Gästebefragung Mecklenburg-Vorpommern: Gästezufriedenheit weiterhin hoch, aber es gibt Schwachstellen

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Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern präsentiert eine aktuelle Gästebefragung mit umfangreichen Beschreibungen des Gastes von heute; die letzte ihrer Art liegt bereits sieben Jahre zurück. Demnach ist erfreulicherweise die Gästezufriedenheit weiterhin hoch und Gäste empfehlen das Urlaubsland gern weiter. Gleichwohl gibt es im Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern auch einige Baustellen, die von Gästen erkannt wurden.

Dazu zählen unter anderem Belastungserscheinungen durch den Tourismus, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die unzureichende Infrastruktur für das Laden von E-Autos oder die flächendeckende Internetverfügbarkeit. Dazu Tobias Woitendorf, Tourismusbeaufragter des Landes und Geschäftsführer des Landestourismusverbandes: „Die Ergebnisse der mit mehr als 7.100 Teilnehmenden größten Gästebefragung des Landes sind für uns vor allem mit Blick auf das strategische und effiziente Marketing von zentraler Bedeutung.“ Im Folgenden die Kernergebnisse der von Benchmark Services durchgeführten Befragung, die vom 1. Juli 2022 bis zum 30. Juni 2023 größtenteils über Online-Fragebögen, ein kleiner Teil der Gäste nahm schriftlich teil, erfolgte und Übernachtungsgäste ab 15 Jahren, die 2022/2023 einen privat motivierten touristischen Aufenthalt in Mecklenburg-Vorpommern verbracht haben, ins Visier nahm:

Der typische Urlauber kommt aus Sachsen und ist 55 Jahre alt

MV-Urlauber bleiben im Schnitt 9,5 Nächte im Land. An der Spitze der Herkunftsbundesländer gab es kaum Veränderungen beziehungsweise nur kleinere Verschiebungen. So kommen die meisten Gäste aus Sachsen (13,4 Prozent), Nordrhein-Westfalen (13,2 Prozent), Niedersachen (10 Prozent), Berlin (9,4 Prozent) und Brandenburg (7,9 Prozent). Einen Wechsel gab es hier nur an der Spitze; sprich die sächsischen Gäste haben sich im Vergleich zu 2015/2016 vor die aus Nordrhein-Westfalen gesetzt.

Mehr als jeder zweite Gast kommt aus den ostdeutschen Bundesländern (51 Prozent) inklusive Berlin. Damit bleibt Mecklenburg-Vorpommern ein gesamtdeutsches Reiseziel, dennoch ist der Anteil der Gäste aus den östlichen Bundesländern verhältnismäßig hoch. An die deutsche Nordseeküste reisen beispielsweise nur 2,8 Prozent der Gäste aus den östlichen Bundesländern (siehe Benchmark VGM SEE). Im Durchschnitt sind MV-Gäste knapp 55 Jahre alt und im Vergleich zur letzten Befragung um zwei, im Vergleich zur vorletzten Befragung (2009/2010) um knapp sieben Jahre gealtert.

Gesamtzufriedenheit der Gäste ist hoch

Die Gästezufriedenheit ist mit 1,59 (Skala von 1 = „sehr zufrieden“ bis 6 = „sehr unzufrieden“) weiterhin sehr hoch. Mehr noch: Im Vergleich zur letzten Befragung (Note: 1,78) sind die Gäste noch zufriedener geworden.

Die Wiederbesuchswahrscheinlichkeit ist erfreulich hoch: Laut Befragung wollen rund 84 Prozent den Nordosten in den kommenden drei Jahren wieder besuchen. Dabei sagten die meisten Gäste auf Fischland-Darß-Zingst (88 Prozent), dass sie die Halbinsel sehr sicher beziehungsweise sicher wieder besuchen wollen. Die Wiederbesuchsabsicht ist bei Gästen in Mecklenburg-Schwerin mit rund 77 Prozent am geringsten ausgeprägt. In diesem Zusammenhang nachvollziehbar lesen sich die Zahlen zur Weiterempfehlungsabsicht, die mit landesweit mit 1,35 (Skala von 1 = „ganz sicher“ bis 6 = „sicher nicht“) ebenfalls hoch ist (vgl.: 2015/2016: 1,61). Anders gesagt: Rund 92 Prozent der Gäste würden Mecklenburg-Vorpommern als Reiseziel weiterempfehlen. Dabei ist die Weiterempfehlungsabsicht bei Gästen in der Mecklenburgischen Seenplatte mit überdurchschnittlichen rund 94 Prozent am stärksten ausgeprägt.

Hoher Stammgästeanteil

Mit rund 73 Prozent ist der Stammgästeanteil, sprich Gäste, die häufig oder sehr regelmäßig in Mecklenburg-Vorpommern Urlaub machen, hoch. Dieser ist im Vergleich zur letzten Befragung gestiegen (2015/2016: 42 Prozent Stammgäste, die jährlich oder mehrfach jährlich nach MV reisen) und liegt beispielsweise deutlich über dem Stammgästeanteil an der deutschen Nordseeküste (rund 59 Prozent). Wohingegen der Erstbesucheranteil auf Landesebene seit 2015/2016 von zehn Prozent auf 5,6 Prozent gesunken ist und sich damit wieder auf dem Niveau von 2009/2010 bewegt. Schaut man auf die Regionen, ist festzustellen: Den höchsten Anteil an Erstbesuchern haben die Mecklenburgische Seenplatte (22 Prozent) und Mecklenburg-Schwerin (20 Prozent). Den niedrigsten Anteil an Erstbesuchern hat die Insel Usedom mit knapp 9 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern bei Paaren beliebt

Bei der Frage „Mit wem wird gereist?“ wir deutlich: Die meisten Befragten (rund 55 Prozent) reisen mit dem Partner beziehungsweise mit der Partnerin an. Die zweitgrößte Gästegruppe machen mit rund einem Viertel Familien mit Kindern aus. Darauf folgen Familienangehörige und Freunde (8,1 Prozent) sowie Alleinreisende (7,5 Prozent). Der Rest verteilt sich auf Gäste, die organisiert reisen und sonstige.

Bei der Frage „Warum haben Sie sich für einen Aufenthalt in Mecklenburg-Vorpommern entschieden?“, sagten knapp drei Viertel der Gäste (73,6 Prozent), dass sie wegen der Natur und der Landschaft angereist sind. Es folgten die Motive beziehungsweise Beweggründe „Ruhe und Erholungswert“ (63,7 Prozent) sowie „Strand und Bademöglichkeiten“ (54,6 Prozent). Die Top 5 der Gründe für einen Urlaub zwischen Ostseeküste und Seenplatte komplettieren „Atmosphäre und Flair“ (41,1 Prozent) sowie „Klima“ (34,2 Prozent). Das Radwanderangebot gaben 32,7 Prozent, das Wanderangebot 17,1 Prozent der Befragten aus ausschlaggebend an.

Mehr als die Hälfte der Gäste übernachtet im Ferienhaus oder in der Ferienwohnung

Die am häufigsten genutzten Unterkünfte sind das Ferienhaus/die Ferienwohnung (51,8 Prozent), das Hotel und Hotel garni (22,5 Prozent), das eigene Ferienhaus/die eigene Ferienwohnung (4,7 Prozent), der Campingplatz (8,9 Prozent) und Übernachtungsmöglichkeiten bei Verwandten/Bekannten (2,8 Prozent).

Spazieren gehen ist beliebteste Freizeitaktivität

Mit knapp 92 Prozent (2009/2010: 93 Prozent) war Spazierengehen die meistgenannte Freizeitaktivität der Gäste vor Ort, gefolgt von „regionaltypische Speisen oder Getränke genießen“ (78,3 Prozent, 2009/2010: 83 Prozent) und „Naturattraktionen besuchen“ (68,4 Prozent, 2009/2010: 81 Prozent). Des Weiteren standen „Baden und Schwimmen“ (63,1 Prozent) sowie die „Besichtigung von kulturellen Sehenswürdigkeiten“ 61,9 Prozent) hoch im Kurs (Mehrfachnennungen waren möglich). An der oben genannten Top 3 hat sich im Vergleich zur vorletzten Befragung im Ranking nichts, bei der Anzahl der Nennung nur teilweise etwas geändert. Das Wandern wurde mit 52,1 Prozent (2009/2010: 46 Prozent) und das Radfahren mit 49,9 Prozent (2009/2010: 44 Prozent) deutlich häufiger genannt.

Ausgabeverhalten: Unterkunft macht Hauptteil der Reisekosten aus

Im Durchschnitt geben Gäste 114,18 EUR pro Tag und Person aus. Damit sind die Tagesausgaben im Vergleich zur letzten Befragung (70,92 EUR) stark gestiegen (nominal: +61 Prozent, real: +29 Prozent). Am meisten geben die Gäste auf der Insel Usedom aus (125,42 EUR); am wenigsten an der Mecklenburgischen Ostseeküste (108,31 EUR) und auf Fischland-Darß-Zingst (108,56 EUR) aus. Dabei wird im Durchschnitt jeweils der Großteil (59,69 EUR) des Reisebudgets auf die Unterkunft, 21,94 EUR auf die Verpflegung im Gastgewerbe, 9,67 EUR für den Einkauf von Lebensmitteln und 9,84 EUR für den Kauf von sonstigen Waren verwendet. 5,97 EUR entfallen auf Freizeitaktivitäten, 3,54 EUR auf den lokalen Transport und 3,53 EUR auf Sonstiges.

Wichtigkeit und Zufriedenheit von ausgewählten Angebotsfaktoren

Die Top 5 dessen, was Gästen am wichtigsten im Urlaub ist, sind: die Unterkunft (88,8 Prozent), Strand und Bademöglichkeiten (62,3 Prozent) sowie die Gastronomie (57,7 Prozent), das Preis-Leistungs-Verhältnis (46,8 Prozent) und die Gastfreundschaft (45,7 Prozent). Dabei zeigt die Analyse der Daten auch, dass Gäste mit dem, was ihnen wichtig ist, auch zufrieden sind (Skala von 1 = „sehr zufrieden“ bis 6 = „sehr unzufrieden“): Unterkunft (1,62), Strand und Bademöglichkeiten (1,49), Gastronomie (2,12), Gastfreundschaft (1,75).

Lediglich das Preis-Leistungs-Verhältnis (2,46) sowie die Internetverfügbarkeit, die im Ranking der Wichtigkeit von Angebotsfaktoren mit 39,7 Prozent immerhin Platz sechs einnimmt (2,59), lassen Wünsche offen. Auch das Schlechtwetterangebot ist rund jedem siebenten Gast wichtig (14,9 Prozent), es erhält in der Zufriedenheitsbewertung allerdings die Note 2,81. Ebenfalls eher unzufrieden sind Gäste mit der Mobilität vor Ort (2,54) und der Nachhaltigkeit des Tourismusangebotes (2,46), wobei diese Aspekte bezogen auf die Wichtigkeit nicht unter den Top 10 rangieren.

Anreise und Mobilität vor Ort

Das Auto (Verbrenner) bleibt nach wie vor Mittel der Wahl für die Anreise ins Flächenland Mecklenburg-Vorpommern: 78,3 Prozent der Befragten nutzen dies. Der Wert ist im Vergleich zur letzten Umfrage (72,5) noch gestiegen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Bahn (11,1 Prozent) und das Elektroauto/Hybrid (5,1 Prozent).

Ein neues Kriterium, das abgefragt wurde, ist die Mobilität vor Ort. Demnach bewegen sich 91 Prozent zu Fuß vorwärts; 63 Prozent nehmen das Auto oder E-Auto. Fast die Hälfte (48 Prozent) nutzen das Rad und das E-Bike. Rund ein Drittel (34 Prozent) nutzt den ÖPNV; 1,3 Prozent nutzen E-Mobile wie den Elektroroller.

Stichwort Nachhaltigkeit und Kritikpunkte

Bei der Frage „Welche der Merkmale eines nachhaltigen Tourismus sind Ihnen wichtig?“, nannten rund 92 Prozent eine „intakte Landschaft und Natur“, rund 71 Prozent „regionale Produkte“ und rund 65 Prozent ein „intaktes, harmonisches Ortsbild“. Es folgten „Geringe Belastungserscheinungen durch den Tourismus“ (knapp jeder zweite) und die „Gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ (rund 44 Prozent).

Dabei waren Gäste mit den drei Erstgenannten auch zufrieden (Skala von 1 = „sehr zufrieden“ bis 6 = „sehr unzufrieden“): intakte Landschaft (1,78), regionale Produkte 2,19 und intaktes Ortsbild (2,05). Die Zufriedenheit mit dem Thema „Geringe Belastungserscheinungen durch den Tourismus“ war mit der Note 3,3 und die „Gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ mit der Note 2,64 eher schlecht bewertet.

Auch mit dem Angebot für Menschen mit Lebenseinschränkungen (Note: 3,11) waren Gäste eher unzufrieden. Die vorhandene Ladeinfrastruktur für E-Autos erhielt mit Abstand die schlechteste Bewertung: Note 3,81. „Fakt ist, dass Bewertungen jenseits der Note zwei eher selten sind, weil Gäste in der Bewertung ihres eigenen Urlaubes eher wohlwollend agieren. Insofern sollten uns alle Bewertungen jenseits der zwei ein Alarmsignal sein und uns die richtigen Ableitungen treffen lassen“, sagte Woitendorf abschließend.

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