ÖHV-Destinationsstudie 2015: Kluft zwischen Stadt und Land wird größer

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Die Städte führen das Ranking an. Wien, Innsbruck und seine Feriendörfer, Stadt Salzburg, Linz und Saalfelden-Leogang sind die Sieger der diesjährigen ÖHV-Destinationsstudie 2015.

"Die 16. ÖHV-Destinationsstudie ist der neuste Gradmesser in puncto Destinations-Performance und setzt neue Standards im Destinationsmanagement", freut sich Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Das Analysemodell wurde demnach auf neue Beine gestellt, mit besseren Aussagen. Das Ergebnis sei ein österreichweiter Benchmark mit aktuellsten Daten.

Städte punkten

Mit Wien, Innsbruck und seinen Feriendörfern, Salzburg Stadt und Linz führten vier Städtedestinationen das Ranking an - ein klares Zeichen für die Attraktivität der urbanen Destinationen und den immer stärker werdenden Trend zu Städtereisen. Beste nicht-städtische Destination sei Saalfelden-Leogang auf dem fünften Rang. Die Top 5 punkteten mit hohen Nächtigungsvolumina, hoher Auslastung und internationalem Gästemix.

Neue Methodik: mehr Kriterien, aktuelle Werte

"Das Analysemodell wurde gemeinsam mit Vertretern von Landestourismusorganisationen und Destinationsmanagern erarbeitet", erklärt Mag. Klaus Grabler, Geschäftsführer von MANOVA. "Das Benchmarking-Tool wird allen Ansprüchen gerecht und ermöglicht eine einheitliche Performance-Beurteilung aller Destinationen in Österreich", unterstreicht Grabler. Bewertungsgrundlage bilde die Beherbergungsstatistik der Statistik Austria. Beurteilt würden Nächtigungen, Auslastung, Marktanteil, Internationalität und Saisonalität
und deren Veränderung zum Vorjahr. "Neu ist auch, dass wir den Analysezeitraum erweitert haben. Die neue Destinationsstudie deckt die Tourismusjahre 2011/12 bis 2013/2014 ab", ergänzt Gratzer. Ungewöhnliche Ausreißer wie einmalige Events oder ähnliches fielen damit nicht so stark ins Gewicht und verzerrten das Ranking nicht. Erstmals werde die offizielle österreichische Destinationsgliederung abgebildet. Lokale Zusammenschlüsse, Markenverbände oder Marketingkooperationen fänden keine Beachtung.

Top: Wellness und Kulinarik, Flop: Seen und Kultur

Eine neue Segmentierung nach Destinationstypen anhand der Topographie (z.B. Berg, See, Stadt) und dem Angebot (z.B. Sport, Wellness, Kulinarik) erlaube eine Gegenüberstellung mit der direkten Konkurrenz mit einem vergleichbaren Angebot. Die neue Destinationsstudie offenbare auch, wie unterschiedlich sich die einzelnen Angebotstypen in den vergangenen Jahren entwickelt hätten: "Neben den Städten performen vor allem Wellness- und Kulinarik-Destinationen überdurchschnittlich. Dagegen scheint es, als ob Seen und Berge etwas aus der Mode gekommen wären", erklärt Grabler:

  • Wellness- und Kulinarikdestinationen entwickelten sich vor allem im Tourismusjahr 2013/14 überdurchschnittlich gut. Sie punkteten vor allem mit steigenden Nächtigungen und Auslastungsraten.
  • Eine solide Performance lieferten auch Bergdestinationen mit einem ausgeprägten Sportangebot durch hohe Auslastung und gute Internationalisierung.
  • Österreichs "Natur und Genuss" Regionen könnten auf eine stabile Entwicklung zurückblicken. Getragen werde diese verstärkt durch die gehobene Hotellerie und saisonunabhängige Angebote.
  • Destinationen mit der Ausrichtung "Sport und Nachhaltigkeit" und "Sport und Kultur" performten eher verhalten. Die Gründe dafür: Rückläufige Nächtigungen und Auslastung im Winter wie auch der langfristige Trend zu kürzeren Aufenthaltsdauern.
  • Schwierig gestaltete sich das abgelaufene Tourismusjahr auch für kleinere städtische Destinationen, die mit Kultur punkten wollten. Einzige Ausnahme: Top-Hotellerie und Ferienwohnungen konnten Nächtigungsgewinne erzielen.
  • Für die österreichischen Seen- und Bergregionen kam es zu schmerzhaften Einschnitten: Nächtigungsrückgänge im Sommer und Winter sowie verkürzte Reisedauer machten den dortigen Regionen zu schaffen.

Appell an Politik

"Das Ranking spiegelt nicht nur die aktuellen Trends wider, sondern legt auch den Finger in alte Wunden, die zu lange vernachlässigt wurden", verweist Gratzer auf den Aufholbedarf der Seen und Bergdestinationen sowie der kleineren städtischen Kulturregionen. "Destinationsmanager und Hoteliers stoßen hier irgendwann an ihre Grenzen. Da ist die Politik gefragt, um die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen - Infrastruktur, Anreisemöglichkeiten, Bewerbung und ähnliches", fordert der Interessenvertreter: "Davon profitieren im Endeffekt alle!" Um die nachhaltige Entwicklung des Tourismus gewährleisten zu können, wären mehr Daten auf Gemeindeebene notwendig: "Wir brauchen Daten zur Wertschöpfung auf regionaler Ebene. Das sollte ein integraler Bestandteil einer zukunftsgerichteten Tourismusstrategie sein", erklärt Gratzer.

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