OSV Tourismusbarometer: MV in der Reifephase

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In Pasewalk wurde in der vergangenen Woche das Sparkassen-Tourismusbarometer 2015 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) vorgestellt. 2015 hat gut begonnen. Klar ist dennoch: Mecklenburg-Vorpommern braucht weitere Impulse, um die Reifephase zu überwinden.

Im Zeitraum Januar bis Juli 2015 wuchs die Zahl der Übernachtungen in Mecklenburg-Vorpommern um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2014 lag der Wert bei 2 Prozent. Besonders gefragt sei in diesem Jahr die Küste.

Das Tourismusbarometer sieht den ostdeutschen Tourismus in der „Reifephase“ angelangt. Wolle er dauerhaft bundesweit und international wettbewerbsfähig sein, benötige er neue Wachstumsimpulse. Beispielhaft nennt das Barometer die Saisonverlängerung und Investitionen in den Service.

„Die Unternehmen müssen sich weiter anstrengen, wollen sie erfolgreich bleiben. Der wetterbedingte Aufschwung des Jahres darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Erfolg und zufriedene Gäste kein Geschenk sind, sondern das Produkt harter und kreativer Arbeit“, so der Präsident des OSV, Dr. Michael Ermrich.

Zwischen 1993 und 2014 entfielen rund 40 Prozent des bundesweiten Übernachtungszuwachses auf die fünf ostdeutschen Bundesländer. Zudem stiegen die Übernachtungszahlen bis 2003 in Ostdeutschland stärker an als in Deutschland insgesamt. Der Marktanteil der neuen Länder am Deutschland-Tourismus kletterte von 10,4 Prozent (1993) auf stolze 19,0 Prozent im Jahr 2003. Seit 2004 entwickelte sich die touristische Nachfrage jedoch in fünf von elf Jahren schlechter als im Bundesdurchschnitt. Zunächst stabilisierte sich der Marktanteil, dann ging er leicht zurück bis 2014 auf 18,1 Prozent. 2014 wurden in den Flutgebieten die hochwasserbedingten Rückgänge wieder zu weiten Teilen aufgefangen.

Jüngster Aufwärtstrend setzt sich fort

Die Betriebe zählten 2014 insgesamt 7,25 Mio. Gästeankünfte, 2,4 Prozent mehr als 2013. Bundesweit lag der Wert 2014 bei 3,6 Prozent. Im Zeitraum Januar bis Juli 2015 kamen 4,15 Mio. Gäste nach Mecklenburg-Vorpommern, 2,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.    

Nach einem zufriedenstellenden Jahr 2014 mit 28,7 Mio. (+2 Prozent) Übernachtungen stieg in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und auf Campingplätzen von Januar bis Juli 2015 um 3,7 Prozent auf 16,2 Mio. Übernachtungen. Damit übertreffen die landesweiten Zuwächse den Wert für Ostdeutschland (+2,9 Prozent) und liegen etwa gleichauf mit dem deutschlandweiten Zuwachs (+3,9 Prozent).  

Incoming erstmals mit mehr als 1 Millionen Übernachtungen

Nach wie vor werde jedoch das Marktsegment „Ausländische Gäste“ vernachlässigt. 94 Prozent aller ostdeutschen Übernachtungen wurden 2014 von Gästen aus Deutschland getätigt. Deutschlandweit ist der Anteil von Übernachtungen der Auslandsgäste mit 17,8 Prozent fast dreimal so hoch.

Auch das Nachfragevolumen der internationalen Gäste in Mecklenburg-Vorpommern lag mit 0,37 Mio. Ankünften (+8,7 Prozent gegenüber 2013) und erstmals mehr als 1 Mio. Übernachtungen (+5,8 Prozent gegenüber 2013) in 2014 auf einem für Ostdeutschland typisch niedrigem Niveau. Im Zeitraum Januar bis Juli 2015 verzeichnete das Land Zuwächse von 1,5 Prozent bei den Ankünften und ein Plus von 1,3 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Im Zeitraum 2004 bis 2014 stieg die Zahl der Übernachtungen von Auslandsgästen in Deutschland um 67 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 60 Prozent und ostdeutschlandweit nur um 55 Prozent.

Die Reisegebiete an der Küste „Rügen/Hiddensee“ (+72 Prozent), „Vorpommern“ (+62 Prozent) und „Mecklenburgische Ostseeküste“ (+61 Prozent) haben sich deutlich besser entwickelt als die Reisegebiete im Binnenland „Westmecklenburg“ (+13 Prozent) und „Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte“ (+11 Prozent).

Bettenauslastung stagniert

Das Auslastungsniveau in den neuen Bundesländern ist seit 2009 fast durchgängig gestiegen. Auch die leicht rückläufige Entwicklung im Flutjahr 2013 machten die ostdeutschen Länder inzwischen wett, 2014 stieg die Auslastungsquote erstmals stärker als in Westdeutschland. Die Auslastungsquote in Mecklenburg-Vorpommern lag mit 32,9 Prozent leicht unter dem ostdeutschen Schnitt von 33,8 Prozent und unter dem deutschlandweiten Wert von 36,1 Prozent.

Im Juli 2015 lag die Auslastung in Mecklenburg-Vorpommern bei 32,4 Prozent, deutschlandweit bei 35,8 Prozent.

Erfreuliche Zwischenbilanz der Küstenregionen

Städte, Küsten und Seenregionen waren 2014 „in“ unter deutschen Reisezielen. Davon profitierten die Küste in Mecklenburg-Vorpommern wie auch die Seenregionen. Im Jahr 2014 verzeichneten fast alle Reisegebiete in Mecklenburg-Vorpommern Übernachtungszuwächse. Die Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte verzeichnete 2014 gegenüber 2013 ein Plus von 3,7 Prozent, die Mecklenburgische Ostseeküste von 3,3 Prozent, Rügen/Hiddensee von 3 Prozent und Westmecklenburg von 2,9 Prozent. Entgegen dem landesweiten Trend verzeichnete Vorpommern ein Minus von 0,7 Prozent bei den Übernachtungen.  

Die Zwischenbilanz 2015 ist uneinheitlich. Während die küstennahen Reisegebiete Rügen/Hiddensee (+5,9 Prozent), Vorpommern (+5,8 Prozent) und Mecklenburgische Ostseeküste (+3,2 Prozent) im Zeitraum Januar bis Juli 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum Übernachtungszuwächse meldeten, verzeichneten Westmecklenburg (-0,4 Prozent) und Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte (-1 Prozent) weniger Übernachtungsrückgänge.

Freizeitwirtschaft mit Entwicklungspotenzial in 2015

Im Jahr 2014 kamen 7,8 Mio. Besucher in die 46 Kultur- und Freizeiteinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns, die als touristische Wetterstationen des Tourismusbarometers die Entwicklungen der Freizeitwirtschaft messen. Das seien 1,6 Prozent mehr als im Jahr 2013. Seit 2009 hätten die Einrichtungen 15,2 Prozent Besucher verloren.

Im ersten Halbjahr 2015 erreicht die Freizeitwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern das Vorjahresniveau. Überdurchschnittlich gefragt waren Burgen und Schlösser (+5,8 Prozent), Stadtführungen (+3,3 Prozent) und Museen und Ausstellungen (+1,3 Prozent).

Das Tourismusbarometer rät, weiterhin zu investieren und die Besucher mit Sondereffekten und Alleinstellungsmerkmalen zu begeistern.

Hohe Gästezufriedenheit

Bei der Gästezufriedenheit belege Mecklenburg-Vorpommern unter den Bundesländern bundesweit den dritten Platz und ostdeutschlandweit den zweiten Platz. Mecklenburg-Vorpommern verlor somit seinen zweiten Platz an Sachsen. Bayern liege unangefochten auf Platz 1. Der Trust-Score von TrustYou, der die Kundenbewertungen von 30 Hotelbewertungsportalen zu einem Index verdichte, weise in einer exklusiven Auswertung aus dem Jahr 2015 für das Tourismusbarometer Mecklenburg-Vorpommern mit einem Wert von 81,6 Punkten (von 100 möglichen Punkten) aus.

Der bundesweite Durchschnittswert liege aktuell bei 80,3 Punkten, in Ostdeutschland bei 80,8 Punkten. Die zufriedensten Gäste in Mecklenburg-Vorpommern hätten die Betriebe auf Rügen/Hiddensee (82,8 Punkte) und in Vorpommern (82,6 Punkte). Es folgten die Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte (81,1 Punkte) und die Mecklenburgische Ostseeküste (80,3 Punkte). Schlusslicht bilde Westmecklenburg (79,3 Punkte). Im Jahr 2014 waren 80 Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Gütesiegel „ServiceQualität Deutschland“ zertifiziert. Bundesweit gab es 4.066 zertifizierte Betriebe (Stand: Februar 2014). Aufgrund einer Umstellung auf Online-Verfahren lägen keine vergleichbaren Zahlen für 2015 vor. Die Qualitätsarbeit müsse in Mecklenburg-Vorpommern künftig weiter vorangetrieben werden.

Bei der DEHOGA-Hotelklassifizierung (Hotel-Sterne) betrage der aktuelle Anteil klassifizierter Hotels/Hotels garni in Mecklenburg-Vorpommern 37 Prozent. Der Anteil entspreche 328 Betrieben. Ostdeutschlandweit seien es 44 Prozent und deutschlandweit 43 Prozent. Bundesweit seien 8.907 Betriebe klassifiziert (Stand: Februar 2015). Unter den ostdeutschen Ländern ist Mecklenburg-Vorpommern hier das Schlusslicht.
 
Bei vielen Klassifizierungen und Labels nehme der Marktanteil Ostdeutschlands seit 2011 kontinuierlich zu. Den Top-Wert erreichen die fünf Bundesländer beim Themenlabel Bett+Bike mit knapp 22 Prozent. Ausbaufähig sei dagegen weiterhin die Marktabdeckung bei der DEHOGA-Hotelklassifizierung. Dennoch werde das Preis-Leistungs-Verhältnis in den ostdeutschen Städten nach einer Analyse von hotel.de bereits heute als sehr gut bewertet. Die Stadt Rostock belege bei diesem bundesweiten Vergleich von 75 Städten den 12. Platz. Die Städte punkteten mit günstigen Preisen, gutem Service und freundlichem Personal.

Die Klassifizierung und Zertifizierung der Betriebe seien deutliche Qualitätssignale an die Gäste. Darüber hinaus seien sie die Grundlage für die Online-Reputation, wie sie im Trust-Score zum Ausdruck komme. Für die Betriebe werde es zunehmend wichtiger, die Rückmeldungen der Gäste ernst zu nehmen und den Dialog mit den Gästen zu suchen.

Mecklenburg-Vorpommern bemühe sich nachweislich um Qualität. Die Betriebe sollten jetzt nicht nachlassen, sondern sich vermehrt an Klassifizierungen beteiligen, um dem Gast entsprechende Qualitätssignale zu senden.

https://www.osv-online.de 
Bild: https://pixabay.com/de/schwerin-schweriner-schloss-schloss-813117/

Tags: Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Destinationen: Ostsee, Rügen, Usedom
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