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Weltpremiere in Obergurgl: Künstliche Wolke produziert Pulverschnee

am . Veröffentlicht in Natur- und Aktivtourismus

 

Revolution in der Kunstschneeproduktion? Ab sofort wird in Obergurgl erstmals eine Labortechnik erprobt, mit der hochwertiger Neuschnee mit relativ geringer Dichte, deutlich reduziertem Energieverbrauch und wesentlich effizienterer Nutzung der Ressource Wasser in einer künstlichen Schneewolke hergestellt wird.

Im Vergleich zur bereits bekannten Kunstschneeproduktion mit Schneekanonen könne diese im Obergurgler Freiluftlabor angewandte "NEUSCHNEE-Technologie" eine revolutionäre Entwicklung im modernen Wintersport sein.

Die im Obergurgler Freiluftlabor angewandte "NEUSCHNEE-Technologie" verspreche feingliedrige, echte Schneekristalle, wie sie bislang nur die Natur erzeuge. In einer künstlichen Wolke sei es nun möglich aus einem Kubikmeter Wasser bis zu 15 Kubikmeter Pulverschnee mit relativ geringer Dichte von 80-220 kg/m3 zu erzeugen. Der pulvrige Neuschnee soll in Skigebieten zunächst überall dort eingesetzt werden, wo qualitativ hochwertiger Naturschnee den Skibetrieb aufwerte (z.B. Funparks, Anfängerpisten).

Dipl.-Ing. Michael Bacher, wissenschaftlicher Leiter des Projektes, beschäftige sich schon seit mehreren Jahren intensiv mit diesem Thema. Jetzt führe der Weg vom Labor in die Natur: Im Rahmen des Winteropenings in Obergurg-Hochgurgl wurde am 13. November 2014 das Neuschnee-Freiluftlabor eröffnet. Den ganzen Winter über soll nun unter realen Bedingungen geforscht und gearbeitet werden, um die neue Technologie auch im großen Stil einsetzen zu können.

Nahe am Naturschnee

Das Ergebnis aus der "künstlichen Wolke" sei ein Qualitätsprodukt: Hochwertiger Neuschnee mit relativ geringer Dichte, der dem von Skifahrern so geschätztem Pulverschnee sehr nahe kommt. Doch nicht allein die Qualität spreche für die neue Technologie. "Ein deutlich reduzierter Energieverbrauch und die wesentlich effizientere Nutzung der Ressource Wasser machen die neue Technik auch aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen interessant", zeigt sich Bacher überzeugt.

Gemeinsam mit Kollegen der Universität für Bodenkultur Wien und der Technischen Universität Wien beschäftigt sich Michael Bacher schon seit 2009 mit dem Thema der Schneeerzeugung. Nach der Patentanmeldung und Weiterentwicklung der "Dendritic Snow Production" gründete er 2014 das Unternehmen "Neuschnee".

Das Prinzip

Zentraler Baustein des Freiluftlabors sei eine Wolkenkammer, die es ermögliche, Wassertropfen und Eiskeime miteinander zu vermischen. Wie in einer natürlichen, großen Wolke benötigt man für die Schneeproduktion in der Wolkenkammer tiefe Temperaturen, also Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, idealerweise kälter als rund -5 Grad Celsius.

Wassertropfen würden in die Wolkenkammer eingesprüht und damit eine kleine, künstliche Wolke erzeugt. Durch die tiefe Umgebungstemperatur kühlten die Tröpfchen ab, meist unter den Gefrierpunkt, aber ohne dabei selbst zu gefrieren. In diesen Nebel würden Kristallisationskeime eingebracht - in diesem Fall kleine gefrorene Eisplättchen. Damit seien in der Wolke alle drei Phasen des Wassers gleichzeitig vorhanden: fest, flüssig und gasförmig. Die Kristallisationskeime wirkten dabei wie Magnete, die laufend Wassermoleküle, also Wasserdampf, anzögen und in der festen Phase bänden. Das bedeute, dass diese Keime zu größeren Kristallen wachsen und als Schnee aus dem Wolkenbehälter nach unten ausfielen. Genauso, wie es auch in der Natur passiere.

In der Atmosphäre liege natürlich die Dimension einer Wolke bzw. einer Wetterfront um etliche Größenordnungen über jener der Labor-Wolkenkammer. Der Prozess der Schneekristallbildung müsse also intensiviert werden, um akzeptable Schneemengen zu produzieren. Daher sei die Nebeldichte in der Wolkenkammer zumindest eine Größenordnung höher als in natürlichen Wolken.

Testphase

Wieviel "Output" eine Wolke nun wirklich liefern kann, wie sich äußere Einflussfaktoren wie Wind, Wetter & Co. auswirken - all dies werde in den nächsten Monaten in Obergurgl erforscht. "Mit all diesen wertvollen Erfahrungen können wir vielleicht im nächsten Winter schon die erste ‚echte‘ Wolke in Betrieb nehmen - natürlich in Obergurgl", so Michael Bacher.

Anlässlich der Eröffnung des Neuchneelabors lud die Standortagentur Tirol zum Expertentreffen: Schon im Rahmen der Fachveranstaltung TMI (Tourism meets Industry) im Oktober in Seefeld wurde die neue Innovation erstmals ins Rampenlicht gerückt - nun hatten Vertreter aus Wirtschaft und Tourismus die Möglichkeit, die künstliche Wolke vor Ort zu erleben und sich anschließend im "Neuschnee-Symposium" im Universitätszentrum Obergurgl mit den Themen Schnee-Erzeugung & Pistenmanagement zu beschäftigen. "Dieses Projekt ist für uns ein Leuchturmprojekt für den Standort Tirol, darum unterstützen wir diese Idee und schauen, dass daraus ein erfolgreiches Unternehmen wird", so Harald Gohm, Geschäftsführer der Standaortagentur abschließend.

http://www.obergurgl.com/

Tags: Land: Österreich
Destinationen: Alpen