Neue „Meeresförster“ an Mecklenburg-Vorpommerns Küsten: Sea Ranger unterstützen Tourismus und Forschung

Seit August sind an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns die ersten zehn Sea Ranger aktiv. Diese Initiative, die von der Fischereigenossenschaft Wismarbucht unter der Leitung von Oliver Greve ins Leben gerufen wurde, kombiniert traditionelle Fischerei mit Forschungsaufgaben und touristischen Angeboten. „Wir wollen sie als ‚Meeresförster‘ etablieren“, so Greve. Die Sea Ranger sollen neben ihrem eigentlichen Beruf auch für die Forschung arbeiten und Einheimischen und Touristen mit ihrem Wissen zur Seite stehen.
Die Idee, Sea Ranger auszubilden, entstand als Reaktion auf die niedrigen Fischbestände in der Ostsee, die zu drastischen Kürzungen der Fangquoten führten. Dadurch sei das Interesse am Fischereiberuf zurückgegangen. Um dem entgegenzuwirken, wurde das Berufsbild des Fachwirts für Fischerei und Meeresumwelt entwickelt. Die Sea Ranger haben im Juli ihre Prüfungen absolviert. Ihre Ausbildung umfasst Themen wie Umwelt, Technologie und Kommunikation.
„Hier kommt der Tourismus ins Spiel“, betonte Greve. Denn es gebe Bestrebungen, die kleinteilige Ostseefischerei als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe erklären zu lassen. Dafür sei ein großes öffentliches Bewusstsein wichtig, dass es der Ostsee wieder gutgehen muss. „Die Menschen möchten ja an einem gesunden Meer Urlaub machen und das Fischbrötchen sollte auch mit Ostseefisch belegt sein.“ Die Sea Ranger würden künftig mit den Gästen des Landes aufs Meer hinausfahren. „Die werden ihnen Dinge über die Ostsee erzählen, die sie noch nicht kennen“, sei Greve überzeugt. Die Boote sollen gerade entsprechend ausgerüstet werden. Die Sea Ranger werden dann laut Greve auch an Land Präsenz zeigen und dort etwa bei Veranstaltungen mit den Gästen reden.
Die gesamte Küstenlänge beträgt bei Einbeziehung der Inseln und Boddengewässer rund 2.000 Kilometer. „Wenn man dann die Drei-Seemeilen-Zone dazu nimmt, dann ist das mehr als doppelt so viel wie die Waldfläche von Mecklenburg-Vorpommern“, erklärte Greve. Um den Wald kümmerten sich Hunderte Förster, um das Meer so gut wie niemand.
Historisch gesehen sei die Geschichte der Ostseefischerei eine Geschichte der kleinen Familienbetriebe mit passiven Fangmethoden wie Stellnetz, Reuse oder Angelleine. „Die DDR wollte dies zwar ändern und hat mit Rostock und Sassnitz auf Rügen große Standorte für die Fischerei und Fischverarbeitung entwickelt“, berichtete Greve. Doch die Entwicklung nach der Wende sei wieder rückläufig. Da passe die Einrichtung der Sea Ranger gut in das Zukunftsbild der Branche. Er betonte, dass es gut wäre, wenn die Idee im ganzen Ostseeraum Verbreitung finden würde.
Weitere Informationen: ostseefischer.org
Bild: © Margit Wild