Österreichs Tourismusmanager: Geschäftsmodelle im Umbruch

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

Österreichs Tourismusmanager diskutierten beim Topseminar des Bund Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM) selbstkritisch über die Neuausrichtung der Branche. Rollen und Grenzen müssen neu gedacht werden.

Einig waren sich alle darüber: Die Digitalisierung wird die Tourismusbranche in den nächsten Jahrzehnten grundlegend verändern. Gäste wollen sich heute auf die Schnelle „entschleunigen“ und suchen smarte Lösungen in einer immer komplexeren Welt. Das stellt die Tourismusorganisationen vor große Herausforderungen. Denn: Mit denselben Mitteln müssen mehr Aufgaben bewältigt werden.

Um dieses Problem zu diskutieren, lud der Bund Österreichischer Tourismusmanager zum dreitägigen Seminar. Über 60 Tourismusmanager aus den verschiedenen Bundesländern konnten Präsident Josef Schirgi und Seminargestalter Markus Kofler nach Bad Waltersdorf locken, um mit geladenen Fachexperten der Frage nachzugehen, welche Wege der Tourismus in Zukunft beschreitet.

Technik gibt den Takt vor

Neue Medien hätten demnach die klassische Werbung verändert. Touristiker sollen mit „Snack Content“ arbeiten und mit sogenannten „Vine Videos“ in wenigen Sekunden Lust auf Urlaub machen. Die Technik gebe den Takt vor. Ein Beispiel sei auch das „Gaming“. „42 Prozent der Deutschen sind Gamer“, sagt Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer des ESB Marketing Netzwerk. Er weist darauf hin, dass gerade hier ein enormes Potential für Destinationen liege. Touristiker müssten sich überlegen, wie sie den verspielten Gast mit virtuellen Erlebnissen erreichten, bevor er ganz real im Urlaubsort einreffe.

Laut Petra Stolba, der Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW), werden die nächsten Jahre fundamentale Entwicklungen mit sich bringen. Dabei stünden die Partner vor keiner einfachen Aufgabe. Denn Österreich beheimate mit der ÖW, neun Landesorganisationen, 90 Destinationen und 1600 Tourismusverbänden eine bunte Vielfalt an touristischen Organisationen, in der jeder auf seine eigene Vermarktung fokussiert sei. „Der Gast denkt aber nicht in Bundesländern und Regionsgrenzen“, gibt Stolba zu bedenken. Die Fragestellung wird daher lauten, wie man künftig noch effizienter zwischen Produkt und dem Markt vermitteln könne. Komplexe Probleme erforderten jedoch eine differenzierte Herangehensweise. „Solange das West-Ost-Gefälle der Tourismuslandschaft Österreichs noch so stark ausgeprägt ist, kann es keine einfache Patentlösung geben, mit der alle zufrieden sind.“

Neue Rollen und Aufgaben

Zu oft komme es noch zu Doppelgleisigkeiten bei Marktauftritten, davon ist auch Gernot Memmer, der Geschäftsführer der Tourismusberatung Kohl und Partner, überzeugt. Immer noch sähen sich Tourismus Management Organisationen (DMO) mit falschen Erwartungshaltungen konfrontiert. Sie würden als Bettenfüller und Verkaufsmaschine gesehen. „DMOs entwickeln sich in Zukunft zu Kompetenzzentren, die Produktentwicklung und das Erlebnisdesign vorantreiben“, sagt Gernot Memmer. Das klassische Marketing sieht der Experte künftig eher als einen kleinen Bereich von DMOs.

Wie sich der Wandel bereits in der Praxis auswirkt, das verdeutlicht Josef Schirgi, der Präsident des BÖTM und TVB-Geschäftsführer von Serfaus-Fiss-Ladis. „Wir haben mittlerweile sechs Mitarbeiter, die nichts anderes mehr machen, als sich mit dem digitalen Thema zu beschäftigen. Was heute aktuell ist, ist morgen schon wieder alt“, so Schirgi. Er sieht den Trend als Chance, gibt aber auch zu bedenken, dass es keinen Trend ohne Gegentrend gibt.

Schirlbauer folgt Perktold als Generalsekretär

In der Generalversammlung am 7. Oktober 2016 im Quellenhotel in Bad Waltersdorf wählte der BÖTM zudem seinen Vorstand. Neu hinzugekommen ist Mag. Christian Schirlbauer (Ferienregion Attersee-Salzkammergut). Er folgt Katrin Perktold, die sich in der Funktion als Generalsekretärin seit 2008 für die Interessen der österr. Tourismusmanager einsetzte. Der neue Vorstand: Präsident Josef Schirgi (Serfaus-Fiss-Ladis), Vizepräsident Mag. Andreas Purt (Mostviertel), Generalsekretär Mag. Christian Schirlbauer (Attersee-Salzkammergut), Seminargestalter sowie Bildungsreferent MBA Markus Kofler (Alpbachtal Seenland) und Finanzreferentin Mag. Renate Ecker (Zell am See Kaprun).

www.boetm.at

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