Gutachten zum Zustand der Fernradwege in M-V liegt vor

am . Veröffentlicht in Natur- und Aktivtourismus

Allee in MV

 

Landesinfrastrukturminister Christian Pegel stellte die Ergebnisse eines Gutachtens zum Zustand und zu erforderlichen Erhaltungskosten der touristischen Radfernwege in Mecklenburg-Vorpommern vor.

„Um verlässliche Daten über den Zustand unserer Radwege zu erhalten, ist eine ingenieurtechnische Befahrung erforderlich. Die gesamten 2.500 Kilometer Radfernwege in M-V so zu untersuchen, sprengt jedoch Kapazitäts-, Zeit- und Kostenrahmen. Deshalb hat der von uns beauftragte Gutachter in einem ersten Schritt beispielhaft 78 Kilometer als Radfernweg ausgewiesene Radwege entlang von Gemeinde-, Kreis- und Landesstraßen sowie die zum Teil auch von Radfahrern genutzten Straßen, Feld- und Waldwege auf der Insel Usedom untersucht. Die Ergebnisse hat er im Anschluss auf das gesamte Fernradwegenetz in M-V hochgerechnet“, erklärte Christian Pegel.

Er wies aber zugleich auf die Unwägbarkeiten des Verfahrens hin: „Uns liegen keine Angaben vor, wie jeder einzelne der 2.500 Kilometer Fernradweg im Land beschaffen ist. Deshalb ist schwer einzuschätzen, wie repräsentativ der auf Usedom ermittelte Zustand fürs übrige Land ist. Wir haben aber mit dieser Hochrechnung einen Anhaltspunkt für die Größenordnung, in der Gemeinden, Landkreise und das Land in die touristisch genutzten Radwege, Straßen, Feld- und Waldwege investieren müssen, wenn wir einen attraktiven Gesamtzustand für Einheimische und Gäste erreichen wollen.“

Mehr als die Hälfte in gutem Zustand

Dem Gutachten zufolge seien 53,2 Prozent der untersuchten Strecke auf Usedom in gutem Zustand beziehungsweise bedürften nur kleinerer Reparaturen oder Pflegemaßnahmen. Bei 27,9 Prozent genüge eine neue Asphaltschicht.19 Prozent müssten grundhaft saniert werden.

Die Gutachter haben auch ermittelt, welche Kosten für die Instandsetzung der untersuchten Abschnitte auf Usedom des Ostseeküstenradwegs und des Fernradwegs Berlin-Usedom notwendig seien: Die Gesamtkosten beziffern sie auf 10,55 Millionen Euro. „Davon entfallen jedoch nur 2,49 Millionen Euro auf reine Radwege. Der weitaus größere Teil in Höhe von 8,06 Millionen Euro betrifft kommunale Straßen der Gemeinden auf Usedom und des Landkreises Vorpommern-Greifswald, die sich Radfahrer und motorisierte Fahrzeuge teilen, wobei die Radfahrer nur einen kleinen Teil dieser Straßen beanspruchen“, führte Pegel aus.

Radwegerhaltung versus Straßensanierung

Bei der modellhaften Übertragung dieser Zahlen auf das gesamte Fernradnetz unter Zugrundelegung der oben genannten Unwägbarkeiten rechnet der Gutachter den Erhaltungsbedarf für die touristischen Fernradwege in ganz M-V auf 348 Millionen Euro hoch. Auch hier entfallen jedoch allein 300 Millionen Euro – das sind 86 Prozent der Kosten – auf Straßen der Gemeinden und Kreise, die Radfahrer und motorisierter Verkehr gemeinsam nutzen. „Die Hochrechnung beinhaltet somit den Erhalt – und häufig die Komplettsanierung - nicht nur des von den Radfahrern genutzten Seitenstreifens, sondern jeweils des Straßenabschnitts über die gesamte Breite“, verdeutlichte Christian Pegel.

Anlass für das Gutachten waren die Ergebnisse von Befahrungen durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub M-V und Eingaben anderer Radfahrer zum Zustand einzelner Abschnitte der Fernradwege. „Für Erhaltung und Instandsetzung der touristischen Radfernwege sind jeweils die sogenannten Baulastträger zuständig, durch deren Gebiet der Radweg verläuft, also quasi die Eigentümer der Straßen und Radwege. Das sind meist die Gemeinden. Verläuft der Radweg neben einer Straße, sind in der Regel die Eigentümer dieser Straße, also Land, Kreise oder Gemeinden, auch für diesen Radweg zuständig. Aufgrund dieser vielen verschiedenen Zuständigkeiten entlang eines Fernradwegs gab es bislang stets nur vereinzelte subjektive Zustandsbeschreibungen“, sagte der Minister und fügt hinzu: „Für eine möglichst objektive Zustandserfassung hat die Landesregierung das Gutachten in Auftrag gegeben.“

Vier Millionen Euro im neuen Erhaltungsprogramm

Die Landesregierung habe zudem bereits vier Millionen Euro an Landesmitteln in den Entwurf für den Landeshaushalt 2020/21 für ein „Erhaltungsprogramm Radfernwege“ aufgenommen. Sie sollen Städten, Gemeinden und Landkreisen als Zuschüsse helfen, die in ihrem Eigentum stehenden Radwege wieder in einen attraktiven Zustand zu versetzen. „Gemeint sind also Radwege, nicht Gemeinde- oder Kreisstraßen, die auch von Radfahrern benutzt werden“, verdeutlicht Pegel. Wo und wie diese Mittel dann konkret an Radwegen eingesetzt werden sollen, sei nach Verabschiedung des Haushalts durch den Landtag zu entscheiden.

„Wir wollen mit diesem neuen Unterhaltungsprogramm für Gemeinde- und Kreisradwege, die zugleich Fernradwege sind, den Alltagsradverkehr genauso stärken wie das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Christian Pegel. Er betont aber: „Dabei gehen wir davon aus, dass Landkreise und Gemeinden weiterhin die Erstverantwortlichen für die Unterhaltung und Instandsetzung ihrer Radwege bleiben - das Land will dabei aber deutliche Hilfe leisten.“

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