachtungen zugelegt haben. Stralsund (-6,5 Prozent) und Greifswald (-7,3 Prozent) sollen Rückgänge verzeichnet haben.
Mehr Informationen: Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern
Bild: © TMV – Zufriedenheit mit dem aktuellen Tourismusjahr