Tourismus-Satellitenkonto: Ökonomische Bedeutung des Tourismus in Schleswig-Holstein berechnet

am . Veröffentlicht in Statistik & Benchmarks

Gemeinsam mit dem Institut für Management und Tourismus (IMT) der Fachhochschule Westküste in Heide hat Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Tourismusstaatssekretär Dr. Thilo Rohlfs heute die Ergebnisse einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie vorgestellt. Darin wird erstmalig die ökonomische Bedeutung des Tourismus vergleichbar zur Gesamtwirtschaft und zu anderen Branchen für das Land erfasst.

Im Kern zeigt sich: Im Jahr 2017 ließen die Gäste für Gaststätten- und Beherbergungsleistungen sowie sonstige Konsumgüter wie Kleidung, Souvenirs oder Bücher u.a. insgesamt 11,7 Milliarden Euro (sog. touristischer Gesamtkonsum) im Land. Entsprechend wertschöpfungsstark und beschäftigungsintensiv präsentiere sich der Tourismus in Schleswig-Holstein. Die Branche liege im Vergleich dabei klar über dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil der direkten touristischen Bruttowertschöpfungsleistung sei sogar größer als der der Energieversorgung oder der Landwirtschaft und trage mit knapp 6% zur gesamten schleswig-holsteinischen Bruttowertschöpfung im Jahr 2017 bei. Beinahe 150.000 Menschen seien im Land direkt im Tourismus beschäftigt; weit mehr als die Hälfte dabei in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie. Dies entspreche einem Anteil von 10,6% an allen Erwerbstätigen in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus verzeichne die Branche mehr als 31.000 indirekte Erwerbstätige.

Mit der Durchführung einer Studie dieser Art wollte Schleswig-Holstein Neuland betreten. Aussagekräftige Informationen über die ökonomische Bedeutung des Tourismus lassen sich nicht unmittelbar aus der amtlichen Wirtschaftsstatistik ableiten. Für die Erfassung der Tourismuswirtschaft in ihrer Gesamtheit bedürfe es daher einer Erweiterung der allgemeinen Systematik der Wirtschaftsstatistik. Eine solche Erweiterung bietet das Tourismus-Satellitenkonto (engl. tourism satellite account, TSA), ein Berichtssystem zur umfassenden Ermittlung der ökonomischen Bedeutung des Tourismus.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat die DIW Econ GmbH (Berlin) in Zusammenarbeit mit dem IMT der FH Westküste in Heide, dem dwif e.V. (München) und der dwif Consulting GmbH (Berlin) diese Methode zur Berechnung des Wirtschaftsfaktors erstmals für Schleswig-Holstein angewandt.

Professor Dr. Bernd Eisenstein, Direktor des IMT der Fachhochschule Westküste, erläutert: „Der Tourismus ist eine Querschnittsbranche. Die Ausgaben der touristischen Nachfrage können in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen wirksam werden und die wirtschaftlichen Effekte sind demnach auf Basis der amtlichen Statistik nicht eindeutig quantifizierbar. Die Wirtschaftsleistung der Tourismusbranche in Schleswig-Holstein konnte nun im Rahmen des Projektes erstmalig auf eine Art ermittelt werden, die einen Vergleich zur Gesamtwirtschaft und zu anderen Branchen und damit erstmalig eine Einbettung in den gesamtwirtschaftlichen Kontext von Schleswig-Holstein zulässt.“

Peter Douven, stellv. Vorsitzender des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein stellt ergänzend fest, dass „nun statt „gefühlter Temperaturen“ harte Fakten zum wirtschaftlichen Wert des Tourismus im Land vorliegen. Besonders interessant wird die ermittelte Bruttowertschöpfung des Tourismus im Land i.H.v. knapp 6%, wenn sie den insgesamt 4,5% der Automobilindustrie für Deutschland gegenübergestellt wird.“

www.fh-westkueste.de

Nichts verpassen: Newsletter abonnieren