Wiens Weltkulturerbe: Kettner bezweifelt Nutzen des Titels

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Wien droht seinen Welterbestatus zu verlieren. Grund ist ein Neubau. Tourismusdirektor Norbert Kettner sagt deutlich, was ihm der Welterbetitel bedeutet: nämlich nichts.

Hintergrund ist der Bau eines Wohnturms mit rund 66 Metern Höhe in der Kernzone des Weltkulturerbes. Diese Höhe war durch den Projektträger zwar bereits reduziert worden. Aus Sicht der UNESCO jedoch nicht genug. Medienberichten zufolge will diese nur eine Höhe von 43 Metern akzeptieren.

Für Tourismusdirektor Norbert Kettner ist die heftige Diskussion um den Titel offenbar nicht wichtig. Eine Aberkennung wäre as seiner Sicht bedauerlich, aber ohne Auswirkungen auf den Tourismus. Im 2004 erschienenen Buch „The Politics of World Heritage“, so Kettner, bezweifelte der damals amtierende Direktor des UNESCO-Weltkulturerbe-Zentrums und Co-Herausgeber Francesco Bandarin im Vorwort relevante touristische Auswirkungen des Weltkulturerbe-Status in international wohlbekannten Standorten: „In internationally well known sites … World Heritage status may have little impact on visitor numbers, but in less established destinations inscription is usually accompanied by an upsurge in tourism.“

Für Kettner zählt Wien zu den erwähnten international bekannten Orten, Lebensart, Kunst, Kultur, Architektur und ein intaktes Stadtbild zählen zu den Markenzeichen der Stadt. Die enge Kooperation mit klassischen und zeitgenössischen Kulturinstitutionen und -initiativen, von den Wiener Philharmonikern bis zur Kunsthalle Wien, spiele eine zentrale Rolle im Destinationsmarketing des WienTourismus in 20 Ländern weltweit. Dass man mit dem historischen Erbe auch für künftige Generationen achtsam umzugehen habe, nicht zuletzt auch um eine attraktive Destination für Reisende zu bleiben, stehe völlig außer Frage, stellt Kettner klar. Er gibt aber zu bedenken: „Ohne eine qualitätsvolle – auch architektonische – Weiterentwicklung der Stadt weist man seinem eigenen Erbe nur noch musealen Wert zu und untergräbt damit dessen wichtige Bedeutung in einer sich entwickelnden und stark wachsenden Stadt.“ Kettner bedauere daher, dass sich die Architekturdiskussionen der vergangenen Jahre zunehmend und mit oft starker Erbitterung weg von einer Qualitäts- hin zu einer reinen Epochen- und Höhendiskussion entwickelt habe.

„Die Verleihung des Weltkulturerbe-Status an die Wiener Innenstadt 2001 hatte keine messbaren touristischen Folgewirkungen. „Eine Aberkennung hätte aus touristischer Sicht ebenso keine,“ zitiert Kettner abschließend den ehemaligen Direktor des Weltkulturerbe-Zentrums.

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