Sachsen schwächelt: Auslandsgäste auf dem Rückzug, Dresden schrumpft

am . Veröffentlicht in Statistik & Benchmarks

dresden 806325 640


Ein Plus von jeweils 0,7 Prozent kann Sachsen sowohl bei den Gästeankünften als auch bei den Übernachtungen im ersten Halbjahr 2015 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum vermelden. Das sind zwar erneut Zuwächse, doch die liegen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, der bei den Übernachtungen ein Plus von 3% verzeichnete. Ein Blick ins Detail zeigt: Die Lokomotive Dresden läuft nicht rund.

Die Landes-Statistik weist für Januar bis Juni 2015 insgesamt 3.357.002 Gästeankünfte und 8.540.099 Übernachtungen in Beherbergungseinrichtungen mit mehr als zehn Betten aus.

„Zum einen muss man das Ergebnis auch vor dem Hintergrund der guten Vorjahreszahlen betrachten. Und zum anderen hat Sachsen über die letzten fünf Jahre betrachtet ein Gästeplus von 18 Prozent und eine Zunahme der Übernachtungen um 16 Prozent erreicht. Da ist es normal, dass sich die Zahlen auch einmal auf hohem Niveau konsolidieren“, kommentierte TMGS-Geschäftsführer Hans-Jürgen Goller die Zahlen gegenüber der Presse. Allerdings konnten andere Destinationen auch auf hohem Niveau deutlich zulegen, etwa der Schwarzwald.

Bezogen auf Gästeankünfte verzeichnet Sachsen aus dem Inland ein Plus von 0,6 Prozent und aus dem Ausland von 1,0 Prozent. Bei den Übernachtungen aus dem deutschen Markt ist mit plus 0,8 Prozent ebenfalls ein Zuwachs zu verzeichnen. Bei den Übernachtungen aus dem Ausland, in anderen Destinationen meist der Treiber des Wachstums, gibt es gar ein leichtes Minus von 0,3 Prozent. Die Ursachen zeigen sich bei einem Blick in die Teildestinationen und Städte.

Zu dem Gesamtergebnis tragen die sechs sächsischen Ferienregionen und die drei Großstädte unterschiedlich bei. Bis auf das Vogtland weisen sämtliche Regionen 2015 gegenüber dem Halbjahr 2014 einen Zuwachs bei den Gästeankünften zwischen 0,7 und 5,9 Prozent aus. Bei den Übernachtungen müssen das Sächsische Elbland und das Vogtland geringe Verluste hinnehmen. Am stärksten gewonnen hat bei den Ferienregionen mit 5,1 Prozent mehr Gästen und 6,4 Prozent mehr Übernachtungen die Region Leipzig mit dem Sächsischen Burgenland, dem Sächsischen Heideland und dem Leipziger Neuseenland, gefolgt von der Sächsischen Schweiz mit 2,9 Prozent mehr Gästen und einem Prozent mehr Übernachtungen sowie dem Erzgebirge mit 2,0 Prozent mehr Gästen und plus 2,8 Prozent Übernachtungen. Das Sächsische Elbland registrierte mit plus 0,7 Prozent zwar mehr ankommende Gäste, jedoch mit minus 1,9 Prozent weniger Übernachtungen als im Vergleichszeitraum 2014.

Bei den Städten ist Leipzig mit 0,8 Prozent mehr Gästen und 2,2 Prozent mehr Übernachtungen gegenüber Januar bis Juni 2015 der Gewinner im ersten Halbjahr 2015. Im Vergleich mit anderen Städten eine geradezu dramatischen Einbruch verzeichnet Dresden:  1,7 Prozent weniger Gästeankünfte und 3,2 Prozent weniger Übernachtungen in dieser Zeit sprechen eine deutlich negative Sprache. Auch Chemnitz verzeichnet bei den Gästeankünften minus 2,3 Prozent und bei den Übernachtungen minus 0,4 Prozent.

Im Hinblick auf die ausländischen Gäste ist das Bild sehr uneinheitlich. Zuwächse sowohl bei den Gästeankünften, als auch bei den Übernachtungen gab es aus der Schweiz, Großbritannien, Polen, Tschechien, Spanien und China. Vor allem Spanien legte mit einem Gästeplus von 53,2 Prozent und 42,7 Prozent mehr Übernachtungen gewaltig zu und ist bei den Übernachtungen erstmals unter den Top 10 Quellmärkten, noch vor Japan und China. Aus dem wichtigsten Auslandsmarkt Niederlande verzeichnet Sachsen zwar ein Minus von 1,9 Prozent bei den Ankünften, aber ein mit 6,8 Prozent starkes Plus an Übernachtungen.

Rückgänge bei Gäste- und Übernachtungszahlen verzeichnete Sachsen im ersten Halbjahr aus Österreich, den USA, Italien, Frankreich und Russland. Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen und des schwachen Rubels sind die Verluste aus dem für Sachsen wichtigen russischen Markt mit einem Rückgang der Gästeankünfte um 33,4 Prozent und der Übernachtungen um 18,8 Prozent am höchsten.

„Wir glauben weiterhin fest an den russischen Markt und haben unsere Marketingaktivitäten dort in den letzten eineinhalb Jahren sogar noch ausgeweitet“, so Hans-Jürgen Goller. „Die direkte Aeroflot-Flugverbindung von Moskau nach Dresden ist für Sachsen sehr wichtig und läuft nach unseren Informationen stabil. Wir konzentrieren uns in Russland vor allem auf die drei Bereiche Medizintourismus, MICE (Meetings Incentives Conventions Events) und junge Reisende. Das Interesse der Reisebranche an Sachsen ist sehr groß, auch wenn sich das im Moment aufgrund der Rahmenbedingungen nicht in den Zahlen widerspiegelt. Aber man honoriert dort unser fortgesetztes Engagement in schwierigen Zeiten und ich bin sicher, dass wir unsere Position gegenüber anderen Reisezielen strategisch verbessert haben werden, wenn der russische Markt wieder anspringt.“

Insgesamt betrachtet sei der Tourismus in Sachsen aus Sicht der TMGS im Sommer 2015 gut aufgestellt. Gemeinsam mit den Städten und Regionen habe man in den Segmenten Aktiv- und Vitalurlaub, Städte- und Kulturreisen sowie Familienurlaub attraktive Angebote im Markt. Auch die Qualität stimme. Laut den im Mai veröffentlichten Ergebnissen der durch die Befragung in 20000 deutschen Haushalten repräsentativ erhobenen Studie „DestinationMonitor“ der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg lag Sachsen bei der Zufriedenheit der Gäste an erster Stelle unter den sechzehn Bundesländern. Demnach bewerteten 72 Prozent der Reisenden ihren Aufenthalt in Sachsen mit „sehr gut“. Mit diesem Wert liege Sachen sieben Prozent über dem Bundesdurchschnitt (65 Prozent).

Die TMGS rechnet für das Jahr 2015 insgesamt mit einem leichten Zuwachs von ein bis zwei Prozent sowohl bei den Gästeankünften als auch bei den Übernachtungen gegenüber 2014. Falls es so kommen sollte, wäre das laufende Jahr zwar ein erneutes Rekordjahr für den Tourismus in Sachsen und es würde bei den Übernachtungen auch erstmals die Grenze von 19 Millionen durchbrochen, aber verglichen mit dem Gesamtmarkt könnte doch ein blaues Auge zurückbleiben.
 
www.sachsen-tourismus.de
www.facebook.com/SachsenTourismus

Bild: https://pixabay.com/de/dresden-stadt-deutschland-806325/

Tags: Bundesland: Sachsen
Städte: Dresden