Umfrage des DRV: Mehrheit der Reiseunternehmen sieht sich massiv von Insolvenz bedroht

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Insolvenz

 

Wenige Tage vor dem nächsten Bund-Länder-Austausch zwischen Bundesregierung und Ministerpräsidenten*innen spitzen sich die Stimmung und die Lage zu. Die Corona-Pandemie führt zu existenziellen Sorgen der Unternehmen: Zwei von drei Unternehmen bewerten ihre Situation so dramatisch, dass sie sich unmittelbar von einer Insolvenz bedroht sehen. Das zeigt eine neue Umfrage des Deutschen Reiseverbandes (DRV) unter den Mitgliedern.

80 Prozent der Unternehmen hätten demnach bereits bei der Bundes- oder Landesregierung Hilfen beantragt. Drei Viertel der Unternehmen seien aktuell schon auf Kurzarbeit. Diese Ergebnisse stammen aus einer der Umfrage in der Zeit vom 21. bis 24. April. Insgesamt hätten sich mehr als 500 Unternehmen beteiligt – über die Hälfte davon seien Reisebüros, knapp ein Drittel Reiseveranstalter und jedes 5. sei in einem anderen Bereich der Touristik aktiv.

Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden – insgesamt zwei Drittel der Unternehmen – beschäftige bis zu zehn Mitarbeiter. Laut Umfrage musste bereits jedes 5. Unternehmen Mitarbeiter entlassen. Knapp 80 Prozent der Befragten schrecken vor dieser drastischen Maßnahmen bisher noch zurück.

„Diese Ergebnisse zeigen, wie dramatisch die Situation in der Branche und vor allem bei kleinen und mittelständischen Reisebüros und Reiseveranstaltern ist“, so DRV-Präsident Norbert Fiebig. „Die Reisewirtschaft ist ein ökonomisches Schwergewicht in Deutschland. Allein bis Ende April sind bereits über 4,8 Milliarden Euro Umsatzausfälle zu beklagen. Es ist zu befürchten, dass die Mehrheit der 11.000 Reisebüros und über 2.300 Reiseveranstalter diese existenzielle Bedrohung durch die Corona-Pandemie nicht überstehen und damit Zehntausende von Arbeitsplätzen verloren gehen, wenn die Bundesregierung nicht bald einen Schutzschirm über die Branche spannt. Arbeitnehmer und Unternehmer brauchen dringend eine Perspektive.“

Mehr als 80 Prozent der Unternehmen, die Hilfen beantragt haben, hoffen auf die Corona-Soforthilfen des Bundes und der Länder wie die finanzielle Soforthilfe für Kleinunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten und Soloselbständige, um die finanziellen Schwierigkeiten in der Krise zumindest etwas abzufedern. „Es ist gut, dass es die Soforthilfen gibt“, sagt Fiebig. „Aber diese Hilfen werden bei weitem nicht reichen, um die Verluste aufzufangen, die durc h die Rückabwicklung der durch die Corona-Pandemie abgesagten Reisen entstanden sind – zumal aktuell auch keine neuen Buchungen reinkommen. Reisebüros und Reiseveranstaltern ist durch die aktuelle weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes die Geschäftsgrundlage komplett entzogen worden“, so Fiebig.

Die Möglichkeiten des Kurzarbeitergeldes nutzten schon heute drei Viertel der befragten Unternehmen in dieser Krise: Annähernd die Hälfte habe Kurzarbeitergeld in Höhe von über 50 Prozent beantragt, ein Drittel 100 Prozent Kurzarbeitergeld und jedes 5. Unternehmen immerhin noch weniger als unter 50 Prozent. Steuerstundungen seien für 40 Prozent der befragten Unternehmen das Mittel der Wahl, um die dramatische Situation abzumildern.

„Es muss dringend etwas passieren“, bringt es der DRV-Präsident auf den Punkt. „Wenn wir nicht bald spezifische Unterstützung der Bundesregierung erhalten, wird es die mittelständisch geprägte Reisewirtschaft mit ihren vielen kleinen Reisebüros, Reiseveranstaltern und den touristischen Dienstleistern, so wie wir sie kennen, sehr bald nicht mehr geben – wir dürfen die touristische Infrastruktur unseres Landes nicht verlieren.“

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