Währungsschock für Schweizer Tourismus: Nationalbank hebt Mindestkurs auf

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

swiss-franc-571862 640Aus heiterem Himmel hat die Schweizerische Nationalbank SNB den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufgehoben. Für die Tourismusbranche ein Schock: Die ohnehin hochpreisige Schweiz wird noch teurer. Die Verbände rufen nach der Politik.

Die touristischen Verbände reagieren verbittert auf die Entscheidung der Nationalbank. Der Schweizer Tourismusverband erklärte, dass der Mindestkurs des Schweizer Frankens eine "höchst willkommene Maßnahme" gewesen sei, "das Agieren in einem angespannten Umfeld zu erleichtern und die Härte des Schweizer Frankens abzufedern". Nun müsse der bereits beschrittene Weg der Innovation, Kooperation und der Stärkung des Images der Schweiz als Tourismusland konsequent weiter gegangen werden.

Über die geplanten Negativzinsen war schon seit einiger Zeit geredet worden. Auch stand die Idee der Bindung des Schweizer Frankens an einen Währungskorb im Raum. Dass nun der Mindestkurs gänzlich aufgehoben wurde – nicht nur dem Euro, sondern auch Währungen aus Übersee gegenüber - überrasche den Schweizer Tourismusverband und löse Besorgnis aus.

Für ausländische Touristen wird die bereits heute eher teure Schweiz noch teurer - und das Risiko, dass sie sich für andere Ferienländer entscheiden, steigt. Von diesem Schritt der SNB sind praktisch alle Leistungserbringer quer durch den ganzen Tourismus betroffen. Dies gebe nicht nur zu denken, weil der Tourismus die viertgrößte Exportbranche sei, sondern auch, weil er mit seiner personalintensiven Wertschöpfungskette nach wie vor maßgeblich zur Vollbeschäftigung in der Schweiz beitrage.

Gerade jüngst waren allerdings auch Stimmen laut geworden, die den Schweizern vorwarfen, den Tourismus nicht mehr richtig zu leben und "verlernt" zu haben - wie etwa die von Reto Küng, deem ehemaligen Churer Tourismusdirektor, in einem Zeit-Artikel.

Aus Sicht des Tourismusverbandes habe der harte Franken nicht zuletzt wesentlich zum gerne und oft zitierten Image der „Hochpreisinsel“ beigetragen. In dieser Situation sei die Stabilisierung des Schweizer Frankens auf dem Mindestkurs von CHF 1.20 dem Euro gegenüber ab 2011 eine sehr geschätzte Unterstützung gewesen, die dazu beigetragen habe, Innovationen und Kooperationen auch vor dem Hintergrund einer heiklen Währungssituation weiter voranzutreiben. "Es wäre notwendig und schön gewesen, sich noch etwas länger darauf verlassen zu können", meint der Tourismusverband. Nicht wenige glauben jedoch, dass der abgemilderte Druck Innovationen und Entwicklungen auch verhindert hat.

Der Tourismusverband fordert nun, den eingeschlagenen Weg der Innovation und Kooperation konsequent weiterzugehen. Insbesondere Kooperationen unter den verschiedenen Leistungserbringern ermöglichten Kostenoptimierungen auf verschiedenen Ebenen.

Auch  hotelleriesuisse nimmt den Entscheid der Schweizerischen Nationalbank "mit Bedauern zur Kenntnis". Und fordert gleich flankierende Maßnahmen. Ohne diese Maßnahmen eröffne der abrupte Entscheid der SNB eine Zeit der Unsicherheit in den Märkten. "Es bleibt nun abzuwarten, auf welchem Niveau sich der Frankenkurs einpendeln wird und wie sich die Märkte entwickeln. hotelleriesuisse erwartet ein verantwortungsvolles Handeln der SNB mit Berücksichtigung der Schweizer Exportindustrie", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Gastrosuisse stößt ins gleiche Horn und erklärt. "Das Gastgewerbe ist darauf angewiesen, dass unter diesen Umständen konkrete Maßnahmen gegen die Hochpreisinsel Schweiz ergriffen werden."

www.swisstourfed.ch
www.hotelleriesuisse.ch
www.gastrosuisse.ch

Tags: Land: Schweiz