Niedersachsen kämpft gegen schrumpfende Marktanteile

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Tourismustag BehrensPI


Die Tourismusbranche in Niedersachsen ist dabei, sich für die Zukunft aufzustellen. "In diesem Prozess müssen wir gemeinsam weiter intensiv zusammenarbeiten, sonst werden wir von anderen überholt", hat Martin Exner, tourismuspolitischer Sprecher der Niedersächsischen Industrie- und Handelskammern, im Rahmen des Tourismustages Niedersachsen 2015 Bilanz gezogen.

Zum 16. Tourismustag Niedersachsen waren rund 200 Branchenkenner in der Hansestadt Lüneburg zusammengekommen, um sich über die Trends und Innovationen ihrer Branche auszutauschen. Der niedersächsische Tourismus entwickele sich positiv, aber schlechter als der Bundesdurchschnitt, erklärte Exner zur Eröffnung der Tagung und mahnte: Tendenziell verschlechtert sich also unsere Wettbewerbsposition.

Wie dieser Entwicklung innovativ entgegen zu wirken sei, wurde bereits zum Auftakt angeregt diskutiert. Dabei wies Staatsekretärin Daniela Behrens (Bild) darauf hin, wie das Land Niedersachsen die Entwicklungsprozesse begleiten will: Nicht nur mit der kürzlich vorgestellten Tourismusstrategie des Landes und den dort entwickelten Maßnahmen, sondern auch mit einem Fördertopf von 32 Millionen Euro für die jetzt beginnende Förderperiode.

Ein Thema der Tagung: Die fortschreitende Digitalisierung, bei der es in der Branche nach wie vor große Berührungsängste gebe -  nicht zuletzt aufgrund mangelnder Ressourcen in den Unternehmen selbst. Aber der Gast erwarte hier mehr. Ein einfacher Schritt wäre es, Gästen kostenloses WLAN zur Verfügung zu stellen, sagte etwa Lars Bengsch vom Beratungsunternehmen dwif-Consulting: Ich muss den Menschen die Chance geben, in sozialen Netzwerken über mich zu berichten. Günstiger kann ich keine emotionale Werbung generieren.

Weil Tourismusbetriebe den Gästen oft im ländlichen Raum Erholung böten, sei der Breitbandausbau, die digitale Infrastruktur, auch ein großes Thema für die Tourismusbranche, machte Sven Ambrosy vom Tourismusverband Niedersachsen deutlich: Noch seien 80 Prozent des Landes unterversorgt. Um online gute Bewertungen zu erzielen, müssten Betriebe aber vor allem offline überzeugen, sagte Carolin Ruh von der Tourismusmarketing Niedersachen GmbH: Qualität könne ich eben nicht virtuell erleben, sondern nur über den Faktor Mensch.

Digitalisierung, Gesundheitstourismus, Fachkräftemangel, nachhaltiger Tourismus und die Frage, wie das Hotel der Zukunft aussehen soll:  In Foren beschäftigten sich die Teilnehmer am Freitag ganz konkret mit den Herausforderungen, vor die die technischen Entwicklungen und daraus resultierende Gästegewohnheiten die Tourismusbranche stelle.

Gesundheit sei viel mehr als nur ein Trendthema. Es gehe darum, dass wir uns den Wellnessansprüchen der Kunden anpassten, erklärte Birgit Rehse von der Bad Bevenser Marketing GmbH. Immer mehr Kurorte setzten deshalb nicht nur auf Erholung, sondern auch auf Prävention und ein ansprechendes Rahmenprogramm. Laut Experten führe auch der demografische Wandel in den kommenden Jahren zu einer steigenden Nachfrage im Gesundheitstourismus.

Ungenutztes Potenzial sahen die Teilnehmer beim Thema Nachhaltigkeit. "Hier können wir noch mutiger werden, und die Dinge, die wir haben auch offen vertreten", forderte Mathias Behrens-Egge von der BTE Tourismus- und Regionalberatung Hannover.

Im Hotel der Zukunft des Fraunhofer-Instituts würden Gäste möglicherweise künftig von einem virtuellen Concierge, einem Roboter oder einem lebensgroßen Hologramm begrüßt -  je nach Kundenwunsch und Gästegeschmack. Welche Auswirkungen dies auf den Empfang der Gäste haben werde, welche neuen Aufgaben sich daraus für die Mitarbeiter ergäben - all dies müsse noch ausdiskutiert werden.

Ausgebildete Fachkräfte jedoch fehlten der Branche bereits jetzt, und der Nachwuchs schrecke vor einer Ausbildung in der Gastronomie zunehmend zurück. Gegensteuern lasse sich mit Arbeitszeiten, die Mitarbeiter besser mit ihrem Privatleben vereinbaren könnten, sagte Rainer Balke vom DEHOGA Niedersachsen: Und es müssten die Gehälter so gestaltet sein, dass die Mitarbeiter davon ihre Familien ernähren könnten. Gelingen könne das, so die einhellige Meinung, indem Unternehmen und Regionen mehr Wertschöpfung generierten: Der Gast soll mehr bezahlen und werde dazu auch bereit sein, wenn die Qualität stimme Um Fachkräfte zu binden, sei jedoch auch die interne Wertschätzung wichtiger denn je, erklärte Sören Anders, von der Anders Turmberg GmbH in Karlsruhe.

Der Tourismus in Niedersachsen sei ein gemeinsames Produkt von Politik, Verwaltung, Hotellerie, Gastronomie, Tourismusorganisationen und weiteren touristischen Leistungsträgern bekräftigte dann auch Martin Exner zum Ende der Tagung.

Der Tourismustag Niedersachsen wird von den niedersächsischen Industrie- und Handelskammern in Kooperation mit dem DEHOGA Niedersachsen, der TourismusMarketing Niedersachsen, dem Heilbäderverband Niedersachsen, der Sparkassenorganisation und dem Tourismusverband Niedersachsen organisiert, ideell unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen Spitzenverbände.

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