Alle Jahre wieder: Das Problem mit dem Ferienkorridor

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In den Sommerferien wird es in Deutschlands Urlaubsorten wieder voll. Nur 80 Tage liegen in diesem Jahr zwischen dem Beginn und Ende der Schulferien aller 16 Bundesländer.

Wie lang dieser so genannte Sommerferienkorridor ist, entscheidet die Kultusministerkonferenz. „Seit Jahren fordern wir, den Korridor für die Sommerferien zu entzerren und den Spielraum von rund 90 Tagen auszunutzen“, sagt Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes e.V. „Wenn sich die Sommersaison auf weniger Tage verteilt, haben Hotels, Vermieter von Ferienhäusern, aber auch Gastronomen mit einer kurzen Auslastung zu kämpfen. Außerdem beeinträchtigen überfüllte Urlaubsorte und überlastete Hauptreiserouten den Erholungswert für die Gäste. Vor allem Familien mit schulpflichtigen Kindern haben das Nachsehen“,  so Meyer weiter.

Landrat Sven Ambrosy, Vorsitzender des Tourismusverbandes Niedersachsen e. V., sieht durch den engen Ferienkorridor gravierende Folgen für die Tourismuswirtschaft: „Durch die Spitzenbelastung ist mit hohen Preissteigerungen in den Unterkünften zu rechnen. Besonders belastet werden dabei Familien mit Kindern, die auf die Ferienzeiten angewiesen sind.“ Dort wo das Gastgewerbe sehr kleinteilig strukturiert sei, befürchteten die Vermieter von Ferienwohnungen Einnahmeverluste. „Im ländlichen Raum, zum Beispiel an der Nordsee, wo der Tourismus die wichtigste Wirtschaftskraft ist, sind wir auf eine möglichst lange Saison angewiesen“, so Sven Ambrosy und weiter: „Eine Entzerrung der Ferienzeiten ist bildungspolitisch ohne Nachteile, bietet aber volkswirtschaftlich erhebliche Vorteile. Ein preiswerter Urlaub für möglichst viele Menschen ist auch eine soziale Frage.“

„Ein kurzer Sommerferienzeitraum ist wirtschaftsfeindlich und hat Nachteile für Familien mit Kindern, da das verknappte Angebot zu Einschränkungen bei der Quartierwahl und zu höheren Preisen führt“, kritisiert auch Catrin Homp, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein e.V. „Gerade für kleine und mittelständische Betriebe sind Saison verlängernde Maßnahmen von existenzieller Bedeutung. Diese Unternehmen erwirtschaften in den Sommerferien einen großen Teil des gesamten Jahresumsatzes.“ Sie gibt außerdem zu bedenken: „Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bedeuten kürzere Einsatzzeiten auch größere Schwierigkeiten für unsere Betriebe im Land, überhaupt geeignete Mitarbeiter zu gewinnen, ganz zu schweigen von der Höchstbelastung der Mitarbeiter in Spitzenzeiten.“

„Der Tourismus ist für Rheinland-Pfalz ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor. Unsere Aktivitäten haben immer zum Ziel Wertschöpfung für das Land zu erzielen. Eine Verknappung des Sommerferienkorridors bedeutet eine geringere mögliche Wertschöpfung. Deshalb unterstützen wir den DTV in seiner Forderung den Sommerferienkorridor möglichst zu entzerren“, sagt Stefan Zindler, Geschäftsführer des Tourismus- und Heilbäderverbandes Rheinland-Pfalz e.V.

„Wir sprechen uns seit langem für einen optimalen Ferienkorridor von rund 90 Tagen bzw. drei Monaten Länge aus. Dieser ist trotz einiger Verbesserungen in den vergangenen Jahren noch nicht erreicht und festgelegt. Mit entzerrten Ferien in den Bundesländern lassen sich sehr positive Effekte unter anderem für den Verkehr und die Tourismuswirtschaft verbinden. Zugleich steigen Gästezufriedenheit und Wiederholungswunsch, während die Reisepreise sowie die Belastung der Branchenmitarbeiter potenziell sinken dürften“, sagt Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. (TMV). „Jeder Ferientag mehr bedeutet für die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern eine bessere Saisonverteilung mit längerer Auslastung, eine höhere ganzjährige Arbeitsplatzsicherung sowie mehr Umsätze, die für Investitionen in das Unternehmen und das Personal gebraucht werden.“ Nach Schätzung des TMV bedeutet jeder Tag weniger Ferien allein für die Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern nicht erreichte Umsätze in Höhe von rund drei Millionen Euro.

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