Neue Bitkom-Studie: Smarter Reisen mit digitalen Technologien

am . Veröffentlicht in eTourismus & Online-Marketing

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Der Familienurlaub wird mit Hilfe von Big-Data-Analysen maßgeschneidert, das Hotel durchstreift man vor der Buchung mit einer Virtual Reality Brille und eine Smartphone-App hilft beim Kofferpacken. Digitale Technologien machen Reisen bequemer, effizienter, intelligenter. Das will eine repräsentative Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigen. Dafür wurden 803 Internetnutzer sowie 103 Manager von Touristikunternehmen befragt.

Insgesamt hätten laut Studie acht von zehn Internetnutzern (80 Prozent) bereits Flüge, Unterkünfte oder Mietwagen im Netz gebucht. Wenn es um kommerzielle Unterkünfte gehe, seien vor allem Websites wie Booking.com oder HRS beliebt – 67 Prozent der Internetnutzer, die online eine Unterkunft gebucht haben, hätten schon solche Angebote genutzt.

Doch die Digitalisierung werde das Reisen noch viel tiefgreifender verändern. Nach Ansicht der meisten Experten (71 Prozent) werde im Jahr 2025 die gesamte „Customer Journey“ – also der Prozess von der Buchung bis zur Rückschau auf die Reise – digital abgewickelt. Und die Branche reagiere auf diesen Trend: Bereits heute investierten gut zwei Drittel (68 Prozent) der Touristik-Unternehmen in digitale Angebote, die über einen einfachen Webauftritt hinausgingen, beispielsweise Apps. Fast jeder zweite Anbieter werte soziale Medien aus, um Reisenden individuelle Angebote machen zu können.

„Wie wir die schönsten Wochen des Jahres planen, organisieren und verbringen, wird künftig auch ganz entscheidend vom Einsatz digitaler Technologien wie Big Data und Virtual Reality, Social Media und neuen Plattformen geprägt sein“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Unternehmen der Touristikbranche müssen sich intensiv mit diesen Innovationen auseinandersetzen, ihre Geschäftsmodelle prüfen und gegebenenfalls anpassen oder sogar komplett erneuern“, so Rohleder. Die Unternehmen seien hierfür aufgeschlossen: So sähen die befragten Manager die Digitalisierung mit überwältigender Mehrheit (94 Prozent) eher als Chance denn als Risiko.

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Verbraucherbefragung

Das Internet ist für die Verbraucher schon heute zum Dreh- und Angelpunkt bei der Reiseplanung geworden, vor allem was die Reisebuchung angehe. 66 Prozent hätten bereits Übernachtungen im Netz gebucht, 56 Prozent Flüge und 45 Prozent Mietwagen. Aber auch Bahnfahrkarten (39 Prozent), Pauschalreisen (35 Prozent) oder Fernbustickets (14) würden von den Verbrauchern online organisiert. Ein Viertel (24 Prozent) erklärt sogar: Ich buche meine Reisen fast ausschließlich im Internet.

Für die Buchung von Urlaubsunterkünften seien bei den Verbrauchern derzeit Plattformen für kommerzielle Angebote von Hotels und Ferienwohnungen wie Tripadvisor oder Ab-in-den-Urlaub.de besonders beliebt. 67 Prozent der Internetnutzer, die schon einmal eine Unterkunft im Netz gebucht hätten, hätten dabei solche Plattformen für kommerzielle Unterkünfte genutzt. „Der Urlauber hat hier die Wahl aus einem riesigen Angebot und kann es einfach mit ein paar Klicks nach seinen Auswahlkriterien sortieren, etwa nach Zimmerausstattung, Lage oder Preis“, so Rohleder.

Ähnlich viele Befragte (60 Prozent) hätten direkt auf der Website von Hotels oder Ferienwohnungen gebucht. Darüber hinaus seien neue Online-Dienste, die alternative Übernachtungsmöglichkeiten wie Privatwohnungen böten, im Kommen. 15 Prozent derjenigen, die schon online eine Bleibe reserviert hätten, hätten sich für eine bezahlte Privatunterkunft entschieden, zum Beispiel über Airbnb oder 9flats. 10 Prozent hätten zudem Couchsurfing genutzt, seien also kostenlos bei einer Privatperson untergekommen. „Neue Online-Dienste bieten nicht nur für junge Menschen mit schmalem Geldbeutel häufig tolle Alternativen zu den etablierten Beherbergungsbetrieben“, so Rohleder.

Vor Reiseantritt, aber auch während der Reise spielten digitale Technologien eine wichtige Rolle. Dass die Urlaubsfotos mit dem Handy gemacht würden statt mit der Digitalkamera, sei für viele Verbraucher längst selbstverständlich. 45 Prozent der Internetnutzer sagten sogar: Meine Urlaubsfotos mache ich überwiegend mit dem Smartphone. Jeder fünfte Internetnutzer (19 Prozent) verwende zudem Reise-Apps, etwa zur Übersetzung oder Währungsumrechnung oder für die Stadt- und Museumsführung.

Expertenbefragung

Die Befragung von 103 Geschäftsführern bzw. Vorständen von Unternehmen aus dem Touristiksektor zeige weitere Trends im E-Tourismus. Demnach werde es im Jahr 2025 verbreitet sein, dass Reisen mithilfe von Big-Data-Analysen persönlich auf Verbraucher zugeschnitten würden – das sagen 97 Prozent der Tourismusmanager. 74 Prozent erwarten zudem, dass es in neun Jahren schon üblich sein werde, nur noch ein digitales Ticket für alle Reisedienstleistungen zu nutzen, also beispielsweise für Flüge, Mietwagen oder Bahnfahrten. Außerdem werde sich der Trend zum Sharing fortsetzen. Verbraucher würden sich zum Beispiel zu Reisegemeinschaften zusammenschließen und so von Vergünstigungen profitieren. Gut die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gehe davon aus, dass dieses Modell im Jahr 2025 verbreitet sein werde.

Das vielleicht größte disruptive Potenzial für die Reisebranche biete Virtual Reality (VR). Urlauber würden künftig mit Hilfe von VR-Brillen schon vor dem Urlaub ihr Hotelzimmer in Shanghai erkunden, den Ausblick vom Pariser Eiffelturm genießen oder am karibischen Traumstrand liegen können. Drei Viertel der Manager (74 Prozent) sagen, dass dieses Szenario im Jahr 2025 verbreitet sein werde.

„Virtual Reality gehört zu den absoluten Megatrends und eröffnet gerade im Tourismus Möglichkeiten, an die wir vor einiger Zeit nicht mal gedacht hätten“, sagt Rohleder. Denn VR könne physische Reiseziele virtuell nachbilden. 64 Prozent der Befragten meinten, dass solche Szenarien im Jahr 2025 schon verbreitet sein würden und man auch einmal eine virtuelle statt einer tatsächlichen Reise unternehme. Rohleder: „Virtuelle Reisen können gerade für Orte, die aktuell nur schwer zugänglich sind oder die gar nicht mehr existieren, interessant sein.“ Auch VR-Reisen zu digital produzierten Fantasieorten seien möglich. Ein Drittel (33 Prozent) der befragten Manager sage, dass die Nutzung solcher Angebote im Jahr 2025 verbreitet sein werde.

Mit der zunehmenden Bedeutung digitaler Technologien im Tourismus veränderten sich auch die Anforderungen an die Unternehmen der Branche. 84 Prozent der Befragten finden, dass stationäre Reisebüros ihr Angebot online ergänzen müssten. Denkbar wären zum Beispiel Apps, die es ermöglichten, während des Urlaubs die Buchung von unterwegs zu verwalten und zu ändern. 83 Prozent der Manager seien zudem der Meinung, dass das stationäre Reisebüro sein Angebot vor Ort um digitale Komponenten erweitern sollte, beispielsweise Virtual-Reality-Brillen. Wie fundamental sich der Markt wandelt, zeige auch die folgende Zahl: Fast die Hälfte der Befragten denke, dass die Digitalisierung Reiseveranstalter in großen Teilen überflüssig machte weil Verbraucher ihre Reisen überwiegend selbst buchten und organisierten. Eine Ausnahme bildeten nach Ansicht der Experten komplexe Reisen oder Luxusreisen, dort seien Reiseveranstalter weiterhin wichtig, wie 59 Prozent der Befragten meinen.

Die Branche reagiert auf diese Entwicklungen teils schon bzw. treibe sie selbst voran. Gut zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen investierten in digitale Angebote, die über den einfachen Webauftritt hinausgingen, etwa Apps. Und schon 43 Prozent sammelten und analysierten Daten aus dem Netz, zum Beispiel aus Foren und Sozialen Netzwerken, um individuelle Reiseangebote für ihre Kunden zu erstellen. Fast alle der befragten Manager (96 Prozent) geben zudem an, dass das eigene Unternehmen nicht mehr auf den traditionellen Vertrieb, sondern hauptsächlich auf Online-Vermarktung setze, also seine Angebote zum Beispiel über eine Website vertreibe. „Neben einer Website sollten auch Maßnahmen wie der Eintrag in Online-Vergleichsportale, die Kooperation mit Online-Reisebüros und die Vermarktung über Soziale Medien für Reiseveranstalter oder Beherbergungsbetriebe heute selbstverständlich sein“, so Rohleder.

Das Wettbewerbsumfeld habe sich im Zuge der Digitalisierung ebenfalls verändert. Jedes vierte Touristikunternehmen (26 Prozent) betrachte große Digitalunternehmen bei disruptiven Neuentwicklungen im Touristiksektor als Konkurrenz. 16 Prozent sehen zudem Start-ups als ernsthafte Mitbewerber, wenn es um bahnbrechende Innovationen gehe. „Start-ups sollten von etablierten Unternehmen unbedingt sehr ernst genommen werden – auch und vor allem als mögliche Geschäftspartner“, so Rohleder. „In vielen Fällen entwickeln junge Unternehmen Lösungen, die helfen, bestehende Geschäftsmodelle für das digitale Zeitalter fit zu machen. Start-ups können für etablierte Touristikunternehmen der Türöffner zum E-Tourismus sein.“

Hinweis zur Methodik

Grundlage der Angaben der Touristikunternehmen sei eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt habe. Dabei wurden Geschäftsführer und Vorstände von 103 Unternehmen aus der Touristikbranche befragt. Die Angaben zu Verbrauchern basierten ebenfalls auf einer Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt habe. Dabei wurden 1008 Verbraucher ab 14 Jahren, darunter 803 Internetnutzer, befragt. Die Umfrage sei repräsentativ.

https://www.bitkom.org

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