Rückkehr einer Altstadt

am . Veröffentlicht in Städte- und Kulturtourismus

Altstadt Frankfurt am Main

 

Frankfurt am Main hat die neuste Altstadt der Welt, Das städtebauliche projekt war nicht unumstritten, touristisch scheint es zum Erfolgsprojekt zu werden.

Vor knapp zehn Jahren stand mitten in Frankfurt noch ein sichtbetongewordener Albtraum, ein Paradebeispiel des Brutalismus – das Technische Rathaus. Heute finden sich auf dem ebengleichen Areal zwischen Kaiserdom und Römer pittoreske Altstadthäuser, drei Gässchen, Hinterhöfe und ein heimeliger kleiner Platz, der Hühnermarkt. Frankfurts neue Altstadt ist eines der bedeutendsten Bauprojekte der Gegenwart. Stadtreparatur auf 7.000 qm mitten im Herzen einer deutschen Großstadt, die unlängst in Cannes auf der internationalen Immobilienfachmesse mit dem renommierten MIPIM Award in der Kategorie „Best Urban Regeneration Project“ ausgezeichnet wurde.

Im Frankfurter Stadtzentrum erstreckte sich einst eines der schönsten und größten zusammenhängenden, mittelalterlichen Fachwerkensembles des Landes. Im Zweiten Weltkrieg wurde diese nahezu vollständig zerstört. Auf den historischen Grundrissen sind in den vergangenen Jahren 15 originalgetreue Rekonstruktionen früherer Häuser entstanden sowie 20 Neubauten moderner Architektur, welche aber an charakteristische Stilelemente der Frankfurter Altstadt anknüpfen: Bunte Fassaden aus allen Epochen, alte Hauszeichen, Fachwerk, Sandsteinornamente.

Hier verbindet sich alte Handwerkskunst und historisch belegte Architektur mit modernen Ausstattungen und Komfort. Einzelne Schmuckelemente, die bei der Bombennacht 1944 gerettet wurden, kamen zurück an ihren alten Platz. Die Geschichte und die Gegenwart der Stadt sollen hier aufeinandertreffen. Seit Ende 2018 ist alles nun fertig und offiziell mit großem Fest eingeweiht, auch wenn an den letzten Stellen noch der Feinschliff vorgenommen und aufpoliert wird.

Auf dem Hühnermarkt rund um den Stoltze-Brunnen hat das „Wirtshaus am Hühnermarkt“ seine Tische eingedeckt. Das Leben soll zurückkehren. Mit einer gutbürgerlichen bis feinen Speisekarte mit Frankfurter Spezialitäten, Saisonalem, regionalen Köstlichkeiten und echten Klassikern möchten die Wirtsleute Zarges ihren Gästen den Geschmack von Frankfurt und Hessen näher bringen.

„Zur Flechte“, „Esslinger“, „Goldene Schere“ oder „Schlegel“ heißen die originalgetreu rekonstruierten Nachbarhäuser des Wirtshauses am Hühnermarkt und beherbergen heute das „Struwwelpeter-Museum“ (Esslinger, Hinter dem Lämmchen 2) und eine Apotheke (Schlegel, Markt 26). In dem Haus „Grüne Linde“ (Markt 13), ebenfalls eine der Rekonstruktionen, vis-a-vis, bietet die Balthasar Ress Weinbar & Vinothek nicht nur Tropfen aus dem Rheingau, sondern nach individueller Absprache auch exklusive Weinproben.

Das absolute Prunkstück der Altstadt ist das Haus „Goldenen Waage“ (Markt 5) am Dom. Das rote Renaissance-Fachwerkhaus mit fünf Meter hohem Erdgeschoss aus Mainsandstein ist über und über mit Verzierungen geschmückt und wird gekrönt von einem „Belvederchen“, einer Dachterrasse mit Aussicht. Das Haus aus dem 17. Jahrhundert war Kontor und Wohnhaus des niederländischen Gewürzhändlers und Zuckerbäckers Abraham van Hamel und wird zukünftig als Kaffeehaus und Dependence des Historischen Museums genutzt, welches im Obergeschoss Räume mit zeitgenössischen Einrichtungsgegenständen möblieren wird.

Direkt nebenan im Neubau „Weißer Bock“ (Markt 7) und im Kaminzimmer im ersten Obergeschoss der „Goldenen Waage“ hat das Stoltze-Museum seine neue Heimat gefunden. Das kleine, aber feine Museum zu Ehren des Frankfurter Literaten und Satirikers Friedrich Stoltze zeigt in neuer Dauerausstellung Leben und Werk des Mundartdichters. Direkt neben der „Goldenen Waage“ unter dem „Stadthaus“ gelangt man zur „Kaiserpfalz franconofurd“, der Keimzelle der Frankfurter Stadtgeschichte. Hier finden sich, museal aufbereitet, historische Mauern der Römerzeit, der Karolinger und aus dem Mittelalter.

Am alten Krönungsweg, den Könige und Kaiser im Rahmen der Krönungsfeierlichkeiten beschritten, stehen zumeist moderne Interpretationen von Altstadthäusern. In den Untergeschossen sind u.a. der Juwelier Feinform, ein Hutsalon, eine Töpferei, die Tagesbar Anno 1881 und ein Showroom der Höchster Porzellanmanufaktur eingezogen. Die Porzellan-Manufaktur, mit Sitz in einem denkmalgeschützten Industriebau in Frankfurt-Höchst, fertigt heute noch, wie vor mehr als 270 Jahren, ausgewählte Service, Geschenke und Accessoires von Hand.

Ganz besonders sind auch das „Rote Haus“ (Markt 17) und das „Neue Rote Haus“ (Markt 15), schon allein, weil Letzteres nicht einmal rot ist. Die beiden Nachbarhäuser beherbergten einst eine Metzgerei, daher auch der Name, und werden auch zukünftig wieder Anlaufstelle für Würstchenfreunde sein. Früher wurden die Fleischwaren nach der Schlachtung am Main direkt über den Tresen aus bzw. unter dem Haus verkauft. Schranne oder Schirn nannte man diese Positionierung eines Geschäftes im offenen, von Säulen gestützten, Erdgeschoss. Der Bereich unter dem „Roten Haus“ war immer der beste Verkaufsplatz.

Die Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main (TCF) bietet täglich, auch abends, öffentliche Altstadt-Rundgänge durch die verwinkelten Gassen und entlang des Krönungswegs an. Tickets sind online und in der Tourist Information Römer erhältlich. Auch die Buchung eines individuellen Gästeführers für eine Gruppe ist in vielen verschiedenen Sprachen möglich. Für Privatreisende und Gruppen hat die TCF zudem Wochenendarrangements und Programmbausteine aufgelegt.

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Bild: © #visitfrankfurt, Fotograf: Holger Ullmann