Wo sind die Fachkräfte? Saisonstart im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern unter erschwerten Bedingungen

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Infografik Mecklenburg-Vorpommern

 

Kurz vor den Osterfeiertagen 2022 zeigt eine aktuelle Umfrage des Landestourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern (TMV), dass das Fest in diesem Jahr zwar den eigentlichen Saisonstart markiert, dass auf den Unternehmen aber bedingt durch Corona und den Krieg auch Erschwernisse lasten.

Unter anderem die angespannte Personal- und Preissituation macht vielen Tourismusakteuren zu schaffen. Beteiligt haben sich an der Umfrage rund 300 Beherbergungsunternehmen, darunter Hotels, Anbieter von Ferienwohnungen und Campingplätzen, sowie Freizeitanbieter.

Dazu Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Im dritten Jahr der Pandemie können wir erfreulicherweise zum ersten Mal wieder mit einem Ostergeschäft rechnen – wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Es ist jetzt dennoch und gerade deswegen wichtig, gut aus den Startblöcken zu kommen, um in eine möglichst erfolgreiche, stabile und sichere Frühjahrs- und Sommersaison zu starten.“

Die Betrachtung der Umfrageergebnisse zeigt zudem, dass sich die wirtschaftliche Lage in den Küstenregionen deutlich positiver ausnimmt als im Landesinneren: So sind in der Region Mecklenburg-Schwerin 45 Prozent der Beherbergungsunternehmen und in der Mecklenburgischen Seenplatte 33 Prozent auf staatliche Hilfe angewiesen, während es an der Mecklenburgischen Ostseeküste 17 und auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst nur elf Prozent sind. Der Landesdurchschnitt liegt bei 26 Prozent. Zudem befinden sich im Durchschnitt 15 Prozent der Mitarbeiter in den Beherbergungsunternehmen in Kurzarbeit. Bei den Freizeitanbietern sind im Durchschnitt 29 Prozent auf staatliche Hilfe angewiesen; 13 Prozent der Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit.

Insgesamt schätzt etwa ein Drittel der Beherbergungsunternehmen sowie auch der Freizeitanbieter die wirtschaftliche Lage als sicher beziehungsweise sogar sehr sicher ein; 46 Prozent der Unterkunftsanbieter bewerten sie als neutral (Freizeitbetriebe: 38 Prozent). 13 Prozent der Beherberger (Freizeitanbieter: 31 Prozent) bezeichnen sich als gefährdet beziehungsweise sogar akut gefährdet.

Mehr als jedes zweite Beherbergungsunternehmen beklagt Personalausfälle

Die Personalsituation ist vor dem Saisonstart so angespannt wie noch nie. Laut Umfrage ist mehr als jedes zweite Beherbergungsunternehmen (55 Prozent) aktuell von pandemiebedingten Ausfällen betroffen. Diesen fehlen im Durchschnitt 30 Prozent der Mitarbeiter. Bei den Freizeitanbietern sind 35 Prozent der Betriebe betroffen, die einen Personalausfall in Höhe von 15 Prozent melden. Dazu Tobias Woitendorf: „Die Personallage ist akut und in dieser Situation und absehbar nicht einfach zu lösen. Das Land braucht eine Art Masterplan für Beschäftigung im personalintensiven Tourismussektor, in dem in Mecklenburg-Vorpommern vor Corona bis zu 150.000 Menschen beschäftigt waren. Nur die Summe vieler unternehmerisch und politisch klug gesetzter Einzelschritte kann hier mittelfristig für Entlastung sorgen.“

Folgen der Kriegssituation auch im Urlaubsland MV spürbar

Darüber hinaus gaben drei Viertel der Unternehmen (Freizeitanbieter: 63 Prozent) an, dass die Preissteigerungen für Lebensmittel sowie der Anstieg der Gas- und Ölpreise aufgrund des Krieges in der Ukraine auch Auswirkungen auf die touristischen Betriebe im Nordosten hat. Das sind im einzelnen höhere Kosten bei den Lieferanten oder für Dienstwagen, weniger Vorbuchungen und mehr Stornierungen sowie kürzere Aufenthalte seitens der Gäste und zum Teil ausgefallene Warenlieferungen. Dabei müssen nach Aussagen der Befragten die gestiegenen Kosten mehrheitlich an die Gäste weitergereicht werden. „Zur ohnehin schon schwierigen Situation durch die Pandemie kommt der Krieg in der Ukraine hinzu. Die Preissteigerungen etwa bei Lebensmitteln, Energie und Treibstoff können Unternehmen nur schwer verkraften“, so Woitendorf.

Ostern 2022: Vorbuchungsstand bei 56 Prozent - Klare Regeln zum Osterfest notwendig

Derzeit liege der aktuelle Vorbuchungsstand für das Osterfest bei den Beherbergungsunternehmen bei durchschnittlich 56 Prozent; die erwartete Auslastung bei 71 Prozent (Freizeitanbieter: 40 Prozent bzw. 58 Prozent). Der Ausblick für den Sommer ist gut. So ist im Juni schon mehr als jedes zweite Zimmer in den Beherbergungsunternehmen ausgebucht (Freizeitanbieter: 37 Prozent), im Juli liegt der Vorbuchungsstand bei den Beherbergungsunternehmen bei 61 Prozent (Freizeitanbieter: 44 Prozent), im August bei 62 Prozent (Freizeitanbieter: 42 Prozent). „Die aktuellen Auslastungszahlen zu Ostern machen deutlich: Wer sich jetzt für einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern entscheidet, kann noch eine Unterkunft zwischen Ostseeküste und Seenplatte finden“, sagte Woitendorf.

Auf die Frage, welche Schutzmaßnahmen die Unternehmen zukünftig zur Gewährleistung eines sicheren Tourismus für verzichtbar halten, antworteten knapp 60 Prozent der Beherbergungsunternehmen und 47 Prozent der Freizeitanbieter, dass sie die 72-Stunden-Regel, nach der sich Gäste im Urlaub alle drei Tage testen lassen müssen, für verzichtbar halten.

42 Prozent der Beherbergungsunternehmen und ebenso viele Freizeitanbieter erachten den Test bei Anreise für überflüssig. Eine erweiterte Maskenpflicht würden 40 Prozent (Freizeitanbieter: 34 Prozent), Abstandregeln 35 Prozent (Freizeitanbieter: 34 Prozent) und die Quarantänepflicht 36 Prozent (Freizeitanbieter: 50 Prozent) weglassen. Kritik wird überdies an der weiter unklaren Hot-Spot-Regel für Mecklenburg-Vorpommern laut. Tobias Woitendorf sagte: „Im Hinblick auf das Osterfest brauchen Gäste und Gastgeber jetzt einen klaren Rahmen für die geltenden Regeln. Den aktuellen Vorstoß des Robert-Koch-Instituts und des Bundesgesundheitsministeriums die Quarantänezeiten zu verkürzen, begrüßen wir in diesem Zusammenhang.“

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Grafik: © TMV