Tourismusbarometer: Was bringt die neue Förderperiode?

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Das Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) untersuchte in diesem Jahr die Rolle des Tourismus in der neuen EU-Förderperiode 2014 - 2020. Zudem wurde ein positives Fazit für die ostdeutsche Destinatonen gezogen.

Das Jahr 2012 brachte den ostdeutschen Urlaubsregionen demnach rund 2,4 Mio. zusätzliche Übernachtungen im Vergleich zu 2011. Dieser Zuwachs lag leicht unter dem Bundesdurchschnitt. „Die vielen attraktiven Angebote in unseren Regionen passen gut zu den aktuellen Nachfragetrends. Das beflügelt die Tourismuswirtschaft“, glaubt der Verbandsgeschäftsführer des OSV, Wolfgang Zender. „Marktanteile zu halten oder auszubauen, bedeutet für die Unternehmen Arbeit. Hier sind Kundennähe, Qualität und ideenreiche Angebote gefragt. Die Unternehmen müssen weiter in Hardware, Netzwerke und Servicekräfte investieren.“          

Nachfragevolumen wächst insgesamt

2012 meldeten die Betriebe in Ostdeutschland insgesamt 24,7 Mio. Gäste mit 74,8 Mio. Übernachtungen in Hotels und anderen gewerblichen Beherbergungsbetrieben einschließlich Camping. Der Zuwachs bei den Ankünften betrug 3,2 Prozent, bei den Übernachtungen 3,3 Prozent. Der Marktanteil Ostdeutschlands an allen Übernachtungen in Deutschland blieb stabil bei 18,8 Prozent.

Der Tourismus in den ostdeutschen Regionen wuchs in etwa im gleichen Maß wie der Deutschlandtourismus insgesamt und erreichte eine neue Rekordmarke. Deutschlandweit zählten die gewerblichen Beherbergungsbetriebe 152,7 Mio. Gäste und 407,4 Mio. Übernachtungen. Hier stiegen die Ankünfte um 3,9 Prozent, die Zahl der Übernachtungen um 3,6 Prozent.

Sachsen beim Nachfragezuwachs vorn

Sachsen (+ 6,1 Prozent) erreichte 2012 über die höchsten Zuwächse bei den gewerblichen Übernachtungen einschließlich Camping in Ostdeutschland. Aber auch in Sachsen-Anhalt (+ 4,3 Prozent) und in Brandenburg (+ 4 Prozent) freuten sich die Betriebe über Nachfragezuwächse 2012 gegenüber 2011. Ebenfalls ein Plus bei den Übernachtungen meldeten Thüringen (+ 2,4 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (+ 1,3 Prozent).

Alle fünf Länder begrüßten 2012 mehr Gäste als 2011. Die Zahl der Gästeankünfte in gewerblichen Beherbergungsbetrieben und auf Campingplatzen stieg in Sachsen (+ 5 Prozent) auf 7 Mio., in Brandenburg (+ 3,1 Prozent) auf 4,2 Mio., in Mecklenburg-Vorpommern (+ 2,9 Prozent) auf 7 Mio., in Sachsen-Anhalt (+ 2,7 Prozent) auf 3 Mio. und in Thüringen (+ 0,9 Prozent) auf 3,6 Mio.

Mit rund 27,9 Mio. gewerblichen Übernachtungen einschließlich Camping in 2012 bleibt Mecklenburg-Vorpommern ein beliebtes Reiseziel in Deutschland. In Sachsen wurden 2012 18,4 Mio. Übernachtungen gezählt, in Brandenburg 11,5 Mio., in Thüringen 9,7 Mio. und Sachsen-Anhalt 7,4 Mio.

Die Nachfragezuwächse gingen zurück auf eine stabile Binnennachfrage. Die teilweise sprunghaft gestiegene Nachfrage aus dem Ausland verleihe der Gesamtentwicklung einen zusätzlichen Schwung.

Auslandsübernachtungen stark angestiegen

Die Zahl der internationalen Gästeankünfte in gewerblichen Betrieben und im Camping ist 2012 in Mecklenburg-Vorpommern (+ 12,4  Prozent), in Sachsen-Anhalt (+ 9,3 Prozent), in Sachsen (+ 8,6 Prozent), in Brandenburg (+ 2,9 Prozent) und in Thüringen (+ 0,6 Prozent) überall angestiegen.

Stärker noch als die Gästeankünfte haben sich die Gästeübernachtungen in gewerblichen Betrieben und im Camping entwickelt. So zählten die Betriebe in Sachsen-Anhalt (+ 16,6 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (+ 15,5 Prozent), Sachsen (+ 11,2 Prozent), Brandenburg (+ 5,1 Prozent) und in Thüringen (+ 4,9 Prozent) in 2012 deutlich mehr Übernachtungen internationaler Gäste als in 2011.

Die Anteile der Ausländerübernachtungen am jeweiligen Bundesland haben in allen fünf Ländern leicht zugelegt und liegen 2012 bei 3,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, 6,1 Prozent in Thüringen, 7,2 Prozent in Sachsen-Anhalt, 7 Prozent in Brandenburg und 9,9 Prozent in Sachsen. Die Zuwächse verharren nach wie vor auf niedrigem Niveau. Deutschlandweit beträgt der aktuelle Wert 16,9 Prozent.

Städte mit höchsten Nachfragezuwächsen

Städte mit mehr als 100.000 Einwohner (+ 8 Prozent) verzeichneten 2012 die höchsten Zuwächse bei den Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und auf Campingplätzen. Mit Abstand folgen Seengebiete (+ 3 Prozent), Mittelgebirge (+ 2,9 Prozent) und Weinregionen (+ 2,7 Prozent). Die Nachfrage nach Reisezielen an der Küste (+ 1,5 Prozent) entwickelte sich 2012 am schwächsten. Bereits 2011 hatten ungünstige Wetterverhältnisse hier für eine abgeschwächte Nachfrage gesorgt.

Kultur- und Freizeiteinrichtungen halten Besucherniveau

Rund 280 Kultur- und Freizeiteinrichtungen, die so genannten touristischen Wetterstationen, meldeten dem Sparkassen-Tourismusbarometer ihre monatlichen Besucherzahlen. 2011 hatten die Wetterstationen mit einem Nachfrageplus von 7 Prozent ein hohes Niveau erreicht. Große Sonderausstellungen hatten dazu beigetragen.

Im Jahr 2012 zählten die Wetterstationen insgesamt 31,4 Mio. Besucher, 1,4 Prozent weniger Besucher als 2011. Das 2011 erreichte hohe Niveau konnte also in etwa gehalten werden.

Überdurchschnittlich hohe Nachfragezuwächse von 2011 zu 2012 meldeten die Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Sachsen-Anhalt (+ 3,2 Prozent). Die Einrichtungen in Thüringen (- 3,5 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern (- 2,7 Prozent), in Sachsen (- 2 Prozent) und in Brandenburg (- 1,2 Prozent) hatten 2012 weniger Besucher als 2011. Besonders beliebt waren 2012 die Bergbahnen (+ 16 Prozent), die Burgen und Schlösser (+ 1,9 Prozent) und die privaten Eisenbahnen
(+ 0,9 Prozent).

Leichte Besucherrückgänge verzeichneten die Erlebnisbäder und Thermen (- 0,7 Prozent) sowie die Museen und Ausstellungen (- 1,2 Prozent). Besonders hart traf es die Kategorie Kirchen mit 12,8 Prozent weniger Besucher als 2011. Hier konnte das besonders hohe Nachfrageniveau resultierend aus den Landesausstellungen im Jahr 2011 nicht gehalten werden.

Die Ergebnisse zeigten, dass Investitionen und besondere Aktionen Aufmerksamkeit schafften und zu Markterfolg führten.    
 
Licht und Schatten im Gastgewerbe

Die Entwicklung der realen Umsätze im Gastgewerbe sei in Ostdeutschland 2012 unterschiedlich verlaufen. Realen Umsatzsteigerungen 2012 gegenüber 2011 in Brandenburg (+ 1,2 Prozent) und in Mecklenburg-Vorpommern (+ 0,7 Prozent) standen Umsatzrückgänge in Sachsen (- 1,3 Prozent) in Thüringen (- 1,6 Prozent) und in Sachsen-Anhalt (- 3,9 Prozent) gegenüber. Deutschlandweit stiegen die realen Umsätze im Gastgewerbe 2012 gegenüber 2011 nur geringfügig um 0,2 Prozent. Dennoch deuteten einige Zahlen auf eine insgesamt stabile Lage des Gastgewerbes hin.

Die überwiegende Zahl der Inhaber und Betreiber gastgewerblicher Betriebe blicke optimistisch in die Zukunft. 78 Prozent der Betriebe des ostdeutschen Gastgewerbes gingen laut DIHK Saisonumfrage 2012/2013 zu Jahresbeginn 2013 von einer gleich bleibenden oder günstigeren Geschäftslage aus.

Im Beherbergungswesen deuteten steigende Zimmerpreise (+ 0,8 Prozent) bei gleichzeitiger Zunahme der Auslastung (+ 1,1 Prozent) auf eine positive Marktentwicklung hin.

Die Anzahl der Insolvenzen im Gastgewerbe sei deutlich gesunken. Bundesweit waren 2012 332 weniger Betriebe zahlungsunfähig als 2011, davon in Ostdeutschland 81 Betriebe weniger. Damit sank die Zahl der Insolvenzfälle in Ostdeutschland um 20 Prozent und liege auf dem geringsten Niveau seit über zehn Jahren.

Auch bei den Arbeitsplätzen ist die Entwicklung freundlich. Das Beschäftigungsniveau stieg im ostdeutschen Gastgewerbe
(+ 3,6 Prozent) stärker als über alle Branchen (+ 1,1 Prozent).

Chancen durch neue EU-Förderperiode 2014 - 2020

Mit Inkrafttreten der neuen Förderperiode der Europäischen Union ab 2014 verändern sich auch die Rahmenbedingungen für die Tourismusförderung in Deutschland.

Ausgangspunkt für die Analyse des Tourismusbarometers seien die neuen EU-Förderrichtlinien: Die EU-Förderung in den Jahren 2014 bis 2020 werde an den neuen EU-Wachstumszielen ausgerichtet. Die EU-Strategie „Europa 2020“ sehe Schwerpunkte in den Bereichen Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien sowie Forschung und Innovation.

In der Folge fokussiere die neue Förderperiode auf Unternehmensgründungen kleiner und mittlerer Unternehmen, neue Geschäftsmodelle und pfiffige unternehmerische Ansätze sowie Bestrebungen zur Internationalisierung. Damit werde die Ausrichtung von Unternehmen an der ökologischen Nachhaltigkeit künftig stärker gefördert. Hier würden Maßnahmen und Projekte forciert, die Beiträge zu mehr Energieeffizienz leisteten und auf erneuerbare Energien setzten.

Im Rahmen des Forschungs- und Innovationsschwerpunktes müsse der Tourismus künftig verstärkt seine Innovationskraft unter Beweis stellen. Erst 60 Prozent der ostdeutschen Touristiker bestätigten, dass durch Innovationen Wettbewerbsvorteile erzielt werden könnten. Noch weniger gehe die Branche davon aus, dass Gäste Innovationen erwarteten.

Die neuen Rahmenbedingungen der EU werden sich auch in den operationellen Programmen der Bundesländer niederschlagen. Es zeichne sich ab, dass in den Bundesländern zukünftig verstärkt ressortübergreifend gefördert werde.

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