23. World Travel Monitor: Europäer sind weiterhin reisefreudig, steuern aber andere Ziele an

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Der ITB World Travel Trends Report prognostiziert steigende Zahlen für europäischen Tourismus - aber auch eine Verschiebung der Ströme. Europäer würden demnach auch 2016 ins Ausland reisen, aber bevorzugten angesichts anhaltender Konflikte und Angriffe weltweit sicherere Destinationen.

Allerdings sei es noch zu früh, um die potentiellen Auswirkungen der aktuellen Flüchtlingskrise auf Auslandsreisen im kommenden Jahr abzuschätzen. Das erklärten internationale Tourismusexperten, die ihre Ergebnisse auf dem 23. World Travel Monitor® Forum am 27. und 28. Oktober 2015 im italienischen Pisa vorstellten.

In diesem Jahr stieg die Zahl der Auslandsreisen von Europäern in den ersten acht Monaten demnach um rund 4,5 Prozent an, wie die vorläufigen Ergebnisse des World Travel Monitor® von IPK International belegen. Das sei erneut ein erfreuliches Wachstum und setze den Anstieg von drei Prozent im Jahr 2014 und ähnliche Wachstumsraten im niedrigen einstelligen Bereich der vergangenen Jahre fort. Insgesamt wuchsen die Auslandsreisen von Europäern von 2009 bis 2014 demnach um 13 Prozent und erreichten im vergangenen Jahr eine Gesamtzahl von 444 Millionen Auslandsreisen.

Dennoch verzeichneten viele Destinationen dieses Jahr eine schwankende Nachfrage. Insbesondere Länder in Südeuropa, Nordafrika und dem Mittleren Osten litten darunter. Dr. Martin Buck, Geschäftsbereichsleiter der Messe Berlin: "Viele Destinationen sahen sich dieses Jahr Problemen gegenübergestellt. Zahlreiche Reisende blieben fern, oftmals in Scharen. Europäische Reisende entscheiden sich immer öfter für sicherere Destinationen und in manchen Fällen bevorzugen sie auch den Urlaub in der Heimat, statt eine Reise ins Ausland anzutreten."

Die Folge sei eine größere Nachfrage nach Destinationen innerhalb Europas. So sei beispielsweise die Zahl der internationalen Ankünfte in Europa von Januar bis August 2015 um fünf Prozent gewachsen. Zum Vergleich: 2014 betrug der Anstieg im gesamten Jahr lediglich 2,4 Prozent. Damit liegt das Wachstum für dieses Jahr über den von der UNWTO prognostizierten drei bis vier Prozent. Rund 85 Prozent der internationalen Reisen von Europäern führen zu Zielen innerhalb Europas, so die aktuellen Zahlen des World Travel Monitor®.

Mit Blick auf das nächste Jahr prognostiziert IPK International einen Anstieg von 2,8 Prozent bei den Auslandsreisen von Europäern. Das Ergebnis basiere auf dem IPK European Travel Confidence Index, der die Reiseabsichten für das nächste Jahr messe. Demzufolge schauen 70 Prozent der Europäer positiv in die Zukunft und wollen 2016 mindestens genauso viel reisen wie im Vorjahr. Der höchste Wert wurde mit einem Plus von jeweils sechs Prozent im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland sowie in Spanien verzeichnet, gefolgt von Polen mit einem Anstieg von vier Prozent und Deutschland mit drei Prozent. Die Zahlen wiesen auf ein gutes Wachstum für diese Quellmärkte im kommenden Jahr hin. Im Gegensatz dazu zeigten sich französische Konsumenten nur leicht optimistisch, während die Reiseabsichten für 2016 in Russland und Italien um jeweils zwei Prozent zurückgegangen seien.

Während des Forums in Pisa diskutierten Tourismusexperten auch, ob sich die aktuellen Ankünfte von Flüchtlingen auf die Reisenachfrage auswirkten und was sie für europäische Destinationen bedeuten würde. "Die Flüchtlingskrise hat bisher das Reiseverhalten nicht beeinflusst, sodass wir momentan noch abwarten müssen", sagte Rolf Freitag, Präsident IPK International. Trotzdem könnte ein Beispiel als Warnung für die Reiseindustrie gelten: "Münchens weltbekanntes Oktoberfest verzeichnete dieses Jahr 400.000 weniger Besucher, die Tourismuseinnahmen gingen um rund 60 Millionen Euro zurück, da die Veranstaltung mit dem Höhepunkt der Flüchtlingsankünfte in der Stadt einherging", erklärte er. Nach Aussage der Münchner Stadtverwaltung sank die Zahl der Besucher von 6,3 Millionen 2014 auf 5,9 Millionen dieses Jahr.

Anfang Dezember sollen weitere Ergebnisse von IPK International, die Einschätzungen von 50 Tourismusexperten aus mehr als 20 Ländern sowie die Kerndaten des World Travel Monitor® im ITB World Travel Trends Report veröffentlicht werden.

www.itb-kongress.de 
www.messe-berlin.de 

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