OSV-Tourismusforum sieht Verbesserungspotenzial bei Wettbewerbsfähigkeit

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Die Flutkatastrophe, aber auch das durchwachsene Wetter hat der ostdeutschen Tourismuswirtschaft im vergangenen Jahr leichte Einbußen beschert. Während der Tourismus 2013 bundesweit leichte Zuwächse verzeichnete, legte Ostdeutschland eine Wachstumspause ein. Angesichts der ungünstigen Rahmenbedingungen sind die ostdeutschen Unternehmen dennoch glimpflich davongekommen. Das geht aus dem 17. Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, das der Geschäftsführende OSV-Präsident, Dr. Michael Ermrich, auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin präsentierte.

Neben der Flutkatastrophe und dem lang anhaltenden schlechten Wetter verursachte im vergangenen Jahr die schwindende Beliebtheit der Mittelgebirgsdestinationen einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent bei den Übernachtungen. Das Nachfrageniveau von 2012 wurde in Ostdeutschland knapp gehalten, während bundesweit die Zahl der Übernachtungen leicht anstieg (+ 1,1 Prozent).

2013 meldeten die Betriebe in Ostdeutschland insgesamt 24,85 Mio. Gäste mit 74,6 Mio. Übernachtungen in Hotels und anderen gewerblichen Beherbergungsbetrieben einschließlich Camping.

Bei den Ankünften freuten sich die Betriebe 2013 gegenüber 2012 über einen leichten Anstieg um 0,4 Prozent. Der Marktanteil Ostdeutschlands an allen Übernachtungen in Deutschland blieb etwa stabil bei 18,2 Prozent in 2013 gegenüber 18,4 Prozent in 2012.

Deutschlandweit zählten die gewerblichen Beherbergungsbetriebe 155,2 Mio. Gästeankünfte und 411,8 Mio. Übernachtungen. Hier stiegen die Ankünfte um 1,6 Prozent, die Zahl der Übernachtungen um 1,1 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern erneut an der Spitze

Mecklenburg-Vorpommern erreichte 2013 die höchsten Zuwächse bei den gewerblichen Übernachtungen einschließlich Camping in Ostdeutschland. Die Betriebe registrierten 28,2 Mio. Übernachtungen, 0,8 Prozent mehr als 2012.

Aber auch in Brandenburg (+ 0,3 Prozent) erreichten die Betriebe  leichte Nachfragezuwächse 2013 gegenüber 2012. Ein Minus bei den Übernachtungen meldeten Sachsen (- 0,4 Prozent), Thüringen (- 1,6 Prozent) und Sachsen-Anhalt (- 3 Prozent).

Mit rund 28,2 Mio. Übernachtungen blieb Mecklenburg-Vorpommern ein beliebtes Reiseziel in Deutschland. Brandenburg zählte 2013 11,5 Mio. Übernachtungen, Sachsen 18,3 Mio., Thüringen 9,5 Mio. und Sachsen-Anhalt 7,1 Mio.

Mecklenburg-Vorpommern (+ 1,3 Prozent), Brandenburg (+ 0,8 Prozent), Sachsen (+ 0,5 Prozent) und Thüringen (+ 0,4 Prozent) verzeichneten 2013 mehr Gästeankünfte als 2012. In Sachsen-Anhalt sank jedoch auch die Zahl der Gästeankünfte in gewerblichen Beherbergungsbetrieben und auf Campingplatzen um 2,3 Prozent.

In Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen stieg die Zahl der Gästeankünfte jeweils auf 7 Mio., in Brandenburg auf 4,2 Mio. und in Thüringen auf 3,6 Mio., in Sachsen-Anhalt sank sie auf 2,9 Mio.

Langfristig gesehen habe sich das Übernachtungsaufkommen in Ostdeutschland in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Mit 33 Mio. Übernachtungen in 1993 steigerte sich das Nachfragevolumen auf 74,6 Mio. Übernachtungen in 2013. Das entspricht einer Steigerung des Marktanteils Ostdeutschlands an sämtlichen Übernachtungen in Deutschland von 10,4 Prozent in 1993 auf 18,2 Prozent in 2013.

Auslandsübernachtungen stark angestiegen

Etwas aufgeholt hat Ostdeutschland 2013 bei den internationalen Gästeankünften in gewerblichen Betrieben und im Camping. Diese wuchsen in Sachsen um 3,3 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 1,5 Prozent, in Brandenburg  um  1,1 Prozent und in Sachsen-Anhalt um  0,8 Prozent). Lediglich Thüringen war 2013 international weniger gefragt (- 3,2 Prozent) als 2012.

Besser noch als die Gästeankünfte haben sich die Gästeübernachtungen in gewerblichen Betrieben und im Camping entwickelt, Brandenburg (+ 3,6 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern (+ 3 Prozent) und in Sachsen (+ 2,7 Prozent). Übernachtungsrückgänge verzeichneten die Betriebe in Sachsen-Anhalt (- 5,1 Prozent) und in Thüringen (- 5,1 Prozent).

Insgesamt bleibt das Niveau der Ausländerübernachtungen in allen ostdeutschen Ländern verhältnismäßig niedrig. Das zeigt auch die langfristige Entwicklung. Der Marktanteil Ostdeutschlands an sämtlichen Übernachtungen ausländischer Gäste in Deutschland nahm von 4,4 Prozent in 1993 auf 6,6 Prozent in 2013 zu.

Kultur- und Freizeiteinrichtungen beklagen Besucherrückgänge

Traditionell analysiert das Tourismusbarometer auch die monatlichen Besucherzahlen in ausgewählten Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Rund 280 dieser sogenannten touristischen Wetterstationen würden mittlerweile untersucht.

Im Jahr 2013 kamen nach vorläufigen Berechnungen des Sparkassen-Tourismusbarometers 4,8 Prozent weniger Besucher als 2012. Das 2011 auch durch Sonderausstellungen u. a. in Potsdam und Magdeburg erreichte hohe Niveau konnte somit nicht gehalten werden. Die Einrichtungen folgten damit einem bundesweiten Trend. Die insgesamt 700 Kultur- und Freizeiteinrichtungen bundesweit begrüßten 2013 sogar 4,8 Prozent weniger Besucher.

Eine verhältnismäßig positive Besucherentwicklung verzeichneten 2013 in Ostdeutschland Denkmäler und historische Bauwerke (+ 15,5 Prozent), Bergbahnen (+ 2,2 Prozent), Freizeit- und Erlebniseinrichtungen (+0,1 Prozent) und Burgen und Schlösser (+ 0,1 Prozent). Deutliche Besucherrückgänge mussten  Ausflugsschiffe und Fähren (- 20,6 Prozent), Private Eisenbahnen (- 12,8 Prozent), Kirchen (- 11,1 Prozent), Zoos und Tierparks (- 9,8 Prozent) und Naturinfozentren (-7 Prozent) hinnehmen.

Tourismusklimaindex steigt

Die ostdeutschen Touristiker gingen optimistisch in die Saison 2014. Die Wintersaison 2013/2014 sei zu ihrer Zufriedenheit verlaufen und die Erwartungen an den Frühling 2014 seien positiv. Das gehe aus dem aktuellen Tourismusklimaindex des Tourismusbarometers hervor. Für den Zeitraum März bis Juni erwarteten 55 bis 65 Prozent der Experten eine Verbesserung bei Übernachtungen und Tagesreisen.

Der Tourismusklimaindex verbinde den Blick in die Vergangenheit mit einem Ausblick in die Zukunft. Dreimal pro Jahr seien die Tourismusmanager der Orte und Regionen in Ostdeutschland aufgerufen, ihre Zufriedenheit mit der touristischen Entwicklung in den vergangenen Monaten und ihre Erwartungen an die folgenden Monate mitzuteilen.

Schwerpunktthema: Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Tourismusunternehmen (KMU)

Die kleinen und mittleren Unternehmen stehen im Fokus der EU-Förderpolitik 2014 – 2020. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, neue Geschäftsmodelle und Unternehmensgründungen zu fördern und die Internationalisierung der Unternehmen zu forcieren.

Die touristischen KMU spürten jedoch den härter werdenden Wettbewerb. Nach einer aktuellen Befragung des Sparkassen-Tourismusbarometers bestätigten 75,2 Prozent der befragten gastgewerblichen Betriebe und 85,3 Prozent der Freizeiteinrichtungen, dass die Wettbewerbsintensität in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sei.

Das Tourismusbarometer identifizierte interne Faktoren für Wettbewerbsstärke: die Unternehmerkompetenz, das Unternehmenskonzept, die betriebswirtschaftliche Steuerung und ferner ein konsequentes Qualitätsmanagement.

Es empfiehlt im Rahmen der Unternehmerkompetenz, den Unternehmer stärker als bisher in den Mittelpunkt von Initiativen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu rücken. Kritisiert werde, dass die Verantwortlichen in den Betrieben nicht konsequent genug auf zukunftsgewandte Unternehmenskonzepte bauten. Das Tourismusbarometer fordere daher, das konzeptgesteuerte Handeln der Unternehmer zu forcieren.

73 Prozent der für das diesjährige Barometer befragten Gastgewerbebetriebe und 59 Prozent der Freizeiteinrichtungen benennen den hohen Einfluss der betriebswirtschaftlichen Steuerung auf die Wettbewerbsfähigkeit der KMU. Nur die Hälfte von ihnen sehe sich auf diesem Feld gut aufgestellt. Die Kompetenz der Unternehmer in Betriebswirtschaft und aktiver Steuerung müsse deutlich gestärkt werden.

Das Tourismusbarometer empfiehlt folgende Maßnahmenbündel zur Stärkung der KMU-Wettbewerbsfähigkeit: Engagement des Unternehmers steigern, Aktionsbündnisse bei der Sensibilisierung und Beratung der KMU bilden, Erkenntnisse aus dem Tourismusbarometer durch Wissentransfer verbreiten.

Entscheidend sei das Engagement des Unternehmers, der selbst mehr Eigeninitiative zeigen müsse. Neben einer aktiven Informationssuche und einer stärkeren Nutzung der vorhandenen Qualifizierungs- und Beratungsangebote komme es darauf an, die unternehmerischen Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Strategie und Betriebswirtschaft zu erhöhen. Um die Steuerungskompetenz der Unternehmer zu verbessern, seien darüber hinaus Aktionsbündnisse für die KMU notwendig, die sich auf eine gemeinsame Sensibilisierung und Beratung durch verschiedene Institutionen richteten. Unterstützt würden Praktiker und Strategen dabei durch den Know-how-Transfer aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer.

Schlussfolgerung des diesjährigen Barometers: Angesichts eines zunehmenden Wettbewerbs im ostdeutschen Tourismusmarkt würden künftig nur die wettbewerbsstarken Unternehmen erfolgreich sein.

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