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Thüringen: Offener Streit um neue Tourismusstrategie

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

In Thüringen ist ein offener politischer Streit um die neue Tourismusstrategie ausgebrochen. Das Wirtschaftsministerium hatte Medienberichten zufolge verkündet sich in der Vermarktung nur noch auf vier Leuchttürme konzentrieren zu wollen. Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag kritisierte diesen Ansatz.

„Was soll das für eine Strategie sein, die ganze Regionen touristisch abhängt? Thüringen endet nun mal nicht nach Weimar. Umso trauriger, dass man das ausgerechnet einem gebürtigen Geraer erklären muss.“ Das hat der tourismuspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Andreas Bühl, zur Berichterstattung über die neue Tourismusstrategie von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee gesagt. In der neuen Strategie werde es demnach keine Ausrichtung auf die bisherigen thematischen Säulen des Tourismus geben, sondern nur noch sogenannte Schaufenster, in denen nur noch Erfurt, Wartburg, Rennsteig und Weimar als Leitprodukte stehen sollen. „Wenn man schon eine solche Strategie vorschlägt, dann muss man die regionalen Tourismusverbände sowohl finanziell als auch personell in die Lage versetzen, sich selbst nach außen zu vermarkten. Momentan bewegen sich diese Verbände am Existenzminimum, da die Thüringer Tourismus GmbH das ganze Land vermarkten sollte“, kritisierte Bühl.

Enttäuscht zeigte sich der CDU-Politiker über das Vorgehen der Landesregierung, nun mit der Veröffentlichung der neuen Tourismusstrategie vorzupreschen: „Wir hatten uns auf der ITB mit der Landesregierung darauf verständigt, das Eckpunktepapier am vergangenen Donnertag noch einmal intensiv im Wirtschaftsausschuss zu diskutieren, da viele Fragen zur Entwicklung des Thüringen Tourismus offen geblieben sind. Doch was macht die Landesregierung? Sie verschiebt den Ausschuss-Termin auf April und präsentiert das mit vielen Fragen behaftete Eckpunktpapier kurzerhand als künftige Strategie.“ Es sei ernüchternd, dass die Landesregierung den Diskurs über die künftige touristische Ausrichtung Thüringens so offensichtlich scheue, so Bühl. „Stattdessen versucht die Landesregierung, unangenehmen Fragen mit Hilfe von Taschenspielertricks aus dem Weg zu gehen“, so das Fazit des CDU-Abgeordneten.

Kritik übte Bühl auch an den „ebenso vagen wie altbackenen“ Digitalisierungs-Konzepten der Landesregierung, die nicht über eine zentrale Bereitstellung von Inhalten hinausgehe. „Die Digitalisierung des Thüringen Tourismus ist weder überzeugend noch visionär. Wir wollen aber ein digitales Wachstumsland werden, dafür brauchen wir innovative Ideen und nicht nur Altbewährtes“, sagte Bühl. Auch die Suche nach einem vermarktbaren Alleinstellungsmerkmal, das Thüringen besonders auszeichnet, habe die Landesregierung offenbar aufgegeben. Aus den Eckpunkten gehe ein Solches jedenfalls nicht hervor, so der CDU-Tourismuspolitiker abschließend.

Wirtschaftsministerium hält dagegen

Zur Kritik der CDU-Fraktion an der Erarbeitung der künftigen Tourismusstrategie des Landes erklärt ein Sprecher des Thüringer Wirtschaftsministeriums: „Die Arbeit an der künftigen ‚Thüringer Tourismusstrategie 2025‘ läuft seit April 2016. Alle für den Tourismus relevanten Akteure und Interessengruppen sind in diesen Prozess – u.a. über den Lenkungsausschuss ‚Tourismusstrategie‘ – eingebunden. Die Abgeordneten hatten Gelegenheit, sich zu beteiligen."

Inzwischen liegen erste Eckpunkte für die neue Strategie vor, die wiederum im Lenkungsausschuss besprochen, bestätigt und den Abgeordneten zugeleitet worden seien. Diese Eckpunkte seien nun die Grundlage der weiteren Diskussionen u.a. im zuständigen Landtagsausschuss. Dann wiederum beginne die intensive Befassung mit der Tourismusstrategie im Rahmen von regulären Anhörungen. Man setze auf einen breiten Beteiligungsprozess. Insofern sei die Kritik der CDU-Fraktion in diesem Punkt zurückzuweisen.

Der Thüringen-Tourismus brauche eine Profilschärfung, damit Thüringen als Reiseland schlagkräftiger werde. Das soll über klare Leitprojekte und nicht über einen touristischen Bauchladen erreicht werden. Davon profitierten auch alle anderen Regionen und Ziele. Die ‚Wir-machen-es-allen-recht-Strategie‘, die der CDU offenbar auch im Tourismus vorschwebt, sei nicht zielführend.

http://www.cdu-landtag.de
https://www.thueringen.de/th6/tmwwdg/index.aspx

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