Tourismustag Niedersachsen: Zwischen Marketing, Politik und Heimat

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Ein klares Bekenntnis zum Tourismus als Leitbranche in Niedersachsen – dazu hat Martin Exner, Sprecher Federführung Tourismus der IHK Niedersachsen (IHKN), die Politik aufgerufen. Angesichts der bevorstehenden Landtagswahl sagte er beim 17. Tourismustag Niedersachsen der IHKN in Oldenburg: „Machen Sie den Tourismus zu einem politischen Thema!“

‚Lokal, regional, international: Bock auf Heimat‘ lautete das offizielle Motto des Tourismustages 2017. In der von rund 200 Branchenvertretern besuchten Veranstaltung ging es unter anderem um eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte, lokale Kultur und Regionalität – und die Chancen, die sich daraus für den Tourismus ergeben.

Mit 43 Millionen Übernachtungen und 14 Millionen Ankünften sei der in allen Regionen des Landes wachsende Tourismus im Land sehr gut aufgestellt, so Exner. Mit ihrem „Tourismuskonzept“ habe die Landesregierung sich zwar erstmals klar positioniert. Exner regte jedoch zusätzliche Akzente an: Geschäftsreisen/Tagungen, Reittourismus und Wassertourismus seien Marktsegmente, denen sich das landesweite Tourismusmarketing mehr widmen solle.

Er sprach zudem kritische Punkte an, die die Tourismusbranche in Niedersachsen bewegten. So werde trotz Unklarheiten das so genannte Hygiene-Barometer eingeführt und den Kommunen eine Tourismusabgabe ermöglicht. Der IHKN-Tourismussprecher: „Es ist nicht nachzuvollziehen, dass man einer Branche, die man als Leitbranche der niedersächsischen Wirtschaft tituliert und um deren häufig schwache Renditen man weiß, neben der Gewerbesteuer zusätzliche Belastungen zumutet“. Hintergrund ist eine Änderung des Kommunalabgabengesetzes, das auch nicht prädikatisierten Gemeinden künftig das Erheben einer Tourismusabgabe ermöglicht.

Er forderte außerdem die Politik dazu auf, beim Arbeitszeitgesetz Flexibilität zu ermöglichen. Sie solle eine Lösung entwickeln, die Unternehmen, Mitarbeitern und Gästen gerecht werde.

Wie Exner forderte Ralf Borchers, Abteilungsleiter Mittelstand im Niedersächsischen Wirtschaftsministerium, mehr Kooperation der Tourismusakteure und eine Abkehr vom „Kirchturmdenken“. Auf dem derzeitigen Erfolg im niedersächsischen Tourismus dürfe man sich nicht ausruhen, sagte er. Er forderte dazu auf, kontinuierlich in Qualität zu investieren. Dabei unterstütze das Land die Branche mit Förderprogrammen. Sie müsse die Fachkräfte- Herausforderung und den Trend der Digitalisierung annehmen.

„Inszenierung ist die neue Sprache des Marketings“, betonte Martin Schobert. Reisende wünschten sich authentische Erlebnisse. Der österreichische Markenstratege sagte: „Man will wissen, wie schmeckt es da, wo der Gast Urlaub macht, wie riecht es dort. Greifen Sie die Sehnsucht nach Heimat auf und ermöglichen Sie Ihren Gästen magische Momente, richten Sie Ihre Produktenwicklung danach aus! Entwickeln Sie Empathie für Ihre Gäste.“ Modernes Tourismus-Marketing müsse klare und prägende Bilder schaffen.

Auch digitales Marketing kommt allerdings nicht ohne „analoge Inhalte“ aus. Ein Beispiel sei der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Er verbinde gelungenes Tourismusmarketing und die Integration von Naturschutz, Kultur, Bevölkerung und Wirtschaftlichkeit. Dies erläuterte Peter Südbeck, Nationalpark- Leiter. Einen anderen Weg zeigte Matthias Süßen mit dem Projekt „Lostfriesland“ auf. Dabei werden Handyvideos im Rahmen einer Social Media-Mystery-Serie zur Vermarktung der Region eingesetzt.

Weitere Anregungen für die praktische Arbeit erhielten die Teilnehmer in vier Foren. Diese beschäftigten sich unter anderem mit der Bedeutung und dem Umgang von Bewertungen, der Nutzung von Bloggern und ihren Beiträgen, den Anforderungen an Qualität und Erreichbarkeit der touristischen Orte, der Herausbildung von regionalen Marken sowie der Bedeutung von Food-Trends bei der Vermarktung von Regionen.

www.ihk-n.de

Bild: https://pixabay.com/de/saisonende-norseek%C3%BCste-wattenmeer-1676494/