Tourismusmobilität im Wandel: Wie sich das Ausflugsverhalten der Berliner nach Brandenburg verändert

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Auf der ITB Berlin wurde eine neue Studie zum „Ausflugs- und Mobilitätsverhalten der Berliner Bevölkerung im Freizeit- und Urlaubsverkehr im Land Brandenburg“ vorgestellt. Sie untersucht neben dem Reiseverhalten der Hauptstädter auch ihr Mobilitätsverhalten und enthält Empfehlungen, wie Mobilität in Zukunft zu organisieren sei.

92,3 Millionen Tagesreisen werden pro Jahr nach Brandenburg gemacht. Fast die Hälfte der Tagesgäste (44,4 Millionen) kommt aus Berlin. Die Hauptstadt ist für Brandenburg demnach ein riesiger touristischer Markt. Für die Studie hat die touristische Unternehmensberatung dwif Consulting im Herbst 2014 daher mehr als 1.200 Berlinerinnen und Berliner telefonisch befragt und Expertengespräche geführt. Auftraggeber waren das Clustermanagement Tourismus der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH in Kooperation mit der VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH und der Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg.

Warum fahren die Gäste nach Brandenburg?

89 Prozent der Berlinerinnen und Berliner unternähmen demnach Reisen nach Brandenburg. 84 Prozent der Gäste aus Berlin führen wegen der Landschaft, Natur und der Ruhe nach Brandenburg. Für 61 Prozent seien die Bademöglichkeiten im Umland Anlass des Ausflugs. 56 Prozent der Gäste interessierten sich besonders für die Sehenswürdigkeiten und immerhin 49 Prozent geben die Kulinarik als wichtiges Motiv an.         

Wie steht es um die Erreichbarkeit der Ausflugsziele?

Die besucherstärksten Ausflugsziele in Brandenburg seien von Berlin aus in weniger als zwei Stunden zu erreichen. 40 Prozent davon könnten sogar in weniger als einer Stunde und weitere 40 Prozent in einer bis eineinhalb Stunden erreicht werden. Die Ziele im Norden Brandenburgs seien von der Hauptstadt aus in der Regel schneller mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar als mit dem PKW. Zu den Zielen im Süden des Landes sei der PKW häufig das schnellere Verkehrsmittel. In 77 Prozent der Fälle sei der ÖPNV schneller oder mindestens genauso schnell wie der PKW.

Wahl des Verkehrsmittels

Nur knapp 60 Prozent der Haushalte in der Bundeshauptstadt verfügten über einen eigenen PKW. Beim Anteil der autofreien Haushalte liege Berlin im deutschlandweiten Vergleich weit vorn. Daher verwundere es nicht, dass die Gäste aus Berlin auch überdurchschnittlich häufig den ÖPNV für ihre Ausflüge nach Brandenburg nutzten – entweder als einzige Anreiseform (21 Prozent) oder in Kombination mit anderen Verkehrsträgern wie dem Fahrrad oder dem PKW (34 Prozent).

43 Prozent der Gäste aus der Metropole nutzten den PKW für die Anreise zu ihrem Ausflugziel. Selbst überzeugte Autofahrer, die sich in der Befragung vehement gegen eine Nutzung des ÖPNV aussprächen, seien für alternative Mobilitätsangebote wie Fahrräder oder Shuttledienste durchaus aufgeschlossen. Die Berlinerinnen und Berliner zeigten dabei eine realistische Zahlungsbereitschaft für Komfort und Flexibilität. Auch ein gewisser „Innovationsaufschlag“ für neuartige Angebote/Technologien wie zum Beispiel Elektromobilität sei erkennbar.

Das Potenzial für den Ausflugsverkehr ohne Auto sei im Berliner Quellmarkt sehr hoch. Das gute öffentliche Verkehrsnetz und die weiteren Mobilitätsangebote in Berlin, an die die Einwohner gewöhnt seien, seien der Maßstab. Gerne wolle man auch bei Ausflügen oder Reisen auf diesen Standard zurückgreifen.

Was bedeutet dies für Brandenburg?

Gerade für die ländlichen Regionen sei dies eine große Herausforderung. Im Gegensatz zu den Ballungsräumen würden die öffentlichen Verkehrsnetze hier eher zurück- als ausgebaut, weil aufgrund der demographischen Entwicklung keine ausreichende Grundauslastung durch die eigene Bevölkerung gewährleistet werden könne. Doch nur attraktive Verbindungen sorgten für eine intensivere touristische Nutzung und könnten auch dann wieder zum Erhalt von Strecken beitragen. Die Ansprüche an Faktoren wie Komfort und Schnelligkeit für die Anreise würden weiter steigen. Um weitere Potenziale erschließen zu können und um keine Gäste zu verlieren, brauche es gute Ideen. Brandenburg stehe insbesondere vor der Herausforderung die touristischen Mobilitätsangebote noch besser zu vernetzen.

Erste Ansätze wohin die Reise gehen kann, seien bereits zu finden:

  • Von der Bahn aufs Rad: An einigen Bahnhöfen wie in Chorin, Lübbenau und neuerdings auch in Brandenburg an der Havel sei der Fahrradverleih direkt im Bahnhof untergebracht. In Potsdam reisten die Gäste mit der S-Bahn an, stiegen aufs Fahrrad und legten mit ihrem Fahrrad Wegstrecken mit dem Wassertaxi zurück.
  • Entwicklung alternativer Lösungen für ländliche Regionen: Touristische Ringbuslinien wie es sie bereits mit dem Uckermarkshuttle und dem Burgenbus im Fläming gebe, verbinden Städte, Dörfer und touristische Highlights. Sammeltaxis, Shuttles und Car-Sharing seien weitere Ansätze, die derzeit bereits ausprobiert werden.
  • Die Gäste sind dank mobilem Internet auch unterwegs immer besser informiert. Der Planungsaufwand für einen Ausflug oder eine Reise werde dadurch geringer, man sei flexibler. Mit Hilfe von Apps würden ganze Touren von der morgendlichen Abfahrt bis zur Ankunft am Abend an der eigenen Haustüre sichtbar und planbar.

Mit den Apps von TMB und des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg VBB könne man schon heute ein Routing von und zwischen beliebigen Punkten in Brandenburg mit dem Auto, den Öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder dem Fahrrad erstellen. Die Studie zeige aber auch: Hier seien weitere Entwicklungen nötig, um entspannte Ausflüge nach Brandenburg anzuregen.

www.reiseland-brandenburg.de

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