Deutscher Tourismustag: Branche soll in Fachkräftesicherung investieren

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Der Fachkräftemangel sei im deutschen Tourismus angekommen. Dafür wollte zumindest der Deutsche Tourismusverband auf dem Tourismustag sensibilisieren.

Vor dem Wettbewerb um den Gast stehe der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter. Wie es gelinge, gestiegene Gästeansprüche zu befriedigen und gleichzeitig Fachkräfte zu binden, diskutierte die Branche auf dem Deutschen Tourismustag 2012 auf Norderney.

„Tourismus findet häufig in landschaftlich reizvollen Regionen abseits der urbanen und industriellen Zentren statt. Gut ausgebildete Fachkräfte zieht es aber vermehrt in die Städte und viele familiengeführte Betriebe finden keinen Nachfolger“, erklärte Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes e.V. (DTV). Hinzu komme die Altersverschiebung durch den demografischen Wandel. Sie verändere den touristischen Arbeitsmarkt, mehr ältere Arbeitnehmer prägten die Personalstruktur der Unternehmen. „Wir haben jährlich wachsende Übernachtungszahlen und die Ansprüche der Gäste an Qualität und Service wachsen. Qualifiziertes und erfahrenes Personal ist der Schlüssel für künftiges Wachstum.“

Jobmotor mit Nachwuchsproblemen

2,9 Millionen Menschen, das seien sieben Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland, arbeiteten im Tourismus. Die Anzahl der Auszubildenden in der Branche sinke jedoch: Sie lag im Jahr 2011 laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V. rund 20 Prozent unter dem Niveau von 2000. Nicht jedes Berufsfeld und jede Region seien vom Engpass an Nachwuchs- und Fachkräften gleich stark betroffen. Das Gastgewerbe spüre den Fachkräftemangel noch stärker als die Tourismusorganisationen.
Dennoch: „Es besteht Handlungsbedarf. Für viele Urlaubsorte und -regionen ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor“, sagte der DTV-Präsident. „Wir brauchen eine professionelle Nachwuchssuche, Arbeitsmodelle, die auf die Bedürfnisse von älteren Mitarbeitern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgerichtet sind und Weiterbildungsangebote, die auch kleine Betriebe finanzieren können.“

Fachkräftesicherung in Niedersachsen

„Der Tourismus sichert in Niedersachsen rund 390.000 Arbeitsplätze und spielt als Arbeitgeber eine zentrale Rolle“, ergänzte dazu Carolin Ruh, Geschäftsführerin der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH. „Doch die Branche, vor allem die Hotellerie und Gastronomie, steht bereits heute vor der Herausforderung Nachwuchskräfte in ausreichender Zahl und Qualität zu finden.“

Arbeiten im Tourismus heiße, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen und den Gast in der schönsten Zeit des Jahres zu begleiten. „Das erfordert eine hohe Gastgeberqualität und professionelle Dienstleistungsbereitschaft“, sagte Wilhelm Loth, Geschäftsführer der Staatsbad Norderney GmbH. „Umfangreiche und fortwährende Schulungsmaßnahmen, bezahlbarer Wohnraum auf der Insel und ein vernünftiges gesellschaftliches und soziales Umfeld sind die wichtigsten Voraussetzungen zum Wohlfühlen für die Kolleginnen und Kollegen. Denn nur wer sich selbst wohlfühlt und das Inselleben mag, kann anderen ein Wohlgefühl vermitteln.“

www.deutschertourismusverband.de