Der Terror wirkt: Rückgänge in München

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Mit einem Rückgang von 0,1 Prozent auf 14 Millionen (-25.000 Übernachtungen) konnten die Übernachtungszahlen in München 2016 gerade so auf dem Niveau der Ergebnisse von 2015 gehalten werden.

Nach einem touristisch äußerst erfolgreichen ersten Halbjahr sahen offenbar viele Reisende in Folge der Anschläge von Würzburg und Ansbach und des Münchner Amoklaufs von einem Aufenthalt in München ab. Die Fernmärkte reagierten dabei insgesamt sensibler auf die Sicherheitslage als die europäischen Märkte. Aus der Perspektive der Überseemärkte prägten die Anschläge in Bayern und der Münchner Amoklauf zusammen mit den vorausgegangenen Ereignissen von Paris, Köln, Brüssel und Nizza das Bild von Europa als unsicherem Kontinent, so München Tourismus. Nach den stark rückläufigen Zahlen im Zeitraum zwischen Juli und September setzte ab Oktober und November eine allmähliche Konsolidierung der Tourismuszahlen ein.

Bürgermeister Josef Schmid: „Die weltpolitische Wirklichkeit macht vor unserer Stadt nicht halt. Nachrichten von Anschlägen beeinflussen die Urlaubsentscheidung. Vor diesem Hintergrund bin ich mit dem Ergebnis der Jahresbilanz sehr zufrieden und freue mich, dass vor allem im letzten Quartal zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland nach München gekommen sind.“

In den Monaten Januar bis Dezember 2016 generierten die Gäste aus dem Ausland 47,8 Prozent aller Übernachtungen in München (2015: 49,6 Prozent). Insgesamt wurden 6,7 Millionen Übernachtungen (-4 Prozent) aus dem Ausland registriert  (2015: 7 Millionen).

Inlandsmarkt

Der Inlandsmarkt zeigte sich als wichtigster Stabilisator in schwierigen Zeiten. 2016 betrug die Zahl der Übernachtungen aus Deutschland 7,3 Millionen. Das entspricht 238.800 Übernachtungen mehr als 2015 (+ 3,4 Prozent) und einem Anteil von 52,2 Prozent an der Gesamtzahl der Übernachtungen in München.

Mit 363.000 Übernachtungen (- 2,3 Prozent) und 213.800 Ankünften (-0,5 Prozent) verzeichnete München 2016 wie alle deutschen Städtedestinationen Rückgänge aus Österreich. Die seit Einführung der Grenzkontrollen im Frühjahr 2016 erschwerten Einreisebedingungen mit PKW und Bahn, wie auch die Anschlagserie und der Amoklauf im vergangenen Juli in München, mögen dazu geführt haben, dass die Österreicher Reisen in ihre eigene Hauptstadt Wien den Vorzug gaben. Die Schweiz schloss 2016 mit 434.000 Übernachtungen ( -2,6 Prozent) und 234.000 Ankünften (-1,9 Prozent) ab. Im Gegensatz zum Nachbarland Österreich zeichnet sich seit den Anschlägen im Sommer für die Schweiz noch keine Erholung der Tourismuszahlen ab.

Quellmärkte

Auch eine unsichere Wirtschaftslage und ungünstige Wechselkurse trugen in manchen Quellregionen laut München Tourismus dazu bei, die Reiseentscheidung für München zu vertagen. So sei der starke Rückgang der Übernachtungszahlen aus Großbritannien (504.171, -4,9 Prozent) unter anderem auf die Brexit-Entscheidung zurückzuführen, infolgedessen das Britische Pfund gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren hat. Auf den Kontinent zu reisen wurde damit für Reisende aus Großbritannien unmittelbar teurer. Sie wichen daher vor allem bei Städtereisen auf vergleichbare aber günstigere Reiseziele aus.

Neben der angespannten wirtschaftlichen Situation in Italien sorgten auch Sicherheitsbedenken dafür, dass deutliche Rückgänge bei den Übernachtungen vor allem im Sommer 2016 aus diesem Markt zu verzeichnen seien. Die Übernachtungszahlen gingen von 564.300 Übernachtungen im Jahr 2015 auf nur noch 496.000 Übernachtungen im Jahr 2016 zurück. Dies entspricht einem Rückgang von fast 12 Prozent.

Trotz deutlicher Rückgange um 11,7 Prozent auf 268.200 Übernachtungen behauptet München seine Marktposition in Russland. Ab November zeigte der russische Markt zum ersten Mal seit zwei Jahren Talfahrt wieder eine positive Tendenz. Gäste aus Russland generierten im November eine Steigerung der Übernachtungszahlen von 14 Prozent (26.436) und im Dezember sogar um 16,7 Prozent (31.488). Sollte sich die Lage weiter entspannen, bietet Russland nach wie vor ein hohes Wachstumspotential.

Aus den Arabischen Golfstaaten gab es in allen deutschen Destinationen deutliche Rückgänge. In München betraf das vor allem die Zahl der Übernachtungen. Diese gingen um 13,5 Prozent auf 591.005 Übernachtungen zurück. Bei den Ankünften gab es dagegen nur einen leichten Rückgang von 2,7 Prozent auf insgesamt 200.200 Ankünfte. Die Gäste aus den Arabischen Golfstaaten reagierten irritiert durch die angespannte Sicherheitslage in München während ihrer Hauptreisezeit im Sommer. Sie buchten in der Folge, auch wegen des gefallenen Ölpreises und der daraus resultierenden gesunkenen Kaufkraft, nur kürzere Aufenthalte in der Landeshauptstadt.

Nach einer Steigerung der Übernachtungszahlen aus China im Frühjahr wirkten sich die schlechten Nachrichten aus Europa bis in den Oktober hinein negativ auf Reiseentscheidungen nach München aus. Nachdem sich seit November wieder eine Tendenz zur Erholung des Marktes abzeichnet, konnte über das Jahr dennoch ein Zuwachs von 3,2 Prozent an Übernachtungen für 2016 verzeichnet werden.

Die veränderte Sicherheitslage in Europa führte nur zu einer kurzen Irritation der Märkte in Südostasien, so dass abschließend sogar ein Zuwachs von 10,3 Prozent erreicht wurde.

Der US-Markt reagierte mit empfindlichen Einbrüchen auf die Ereignisse in Europa. Als unmittelbare Folge daraus ergab sich eine Änderung der bevorzugten Reiserouten. Die Kombination der Reiseziele München-Wien-Paris wurde von Reisezielen in Skandinavien abgelöst. Somit sanken sowohl die Übernachtungszahlen (2016: 835.150) als auch die Ankunftszahlen (2016: 378.500) um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine langsame Erholung der Tourismuszahlen aus den USA zeichnet sich gegen Ende des Jahres 2016 ab.

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