Wiens Kongress-Bilanz 2013: Kongressgeschäft im Wandel

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Trotz leichter Zuwächse bei Veranstaltungen und TeilnehmerInnen konnte Wien 2013 seine Rekord-Kongressbilanz 2012 nicht brechen, weil weniger Nächtigungen und Wertschöpfung bewirkt wurden. Wandlungsprozesse in der intenationalen Kongresslandschaft seien die Ursachen.

Dies berichtete Tourismusdirektor Norbert Kettner gemeinsam mit dem Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus Christian Mutschlechner. "Die Anzahl aller 2013 in Wien abgehaltenen Kongresse und Firmenveranstaltungen hat sich gegenüber 2012 leicht erhöht; es waren insgesamt 3.389, das sind um 13 Stück mehr als im Jahr davor. Es hat auch etwas mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei gegeben, und mit deren Zuwachs um 1 Prozent auf 501.337 ist erstmals eine halbe Million überschritten worden," erklärte Kettner. "Das sind zwar Bestwerte, doch sie haben keine Rekord-Bilanz bewirkt. Denn die durch den Kongress- und Tagungssektor ausgelösten Nächtigungen sind gegenüber 2012 um 8 Prozent auf 1.401.888 gesunken, und die Wertschöpfung von 832,17 Millionen EURO war um 9 Prozent geringer als 2012. Die durch Wiens Kongress- und Tagungsgeschäft gesicherten Ganzjahresarbeitsplätze haben sich im selben Ausmaß auf knapp 16.000 verringert."

Die Ursachen für die Entwicklung seien auf internationaler Ebene zu suchen, so Kettner: "Es lag an den internationalen Kongressen; sie spielen in Wiens Tagungsgeschäft eine dominante Rolle und haben 2013 atypische Merkmale aufgewiesen. Zum einen ist ihre Anzahl seit 2008 erstmals zurückgegangen, zum anderen waren sie auch schwächer besucht, und überdies hat es noch nie so viele mit nur eintägiger Dauer gegeben wie 2013. Auch 2012 waren sie schon atypisch, aber in genau umgekehrter Richtung: Ihr Aufkommen ist in Wien üblicherweise in geraden Jahren schwächer, in ungeraden stärker. Das hängt zusammen mit gewissen Zyklen der großen, global 'wandernden' Kongresse bei der Destinationswahl. Ganz entgegen dieser 'Regel' haben wir 2012 einen Rekord an internationalen Kongressen verzeichnet und 2013 einen Rückgang. Ob hier ein Zyklen-Wechsel stattfindet, oder das einfach 'Ausreißer'-Jahre waren, wird sich erst herausstellen. Unser Vienna Convention Bureau wird den Ursachen auf den Grund gehen und die Erkenntnisse daraus verwerten. Allen in der Wiener Tagungsindustrie Agierenden gebührt jedenfalls ein großes Dankeschön, denn ihr wie immer exzellenter Einsatz hat 2013 für ein Ergebnis gesorgt, dessen hohes Niveau Wien auch ohne Rekorde erneut als eine Top-Destination im weltweiten Kongressbetrieb bestätigt."

Umsatzstarkes Publikum

Die 2013 in Wien abgehaltenen 3.389 Veranstaltungen teilten sich demnach in folgende Kategorien auf: 1.221 waren Kongresse (+ 7 Prozent), 544 davon nationale (+ 24 Prozent) und 677 internationale (- 4 Prozent), 2.168 (- 3 Prozent) waren Firmenveranstaltungen (Tagungen und Incentives), von denen 819 nationaler Provenienz waren (- 18 Prozent) und 1.349 internationaler (+ 9 Prozent). Zusammen trügen sie mit 1.401.888 Nächtigungen 11 Prozent zu Wiens Gesamtnächtigungsergebnis 2013 bei, und die durchschnittlichen Ausgaben der zu ihnen angereisten 501.337 TeilnehmerInnen (+ 1 Prozent) lägen bei rund 483 Euro pro Kopf und Nächtigung (Vergleichswert sämtlicher Wien-BesucherInnen 2013: rund 250 Euro).

Österreichweit löste der Wiener Kongress- und Tagungssektor 2013 eine Wertschöpfung von 832,2 Millionen Euro (- 9 Prozent) aus. Dies berücksichtige sämtliche inlandswirksamen Umsätze - sowohl die direkten Ausgaben der VeranstaltungsteilnehmerInnen, Veranstalter, Aussteller und Begleitpersonen als auch die von den Veranstaltungen verursachten Einnahmen in "vorgelagerten" Wirtschaftszweigen (z.B. Bauwirtschaft, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Druckereigewerbe, Banken, Versicherungen, Kommunikationsunternehmen etc.).

An Steuereinnahmen erbrachte der Sektor insgesamt 234,5 Millionen Euro, wovon 154,4 Millionen an den Bund gingen, 28,1 Millionen an Wien, der Rest an die anderen Bundesländer beziehungsweise Gemeinden. Die Berechnungen dieser wirtschaftlichen und fiskalischen Effekte stammten von Consulting Dr. M. Stoff und basierten auf dem EVENT-MODEL-AUSTRIA (Autorin: Dr. Martina Stoff-Hochreiner).

Trend zu eintägigen Kongressen

Wie stark die internationalen Kongresse auf die Gesamtbilanz von Wiens Tagungswirtschaft durchschlagen, verdeutlichten deren Beiträge zu den entscheidenden Kennzahlen: Bei einem Anteil von 20 Prozent an allen Veranstaltungen 2013 brachten sie 46 Prozent aller TeilnehmerInnen, 70 Prozent der Nächtigungen und 75 Prozent der Wertschöpfung in diesem Sektor. Damit erreichten sie zwar nicht ihre Rekordwerte von 2012, übertrafen aber alle anderen Jahre bisher.

Eintägige Kongresse seien generell im Vormarsch, und bei den internationalen seien sie in den letzten zehn Jahren besonders signifikant gestiegen: Während 2004 nur 2 Prozent von ihnen so kurz waren, habe deren Anteil 2013 schon 15 Prozent betragen. Diesem weltweiten Trend könne man sich nicht entgegenstemmen, denn Zeit ist ein so kostbares Gut geworden, dass man damit in allen Lebensbereichen so sparsam wie möglich umgehe.

WienTourismus und Flughafen Wien gemeinsam

Damit Wien seine Top-Position unter den weltweiten Kongressmetropolen weiterhin behaupten kann, bedürfe es, wie Kettner hervorhob, entsprechender Voraussetzungen, an denen beharrlich zu arbeiten ist: "Alle am Wiener Kongresswesen Mitwirkenden", betonte er, "leisten diesbezüglich hervorragende Arbeit. Sie werden von den städtischen und wissenschaftlichen Einrichtungen auch bestens unterstützt, ebenso von Austrian Airlines, die heuer mehr denn je in die Marketing-Kooperation mit uns investieren, und auch vom Flughafen."

Mit dem Flughafen sei der WienTourismus seit 2013 gemeinsam unterwegs, um verstärkt Airline-Marketing zu betreiben. Dabei handele es sich vor allem um Akquise-Verhandlungen über Neuaufnahmen von Direktverbindungen nach Wien. Im September soll Wien zum zweiten Mal an der weltgrößten Messe für Strecken-Entwicklung, der "Routes World" in Chicago, teilnehmen, um Fluglinien von der Destination Wien zu überzeugen. Die Wachstumsstrategie für den Luftverkehr nach Wien unter besonderer Berücksichtigung von Langstreckenflügen sei für Wiens touristische Weiterentwicklung generell ein entscheidender Faktor, ganz besonders aber für den Kongresstourismus, denn 76 Prozent der Kongressgäste reisten per Flugzeug an, bei den internationalen Kongressen seien es sogar 81 Prozent.

Europäischer Radiologie-Kongress

Unter Wiens internationalen Großkongressen ragt jener der Europäischen Radiologen (ECR) besonders hervor: Er ist nicht nur einer der größten medizinischen Kongresse weltweit, sondern er tagt ausschließlich in Wien, und zwar stets im Austria Center Vienna (ACV). Von 1991 bis 1999 wurde er alle zwei Jahre ab-gehalten, seit 2000 alljährlich - heuer von 6. bis 10. März und zum 20. Mal. Bei diesem Jubiläum verzeichnete er 20.010 TeilnehmerInnen aus 115 Ländern, und 300 Firmen präsentierten dabei auf über 26.000 m2 die größte medizinische Industrieausstellung aller Kongresse in Europa.

Willkommen-Service für Großkongresse

Dass die Wiener Tagungsindustrie auf verlässliche Partner aus verschiedensten Bereichen zählen könne, bekräftigte auch Christian Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus: "Der Flughafen Wien", so berichtete er, "leistet zusätzlich zu seiner Kooperation mit dem WienTourismus im Airline-Marketing, auch weitere tatkräftige Mithilfe beim Vorantreiben von Wiens Kongressgeschäft, indem er einen neuen Service für Großkongresse anbietet. Deren Veranstalter legen immer größeren Wert darauf, ihren Kongress in der gewählten Destination nachdrücklich sichtbar zu machen - sowohl für die Einheimischen, ganz besonders aber auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer."

Das hebe einerseits das Prestige der Veranstaltung, habe aber auch den Effekt, dass sich deren Klientel gut betreut fühle. Der Flughafen Wien begrüße künftig bei Kongressen ab 5.000 Teilnehmenden die Anreisenden auf zwei großformatigen Infoscreens in der Gepäckausgabe-Halle. Dieses ,Willkommen-Programm' setze sich anschließend noch fort, denn auch der City Airport Train mache dabei mit und integriere die Begrüßung in seine während der Fahrt in die Stadt gebotenen elektronischen Services. Für jene, die mit Austrian Airlines anflögen, beginne die ,Begrüßungs-Kette' schon früher, und zwar mit Durchsagen an Bord des Flugzeugs.

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