Was Gemeinwohl bedeutet? Kein Marketing mehr in Übersee und auf Fernreisemärkten

Geschrieben von Matthias Burzinski am . Veröffentlicht in Lernkurve (Zukunftsblog)

Flugzeug, Erde

 

Ernsthaft jetzt? Das lese ich gerade mutmaßlich in vielen Gesichtern, die diese Überschrift gelesen haben. Doch genau diese Diskussion ist jetzt unter anderem in der Schweiz entbrannt.

So hat sich etwa Bern Welcome entschieden, keine Überseemärkte mehr zu adressieren, was im lokalen Gastgewerbe offenbar zu Unmut führt. Und auch in den Schweizer Medien wird angesichts der enormen Summen, die Schweiz Tourismus ins Marketing auf Fernreisemärkten investiert, diese Frage diskutiert. Immerhin klebt man sich das Swisstainable-Label an die eigene Brust.

Und schon sind wir auch bei der Frage, wie wir es in Deutschland damit halten, wo auf der einen Seite die DZT, aber auch viele Landestourismusorganisationen oder Metropolen auf Fernreisemärkte setzen. Ich denke, ich muss hier nicht darstellen, welche Klimabilanz das Fliegen im Vergleich zur Anreise mit der Bahn hat.

Auch wenn ich diese Frage penetrant schon an anderer Stelle gestellt habe: Wie ernst nehmen wir es denn mit dem Gemeinwohl und der Nachhaltigkeit, mit der Verantwortung für die Enkel, wenn wir ausgerechnet die Gäste umwerben und einladen, die den Klimawandel massiv beschleunigen und unsere Umwelt zerstören? An diesem Beispiel lässt sich erneut trefflich darstellen, dass vielen Akteuren*innen im Tourismus die Tragweite der neuen strategischen Grundausrichtungen möglicherweise noch nicht klar ist. Denn: Wir müssen uns künftig an den Taten messen lassen, ansonsten sind diese Leitlinien Lippenbekenntnisse. Klassisches Greenwashing.

Das Dilemma zwischen Zielen und konkreten Direktiven, die auch durchsetzbar sind, habe ich bereits in meinem Beitrag zum so genannten Lebensraummanagement dargelegt. Da bleibt vielerorts nur das Aufklären, das Motivieren, Sensibilisieren und Informieren, etwa der Leistungsträger*innen. Und eine bessere Integration in die Planungsprozesse der Exekutive, wie es Mecklenburg-Vorpommern gerade vormacht.

Hier aber, im Marketing, sind viele Landestourismusorganisationen und DMOs direkt zuständig und verantwortlich. Mit anderen Worten: Hier sind Maßnahmen am schnellsten umsetzbar, um nicht zu sagen: Sofort! Und? Wie halten WIR es nun mit dem Übersee-Marketing, etwa dort, wo es doch schon den vermeintlichen Overtourism gibt?

Was ich, außer mich weiter unbeliebt zu machen, eigentlich sagen will? Der Tourismus, WIR, stehen ab jetzt unter verschärfter Beobachtung. Viele werden schon an den ersten, einfachen Schritten bemessen können, wie ernst es uns ist. Und ich will nicht, dass wir scheitern.

 

Bild: Getty Images Signature / Sankai via Canva

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