Schweizer Jugendherbergen sollen barrierefrei werden

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"Ferien - zugänglich für alle": 'Denk an mich' macht die Schweizer Jugendherbergen hindernisfrei. Mit diesem Ziel und Projektnamen lancieren die Stiftung Denk an mich und die Schweizer Jugendherbergen (SJH) ihre Zusammenarbeit im Bereich des hindernisfreien Tourismus und treten gemeinsam an, das gesamte Schweizer Jugendherbergsangebot - von der Informationsbeschaffung im Internet bis hin zu den Betrieben - hindernisfrei zu gestalten.

Das Projekt sei auf drei Jahre angelegt und soll Signalwirkung für die Schweizer Tourismusbranche haben.

An den ersten Meilensteinen werde bereits gearbeitet: Seit dem 4. November laufen in Stein am Rhein umfassende Umbau- und Renovationsarbeiten, die den Ausbau nach Standards der Hindernisfreiheit einschlössen. Auch in Avenches werde gebaut: Im Garten der Jugendherberge entstehe ein neuer, rollstuhlgängiger Pavillon mit zwei Doppelzimmern, der mit dem Haupthaus verbunden sei.

Diese Renovationen und Umbauten sind die ersten großen baulichen Maßnahmen, die im Zuge des gemeinsamen Projekts umgesetzt würden und gute Beispiele für den pragmatischen und innovativen Ansatz, der dabei verfolgt werde. Für das angestrebte Ziel "hindernisfreie Jugendherbergen" seien weitere Investitionen in bestehende Betriebe geplant, welche einen hindernisfreien Aufenthalt für Gäste mit Behinderungen ermöglichten.

Die neu entstehenden Jugendherbergen Saas-Fee und Gstaad Saanenland, die im Juni 2014 eröffnet würden, seien ebenfalls ganz auf die Einhaltung der Standards der Hindernisfreiheit ausgerichtet. Doch: "Nicht nur die baulichen Aspekte werden in Angriff genommen, auch bei der Vermarktung und im Betrieb gibt es einiges zu tun", sagt Fredi Gmür, CEO der Schweizer Jugendherbergen. So werden unter anderem eine Marketingstrategie zur Bekanntmachung des hindernisfreien Angebotes und ein Weiterbildungsprogramm zur Sensibilisierung des SJH-Teams auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen erarbeitet. Auch die Zertifizierung der Barrierefreiheit des Portals youthhostel.ch sowie ein geeignetes Online-Buchungssystem für Menschen mit Behinderungen werden angestrebt.

Für Iso Rechsteiner, Stiftungspräsident der Stiftung Denk an mich, ist klar, dass diese umfassende Entwicklung nur dank der gemeinsamen Ziele der beiden Organisationen möglich ist. "Mit dem touristischen Know-how der Schweizer Jugendherbergen und dem Fachwissen rund um eine hindernisfreie Angebotsgestaltung der Stiftung Denk an mich können wir zahlreiche Massnahmen effizient und zielorientiert planen und umsetzen", hält er fest.

Die Stiftung Denk an mich, die Solidaritätsstiftung von Schweizer Radio und Fernsehen, ermögliche seit über 45 Jahren Ferien- und Freizeiterlebnisse für Menschen mit Behinderungen. Neben Fachwissen stelle sie durch ihr Netzwerk auch den Kontakt zu den Betroffenen und zu den Behindertenorganisationen sicher und unterstütze das gemeinsame Projekt in personeller und finanzieller Hinsicht.

Neben dem Kerngeschäft der Stiftung Denk an mich - Ferien für Menschen mit einer Behinderung zu ermöglichen - sei es ihr seit der Gründung ein grosses Anliegen, dass Menschen mit einer Behinderung selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Und damit das auch in den Ferien möglich ist, brauche es hindernisfreie und behindertengerechte touristische Angebote. Das bedeute neben baulichen Maßnahmen einen hindernisfreien Zugang zu Informationen und Buchungsmöglichkeiten und eine Sensibilisierung der Mitarbeitenden. "Das gemeinsame Projekt mit den Schweizer Jugendherbergen ist eine folgerichtige Konsequenz", so Catharina de Carvalho, Geschäftsführerin der Stiftung Denk an mich.

Für die Schweizer Jugendherbergen, die bereits seit 2008 mit einem "Konzept für Hindernisfreiheit" arbeiten, markiert der Schulterschluss mit der Stiftung Denk an mich einen grossen Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden hindernisfreien Angebot. "Reisebedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ernst zu nehmen, sehen wir als Teil unseres sozialtouristischen Auftrages. Es widerspricht unserer Philosophie, Menschen auszuschliessen", sagt René Dobler, CEO der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus, die für Bau und Unterhalt der Schweizer Jugendherbergen zuständig ist.

Neben der Stiftung Denk an mich und den SJH sind zwei weitere wichtige Partner an dem Projekt beteiligt: Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) unterstützt das Projekt. Andreas Rieder, Leiter EBGB, hält fest: "Dieses Projekt bringt das gemeinsame Anliegen von Gleichstellung und Tourismus auf den Punkt. Es hat das Potential, ein Modell für die Umsetzung der Gleichstellung in der gesamten schweizerischen Tourismusbranche zu werden." Die Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen, vertreten durch Joe Manser und Beni Rüdisüli, wirkt bei sämtlichen Belangen im Fachbereich behindertengerechtes Bauen am Projekt mit. Dazu Joe Manser: "Meine Erfahrungen als Fachmann und Rollstuhlfahrer haben gezeigt, dass viele Jugendherbergen oft mit nur kleinen Anpassungen für alle zugänglich sein können: eine Rampe, eine breitere Türe oder eine Dusche ohne Schwelle. Ein grösserer Umbau kann jedoch teuer werden. Und ein solcher wäre ohne die finanzielle Unterstützung von Denk an mich nicht realisierbar."

Das neue Gemeinschafts-Projekt strebt eine vorbildliche Umsetzung des Gleichstellungsauftrages für die gesamte Schweizer Tourismusbranche an und soll als eine umfassende Austragung hin zu einem hindernisfreien Tourismus gesehen werden. Es decke beispielhaft die bestehenden Schwachstellen wie bauliche Hindernisse oder Wissens- und Informationslücken auf und definiere die ganze Breite der erforderlichen Massnahmen, mit denen diese Lücken geschlossen werden könnten.

www.youthhostel.ch

Tags: Land: Schweiz
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