Weselsky und das Wetter: Bahn-Gewinn bricht ein

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Der Bahngewinn bricht ein. Jetzt muss gespart und umstrukturiert werden. Wie immer kündigt die Bahn auch eine Serviceoffensive an. Sie ist nötiger denn je.

Mit einem Umbau des Konzerns soll die Deutsche Bahn zukunftsfest werden. „Die DB wird schlanker, schneller, effizienter und noch kundenorientierter sein. Eine straffere Führung, schlankere Strukturen und mehr Fokus auf den Kunden sollen uns in die Lage versetzen, die sich rasant ändernden Herausforderungen in der Welt der Mobilität und Logistik erfolgreich zu meistern“, meinte dazu DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Grube anlässlich der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz 2015.

Diese fällt bescheiden aus. Zwar hatte die Bahn mit Wetterkapriolen und den Monsterstreiks der GDL zu kämpfen, aber zu einem guten Teil sind die Rückgänge hausgemacht. Die Servicequalität der Bahn ist ein Running Gag geworden.

Der Aufsichtsrat der DB AG hatte am Vortag noch das Sechs-Punkte-Programm zum Konzernumbau des Unternehmens gebilligt. Danach werde der Konzernvorstand von acht auf sechs Mitglieder verkleinert. Die vor Jahren mit Blick auf einen möglichen Börsengang geschaffene DB Mobility Logistics AG soll mit der Konzernholding DB AG zusammengeführt werden. Dies reduziere Doppelstrukturen und aufwändige Abstimmungen.

Das bisherige Ressort Technik und Umwelt wird neu zugeordnet. Die Bereiche Technik, DB Systemtechnik sowie das Sicherheits- und Qualitätsmanagement gehen zum Ressort „Infrastruktur, Dienstleistungen und Technik“; die Bereiche Beschaffung und IT (CIO) zum Finanzressort; der Bereich Umwelt zum Ressort „Wirtschaft, Recht und Regulierung“ und die Zuständigkeit für Nachhaltigkeit zum Vorstandsvorsitzenden.

Mit der Umorganisation werde die Geschäftsverteilung im Vorstand neu geregelt. Ein zentraler Punkt sei hierbei, dass die Aktivitäten der integrierten deutschen Eisenbahn stärker als bisher gebündelt werden: Im Ressort „Verkehr und Transport“ sind künftig DB Fernverkehr, DB Regio, DB Vertrieb und – das ist neu – DB Schenker Rail vereint. Dr. Grube: „Das bedeutet noch mehr Konzentration auf die Eisenbahn in unserem Heimatland, die zu Recht im Blickpunkt der deutschen Öffentlichkeit steht.“

Weitere Punkte: Die Servicefunktionen und internen Dienstleistungen im Konzern würden neu geordnet und künftig in einem DB Global Service Center mit Fokus auf Transparenz, Kosten und Effizienz gebündelt. Und schließlich werde eine Option für eine Teilprivatisierung von DB Arriva und DB Schenker Logistics eröffnet, um die strategische Entwicklung zu stärken und zusätzliches Wachstum zu finanzieren.

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Der DB-Vorstandsvorsitzende kündigte an: „Am 1. August fällt der Startschuss für den Wandel. Die Deutsche Bahn modernisiert ihre Strukturen, die Strategie DB 2020 bleibt.“ Mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen seien gegenüber der bisherigen Planung weitere Einsparungen von über 100 Millionen Euro in der Konzernzentrale verbunden, so dass zusammen mit bereits beschlossenen Maßnahmen bis 2020 über 700 Millionen Euro allein in der Zentrale und zentralen Funktionen eingespart würden. Zu diesen effizienzsteigernden Maßnahmen gehörten auch eine weitere Verschlankung der Gremien- und Berichtswege, eine Überprüfung des Immobilienportfolios sowie der Beschluss, Zweitbüros für Konzernvorstände aufzulösen.

In einem nächsten Schritt werden dann Handlungsfelder auf Ebene der Geschäftsfelder adressiert und zusätzliche Potenziale für übergreifende Synergien erarbeitet. Diese Maßnahmen würden im zweiten Halbjahr erarbeitet und dem Aufsichtsrat zusammen mit der mittelfristigen Planung bis 2020 in seiner Sitzung am 16. Dezember 2015 vorgestellt.

Bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für das erste Halbjahr 2015 wies Dr. Grube vorsorglich darauf hin, dass der monatelange Streik der GDL und mehrere Unwetter das Ergebnis der Deutschen Bahn im ersten Halbjahr 2015 deutlich negativ beeinflusst hätten. „Die Streiks haben unseren Kunden viel Geduld abverlangt, unseren Mitarbeitern jede Menge Kraft gekostet und dem Unternehmen wichtige Einnahmen. Der wirtschaftliche Schaden in den Jahren 2014 und 2015 beziffert sich auf insgesamt rund 500 Millionen Euro, die uns in unserem Ergebnis fehlen“, betonte Dr. Grube.

Der Umsatz im ersten Halbjahr konnte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,3 Prozent (plus 266 Millionen Euro) auf 20 Milliarden Euro gesteigert werden, war aber auch durch positive Währungskurseffekte beeinflusst. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT bereinigt) ging um 18,2 Prozent (minus 198 Millionen Euro) auf 890 Millionen Euro zurück. Das Ergebnis nach Steuern ging jedoch von 642 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 391 Millionen Euro zurück - und damit um rund 39%. „Ohne die streikbedingten Effekte in Höhe von 252 Millionen Euro wären wir auch beim EBIT leicht oberhalb des Vorjahres gewesen; das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir strukturelle Herausforderungen haben, die wir mit dem jetzt angestoßenen Wandel entschlossen angehen“, fügte Dr. Grube hinzu.

Finanzvorstand Dr. Richard Lutz: „Mit dem Ergebnis des ersten Halbjahrs können wir nicht zufrieden sein. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir mit einem von Streiks unbelasteten zweiten Halbjahr noch ein operatives Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von zwei Milliarden Euro erreichen können. Mit den jetzt eingeleiteten und noch geplanten Maßnahmen wollen wir Spielräume schaffen, um geplante Investitionen, Wachstum und Digitalisierungsoffensiven solide finanzieren zu können.“

Streik und Unwetter sorgten auch dafür, dass der Personenverkehr seine Angebote nicht in der geplanten Form fahren konnte. So ging die Zahl der Reisenden in den Zügen der DB im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent (minus 16 Millionen) auf 985 Millionen zurück. Dabei war der Rückgang im Fernverkehr (minus 1,2 Prozent) geringer als im Nahverkehr (minus 2,8 Prozent).

Erfolgreicher habe sich die Auslandstochter DB Arriva entwickelt. Der Gesamtumsatz erhöhte sich im 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 165 Millionen Euro (plus 7,5 Prozent) auf knapp 2,4 Milliarden Euro. Die Verkehrsleistung erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 4,3 Milliarden Personenkilometer (Pkm). Das bereinigte EBIT ging leicht um 3 Millionen (minus 2,9 Prozent) auf 101 Millionen Euro zurück.

Streik und Unwetter machten auch dem Schienengüterverkehr zu schaffen. So ging die Leistung im ersten Halbjahr um 6 Prozent von 52,0 Milliarden Tonnenkilometer (tkm) auf 48,9 Milliarden tkm zurück. Dr. Alexander Hedderich, Vorstandsvorsitzender der DB Schenker Rail AG, wird sein Mandat zum 31. August 2015 niederlegen und den DB Konzern verlassen.

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