Deutsche Bahn: Vier Vorstände dürfen gehen - Pofalla kommt

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

deutsche bahn 418191 640


Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG hat weitreichenden strukturellen und personellen Veränderungen im Konzern zugestimmt. Das Kontrollgremium gab grünes Licht für ein vom DB-Vorstandsvorsitzenden Dr. Rüdiger Grube vorgelegtes sechs Punkte umfassendes Maßnahmenpaket. Das sieht auch eine Verkleinerung des Vorstandes vor.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Prof. Dr. Dr. Utz-Hellmuth Felcht, erklärte nach einer Sondersitzung des Gremiums am Montag in Berlin: „Mit dieser Neuausrichtung machen wir die Deutsche Bahn zukunftsfest. Mit den Rezepten der Vergangenheit würde dies nicht gelingen.“ Dr. Grube: „Wir handeln, weil ein verschärfter Wettbewerb, zunehmende Regulierung und zu schnell steigende Kosten derartige Veränderungen erfordern.“

Der Aufsichtsrat fasste den Beschluss, den Konzernvorstand zum 1. August 2015 um ein Viertel von derzeit acht auf sechs Mitglieder zu verkleinern. Entsprechend werden Zuständigkeiten neugeordnet. Die wichtigsten Änderungen:

Das Ressort Technik werde aufgeteilt. Ein Teil, die Bereiche Technik, Systemtechnik sowie das Sicherheits- und Qualitätsmanagement, werde der Infrastruktur zugeordnet und stehe unter der Leitung von Dr. Volker Kefer, der auch zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt werde. Die Bereiche Beschaffung und IT (CIO) gingen ins Finanzressort über. Ebenfalls erweitert werde das Ressort Personenverkehr und zwar zum Vorstandsressort „Verkehr und Transport“. Unter Leitung des bisherigen Vorstandsvorsitzenden der DB Fernverkehr AG, Berthold Huber, werde dem bisherigen Ressort die DB Schenker Rail AG mit dem Ziel hinzugefügt, die Eisenbahn in Deutschland zu stärken.

Die Wachstumsplattformen DB Arriva und DB Schenker Logistics würden künftig vom Finanzressort, also zusätzlich von Finanzvorstand Richard Lutz geführt.

Im neu geschaffenen Ressort „Wirtschaft, Recht und Regulierung“ werden die Abteilungen Compliance, Recht und Sicherheit mit den Bereichen „Nationale und internationale Beziehungen“ zusammengelegt. Zuständig dafür sei ab 1. August der neue Vorstand Ronald Pofalla, bisher Generalbevollmächtigter. Dessen Nominierung wurde bereits kritisch diskutiert, wegen seiner Vergangenheit in der Politik.

Ein weiterer zentraler Punkt der Neuausrichtung sei die angestrebte Auflösung der zweistöckigen Holdingstruktur. Der Vorstand werde dem Aufsichtsrat bei der regulären Sitzung des Aufsichtsrates am 16. Dezember dieses Jahres Beschlüsse zur Zustimmung vorlegen, ob dies durch Verschmelzung oder Betriebsübergang der DB ML AG auf die DB AG erfolgen wird. Bis zu diesem Datum werde der Vorstand dem Aufsichtsrat ebenfalls Konzepte unter anderem in Hinblick auf die Zukunft der internen Dienstleistungen sowie auf den Erhalt einer Option zur Beteiligung Dritter für DB Arriva und DB Schenker Logistics vorlegen.

Mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen seien Einsparungen von 100 Millionen Euro in der Konzernzentrale verbunden, so dass zusammen mit bereits beschlossenen Maßnahmen (610 Mio. Euro) bis 2020 über 700 Millionen Euro in der Zentrale eingespart werden sollen. Die Konzernzentrale werde sich zukünftig auf Funktionen mit Richtlinienkompetenz konzentrieren.

Ihr Vorstandsmandat legen zum 31. Juli 2015 Dr. Karl-Friedrich Rausch, Ulrich Homburg, Gerd Becht und Dr. Heike Hanagarth nieder (Reihenfolge nach Dauer der Vorstandszugehörigkeit). Laut Süddeutscher Zeitung zieht Bahnchef Grube damit die Konsequenzen aus den negativen Entwicklungen der letzten Jahre. So hatte die Bahn nicht nur die Konkurrenz durch die Fernbusse unterschätzt, sondern auch den wichtigsten Nahverkehrsauftrag für den Rhein-Ruhr-Express in NRW an die Konkurrenz verloren.

http://www.deutschebahn.com/
Bild: https://pixabay.com/de/deutsche-bahn-logo-schriftzug-db-418191/